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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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Vicky verständnislos.
    »Das möchte ich auch wissen.« Hutchman sah ein, daß es ein Fehler gewesen war, nicht rechtzeitig mit der Bank zu sprechen, bevor dieser Brief ins Haus geflattert war.
    »Und warum ist nicht einfach Geld vom Sparkonto auf das andere übertragen worden? Das hat die Bank doch schon…« Vicky riß Hutchman den Brief aus der Hand und las ihn noch mal. »Du hast das Sparkonto aufgelöst! Wo ist das Geld?«
    Hutchman bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Ich mußte es für das Projekt verwenden.«
    »Was?« Vicky lachte unsicher und sah zu David hinüber, der interessiert zuhörte. »Soll das ein Witz sein, Lucas? Ich hatte über zweitausend Pfund auf diesem Konto.« Hutchman fiel die Wahl des Personalpronomens auf. Vicky saß im Aufsichtsrat des Bauunternehmens ihres Vaters. Sie ließ ihre Vergütung und die Tantiemen auf dem Sparkonto stehen und sprach stets bewußt von »unserem Ersparnissen« – nur in solchen Augenblicken nicht.
    »Nein, das ist kein Witz«, antwortete Hutchman. »Ich habe das Geld für Geräte gebraucht.«
    »Das glaube ich dir nicht. Für welche Geräte? Zeig mir die Quittungen!«
    »Ich muß sie erst zusammensuchen.« Er hatte die Geräte gegen bar gekauft, einen falschen Namen angegeben und die Quittungen verbrannt. Wer Tanzmeister der Neutronen sein wollte, mußte alle möglichen Tricks beherrschen. »Aber ich glaube nicht, daß ich sie noch finde.« Er sah hilflos zu, wie Vicky zu weinen begann.
    »Ich weiß, warum du mir keine Quittungen zeigen kannst«, schluchzte sie. »Ich weiß genau, was du gekauft hast!«
    Schon wieder! dachte Hutchman erschrocken. Er kannte Vicky gut genug, um zu wissen, daß sie ihm vorwarf, er habe das Geld für eine andere Frau ausgegeben oder damit gar ein Liebesnest eingerichtet. Sie wußten beide genau, was sie meinte, aber sobald er diesen unausgesprochenen Vorwurf leugnete, gab er ihn praktisch zu.
    »Bitte, Vicky, bitte…« Er nickte zu David hinüber.
    »Ich habe noch nie etwas getan, was David geschadet hätte, Lucas«, versicherte Vicky ihm. »Aber das zahle ich dir heim! Darauf kannst du dich verlassen!«
    Die Erkenntnis, daß er die Antikriegs-Maschine nicht einsetzen würde, kristallisierte sich langsam in Hutchmans Verstand heraus, als er sie zusammenbaute. Er fragte sich, ob dieses Wissen schon immer in seinem Unterbewußtsein vorhanden gewesen und nur durch seine Begeisterung für das Projekt als solches unterdrückt worden war. Seine Hände arbeiteten weiter, und er beobachtete sie schuldbewußt, als hätten sie die Maschine allein konstruiert. Unabhängig von allen Überlegungen mußte er sich eingestehen, daß die Fertigstellung der Maschine ihn mit einer schillernden, vielfältigen Realität konfrontierte.
    Eine Facette war die Tatsache, daß seine Maschine nicht erprobt oder in begrenztem Umfang eingesetzt werden konnte. Sie war ein Alles-oder-nichts-Gerät für Alles-oder-nichts-Leute – eine Kategorie, zu der Hutchman eigentlich nicht gehörte. Eine weitere Facette war, daß die internationale Lage sich merklich gebessert zu haben schien. Manche Beobachter glaubten, die frühere Spannung habe etwas nachgelassen, weil der unbewußte, aber weltweite Wunsch, die Bombe einzusetzen, auf diese Weise in Erfüllung gegangen sei. Dazu kam noch, daß Hutchman nicht bereit war, weiter einen Weg zu verfolgen, der ihn zum Ende seiner Ehe führen mußte. Er sah nur widerstrebend ein, daß er bereit war, Millionen von Menschenleben aufs Spiel zu setzen, um sein eigenes Glück zu retten – falls sein Leben mit Vicky damit korrekt beschrieben war.
    Aber die Maschine war real, erschreckend real, realer als alles, was er bisher gesehen hatte. Sie überwältigte ihn mit ihrer dreidimensionalen Gegenwart und ließ keinen Platz für Illusionen oder Doppel-Denken. Und die Wahrheit, die er akzeptieren mußte? Ich bin eigentlich doch so egoistisch, feige und gewöhnlich wie alle anderen.
    Hutchman ließ sein Mikrometer mit wachsender Erleichterung sinken und spürte die schuldbewußte Freude eines Mannes, der seine Prinzipien verwässert hat. Die Fertigstellung der Maschine hätte noch zwei Stunden Arbeit erfordert; aber es hatte jetzt keinen Sinn mehr, die Endmontage vorzunehmen. Hutchman überlegte, ob er die Maschine sofort demontieren sollte, aber nun machte sich die wochenlange Überanstrengung bemerkbar. Seine Knie begannen leicht zu zittern. Er betrachtete die Maschine einige Sekunden lang nachdenklich und resigniert, verließ dann

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