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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Besonderes, dann hätte sich die ganze Zeit hier drinnen gelohnt.« Er brach in ein kurzes Gelächter aus. »Ach ja, C-Bird. So einfach wird’s einem leider nicht gemacht. Und wie heißt es noch so schön: ›Hüte dich davor, zu bekommen, was du dir wünschst.‹« Doch während er noch sprach, starrte er weiterhin nach Mr. Evans. Er wartete ein Weilchen und fügte hinzu: »Ich rede mal mit Napoleon.« Peter seufzte. »Vielleicht kann er uns mit der Sicht des achtzehnten Jahrhunderts weiterhelfen.«
    Francis wäre mitgekommen, doch er zögerte, als Peter mit zügigen Schritten Richtung Tagesraum eilte. In dem Moment sah er Big Black an die Flurwand gelehnt eine Zigarette rauchen. Seine weiße Uniform blendete im Licht, das durch die Fenster strömte. Aus irgendeinem Grund wirkte Big Blacks Haut in diesem Licht noch dunkler, und Francis sah, dass der Pfleger sie beobachtet hatte. Er ging hinüber, und der Hüne löste sich von der Wand, bevor er seine Zigarette auf den Boden warf.
    »Schlechte Angewohnheit«, sagte Big Black. »Eine, die dich ungefähr genauso schnell ins Grab bringen kann wie alles andere hier. Vielleicht. Bin mir da nicht mehr so sicher, nach allem, was passiert ist. Aber fang nicht wie alle anderen auch noch damit an, C-Bird. ’ne Menge schlechte Angewohnheiten hier drinnen. Und man kann nicht viel dran machen. Versuche, schlechten Gewohnheiten aus dem Weg zu gehen, C-Bird, und früher oder später bist du draußen.«
    Francis antwortete nicht. Stattdessen sah er zu, wie der Pfleger den Flur hinunterstarrte, einen Patienten ins Visier nahm, dann einen anderen, in Wahrheit aber offensichtlich mit seinen Gedanken woanders war.
    Nach einer Weile fragte Francis: »Wieso hassen die beiden sich, Mr. Moses?«
    Big Black beantwortete die Frage nicht direkt, sondern sagte nur: »Weißt du, da unten im Süden, wo ich geboren bin, da gab es manchmal diese alten Frauen, die vorher merkten, wenn sich das Wetter änderte. Sie wussten, wenn Stürme vom Meer her drohten, und besonders zur Zeit der Hurrikans waren sie ständig unterwegs, atmeten die Luft ein, hatten kleine Zaubergesänge und -sprüche auf den Lippen oder warfen Knöchelchen und Muscheln auf ein Stück Tuch. Ein bisschen wie Hexerei, nehme ich mal an, und jetzt, wo ich ein aufgeklärter Mann bin und in einer modernen Welt lebe, C-Bird, bin ich nicht so dumm, an all diese Sprüche und magischen Beschwörungen zu glauben. Das Problem ist nur, dass sie immer Recht behielten. Stand ein Sturm bevor, wussten sie es lange vor allen anderen. Sie waren es, die den Leuten sagten, sie sollten das Vieh in den Stall treiben, das Dach auf dem Haus reparieren, vielleicht einen Vorrat Wasser in Flaschen füllen, nur für den Notfall, den niemand kommen sah. Der aber trotzdem eintraf. Ergibt keinen Sinn, wenn man drüber nachdenkt; ergibt aber Sinn, wenn man es lässt.«
    Er lächelte und legte Francis die Hand auf die Schulter. »Was meinst du, C-Bird? Merkst du auch, dass ein Sturm im Anmarsch ist, wenn du dir die beiden anschaust und siehst, wie sie sich benehmen?«
    »Ich versteh Sie immer noch nicht, Mr. Moses.«
    Der Hüne schüttelte den Kopf. »Sagen wir’s mal so: Evans, der hat einen Bruder. Und vielleicht hat das, was Peter angestellt hat, etwas mit dem Bruder zu tun. Und deshalb hat Evans, als Peter herkam, gleich dafür gesorgt, dass er für seine Beurteilung zuständig ist. Peter sollte von vornherein wissen: Egal, was Peter will, Evans wird dafür sorgen, dass er es nicht bekommt.«
    »Aber das ist doch nicht fair«, sagte Francis.
    »Hab ich auch nicht behauptet, C-Bird. Hab überhaupt nix davon gesagt, ob irgendwas fair ist oder nicht. Hab nur gesagt, dass das vielleicht zu dem Ärger gehört, der uns möglicherweise ins Haus steht, stimmt’s?«
    Big Black nahm seine Hand von Francis’ Schulter und steckte sie in die Tasche. Dabei rasselte der Schlüsselbund an seinem Gürtel.
    »Mr. Moses, diese Schlüssel – können Sie damit hier drinnen überall rein?«
    Er nickte. »Hier drinnen. Aber auch in allen anderen Wohnheimen. Damit kann man auch die Schlösser zum Sicherheitsdienst aufschließen. Schlafsaaltüren. Damit kommt man sogar in die Isolierzellen. Du willst zum Haupteingang raus, Francis? Die hier zeigen dir, wo’s langgeht.«
    »Wer hat alles solche Schlüssel?«
    »Pflegestationsleiter. Leute vom Sicherheitsdienst. Pfleger wie ich und mein Bruder. Hauptpersonal.«
    »Wissen die zu jeder Tageszeit, wo sich die Schlüssel

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