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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und Peter daran zu erinnern, dass ihre reguläre Gruppensitzung zur gewohnten Zeit stattfinden und ihre Anwesenheit erwartet würde.
    »Jetzt ginge es«, sagte sie und betrat den Flur, doch Mr. Evil wünschte, etwas klarzustellen.
    »Nur Sie«, sagte er steif. »Nicht die anderen beiden.«
    »Sie helfen mir«, sagte sie. »Das wissen Sie doch.«
    Mr. Evil nickte, wechselte jedoch nahtlos in ein energisches Kopfschütteln. »Ja, das mag schon sein«, sagte er bedächtig. »Das wird sich erweisen, Sie wissen, dass ich da meine Zweifel hege. Das gibt ihnen jedoch noch lange nicht das Recht, vertrauliche Akten der anderen Patienten einzusehen. Diese Unterlagen enthalten sensible persönliche Informationen, die aus Therapiegesprächen mit diesen Patienten gewonnen wurden, und ich kann nicht zulassen, dass diese Informationen anderen Patienten dieser kleinen Anstalt hier zur Kenntnis gelangen. Das wäre unethisch von mir und würde zudem gegen Bestimmungen im Datenschutzgesetz verstoßen. Das müsste Ihnen doch eigentlich klar sein, Miss Jones.«
    Lucy schwieg und dachte über das, was er gesagt hatte, nach. »Tut mir leid«, erwiderte sie langsam. »Natürlich haben Sie Recht. Ich hatte einfach nur angenommen, dass die besonderen Erfordernisse der Situation Ihnen einen gewissen Spielraum verschaffen würden.«
    Er lächelte. »Natürlich. Und ich möchte Ihnen den größtmöglichen Spielraum bei Ihrer aussichtslosen Jagd zubilligen. Aber ich kann nicht das Gesetz übertreten, und es wäre auch nicht fair von Ihnen, mich oder einen der anderen Heimleiter darum zu bitten.« Mr. Evil trug langes braunes Haar zur Goldrandbrille, was ihm ein ungepflegtes Aussehen verlieh. Zum Ausgleich sah man ihn oft mit Krawatte und weißem Hemd, obwohl andererseits seine Schuhe immer abgenutzt waren.
    Es war, musste Francis denken, ein bisschen so, als wollte er weder der Rebellion noch dem Status quo zugeordnet werden. Dass er sich zu keiner von beiden Fraktionen durchringen konnte, versetzte Mr. Evil in eine prekäre Lage.
    »Richtig«, sagte sie. »Das möchte ich natürlich nicht.«
    »Besonders, da ich bis jetzt noch keine stichhaltigen Beweise für Ihre Theorie bekommen habe, dass es die mythische Person, die Sie verfolgen, auch tatsächlich gibt.«
    Zunächst antwortete sie darauf nicht, sondern lächelte nur.
    »Und«, sagte sie, um das unangenehme Schweigen zwischen ihnen zu brechen, »und was genau schwebt Ihnen da vor?«
    Evans lächelte ebenfalls, als ob er den kleinen Schlagabtausch genösse. Stoß. Parade. Attacke.
    »Etwas, was über Mutmaßungen hinausgeht«, sagte er. »Vielleicht ein glaubwürdiger Zeuge, auch wenn mir im Moment noch schleierhaft ist, wo Sie den in einer Nervenheilanstalt hernehmen wollen.« Er sagte das mit einem kurzen Lachen, als wäre es ein Witz. »Oder vielleicht auch die Mordwaffe, die bislang noch nicht aufgetaucht ist. Etwas Konkretes. Etwas Handgreifliches …« Wieder schien er so tun zu wollen, als wäre die ganze Sache äußerst amüsant, zumindest für ihn. »Natürlich sind Begriffe wie konkret und handgreiflich nicht so leicht auf diese kleine Welt hier anwendbar, Miss Jones, wie Sie auch schon gemerkt haben dürften. Sie wissen so gut wie ich, Miss Jones, dass Geisteskranke statistisch gesehen eine viel, viel größere Gefahr für sich selbst darstellen als für andere.«
    »Vielleicht ist derjenige, den ich suche, gar nicht im engeren Sinne das, was Sie unter geisteskrank verstehen«, sagte Lucy. »Eine ganz und gar andere Kategorie.«
    »Nun ja«, erwiderte Evans, »das mag der Fall sein. Das ist sogar wahrscheinlich. Aber was wir hier in Fülle haben, ist die erstere Kategorie und nicht die letztere.«
    Dabei wies er mit einem angedeuteten Kopfnicken und einer ausgreifenden Handbewegung in die Richtung seines Büros. »Wollen Sie immer noch die Akten einsehen?«, fragte er.
    Lucy drehte sich zu Peter und Francis um. »Ich muss das machen. Wenigstens schon mal anfangen. Ich seh Sie dann nachher.«
    Peter sah ärgerlich zu Mr. Evans hinüber, der es vermied, in seine Richtung zu blicken, sondern stattdessen Lucy Jones den Flur entlang begleitete und Patienten, die sich an ihn wenden wollten, mit einer brüsken Handbewegung abwies. Fast wie ein Mann, dachte Francis, der sich mit einer Machete einen Weg durch den Dschungel bahnt.
    »Wär zu schön«, sagte Peter im Flüsterton, »wenn sich herausstellte, dass dieser Hurensohn der Kerl ist, den wir jagen. Das wär schon wirklich was

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