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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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äußerste Geheimhaltung konnte verhindern, daß ihnen das gelang. Bisher hatte Hutchman angenommen, das Sicherheitsfach in seinem Schreibtisch sei der beste Platz für seine Pläne und Aufzeichnungen, aber es gab genügend Kollegen, die nichts von den hiesigen Sicherheitsmaßnahmen hielten. Wenn wir allen Russen alle unsere Geheimpläne übergeben, behaupteten sie, sind sie in der Forschung fünf Jahre hinter uns.
    Bei dem Gedanken an das Sicherheitsfach war es Hutchman unbehaglich zumute; ihm fiel ein, daß er nicht einmal wußte, ob er es abgesperrt hatte. Er ging schneller, lief beinahe und stürmte in sein Büro. Don Spain stand am Schreibtisch und starrte gespannt in das geöffnete Stahlfach, dessen Inhalt er durchwühlte.
    »Hallo, Hutch!« sagte er heiser und grinste dabei. »Wo haben Sie Ihren Bleistiftspitzer?«
    »Bestimmt nicht dort!« knurrte Hutchman erbittert. »Sie verdammter kleiner Schnüffler!«
    Spains Grinsen verschwand schlagartig. »Was haben Sie denn, Hutch? Ich wollte mir bloß den Spitzer leihen.«
    Hutchman knallte die Tür zu Muriels Büro zu. »Das ist gelogen«, stellte er fest. »Sie haben meinen Schreibtisch schon so oft durchwühlt, daß Sie den Spitzer mit verbundenen Augen finden könnten. Nein, Spain, wahr ist nur, daß Sie ein unsympathischer, verdammter kleiner Schnüffler sind!«
    Spain wurde langsam rot. »Wie kommen Sie eigentlich dazu, mich…«
    »Und wenn ich Sie noch mal in diesem Zimmer erwische, schlage ich Ihnen den Schädel ein!«
    Der andere starrte ihn erst ungläubig und dann wütend an. »Überschlagen Sie sich nur nicht, Hutch. Ihr Gekritzel interessiert mich nicht, und ich habe nicht die Absicht, mich von einem Großmaul… «
    Hutchman griff nach seinem Briefbeschwerer und holte damit aus, als wollte er nach Spain werfen. Der andere duckte sich unerwartet gelenkig und verschwand in Muriels Büro. Hutchman setzte sich an den Schreibtisch und wartete, bis sich seine Nerven wieder beruhigt hatten. Das hatte er seit Jahren tun wollen, aber vielleicht wäre es besser gewesen, sich noch etwas länger zu beherrschen. Spain und Muriel würden dafür sorgen, daß dieser kleine Auftritt in der ganzen Firma bekannt wurde – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem es darauf ankam, unauffällig im Hintergrund zu bleiben.
    Er blätterte die Papiere im Sicherheitsfach durch und sah erleichtert, daß seine Adressenliste, auf der Ministerien, Politiker und einflußreiche Wissenschaftler standen, ziemlich weit unten lag und so zusammengefaltet war, daß Spain sie vermutlich übersehen hatte. In Zukunft würde er den ganzen Papierkram mit sich herumschleppen – aber was war mit der Maschine selbst? Hutchman hockte in seinem Schreibtischsessel und starrte durch die Bürofenster, über die Regentropfen schräge Spuren zogen, auf herbstlich kahle Bäume hinaus. Die Maschine, die er mit einiger Anstrengung schleppen konnte, durfte nicht im Jeavons Institute bleiben. Um die Atommächte erpressen, um Megatode in Megaleben verwandeln zu können, würde er die Maschine an einem geheimen Ort aufbauen müssen. Ob sie eines Tages aufgespürt wurde, spielte dabei keine Rolle, weil sie nur die erste von vielen sein würde – sobald das Wissen, das in ihrer Konstruktion steckte, Allgemeingut geworden war, würden an anderen geheimen Orten weitere Maschinen dieser Art entstehen. Und niemand konnte dann noch riskieren, Halbkugeln aus grauem Metall in seinem Besitz zu haben.
    Niemals mehr, Vicky. Niemals mehr.
    Hutchman stand auf und betrachtete sein Spiegelbild in der gläsernen Trennwand. Die Schattengestalt vor ihm, der große Mann mit dem welligen schwarzen Haar und den kräftigen Händen, war der Lucas Hutchman, den die Welt sah. Dieser Lucas Hutchman – bleib nur weiter bei der dritten Person, Hutch, das ist ein klassisches Symptom der Paranoia – würde allein gegen die ganze Welt ankämpfen. Und eines Tages würde die Frau dieses Mannes endlich begreifen, worum es ihm gegangen war. Und dann würde die Frau dieses Mannes ihre Schuld erkennen.
    Das Vergnügen, das ihm dieses Spiel bereitete, beunruhigte Hutchman so sehr, daß er sich abrupt hinsetzte und seine Notizen und Skizzen durchblätterte. Alle Entwürfe standen auf Papier mit dem Firmenaufdruck, aber Hutchman brauchte nur den oberen Rand abzuschneiden, um sie anonym zu machen. Schwierig war nur, daß Ausländer sein Gekritzel vermutlich nicht entziffern konnten – und es war ohnehin besser, wenn seine Handschrift

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