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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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leichter zu gehen, als habe er die Fesseln gesprengt, die bisher seinen ganzen Körper eingeengt hatten. Er lief an Kastanien vorbei, deren trockenes Laub unter seinen Füßen raschelte, und sah sich erst am Ende der Allee um. Der blaue Jaguar schoß hinter ihm um die Kurve, schleuderte etwas, wurde abgefangen und fuhr in Hutchmans Richtung weiter.
    Er rannte wieder. Vor ihm ragten zweistöckige Terrassenhäuser auf, zwischen denen die Straße wie in einer Schlucht verlief. Hutchman sah eine schmale Straße nach rechts abzweigen und entschloß sich ihr zu folgen. Sie führte zwischen Häuserzeilen leicht ansteigend über einen Hügel, wo sie im Abendnebel zu verschwimmen schien. Hutchman konnte nicht mehr umkehren. Er rannte weiter, wich einzelnen geparkten Wagen aus und schlug Haken, um nicht mit den auf der Straße spielenden Kindern zusammenzuprallen. Das Laufen war jetzt mühsamer; er rang nach Luft, hatte Seitenstechen und war merklich langsamer geworden. Als er sich umsah, erkannte er wieder den Jaguar hinter sich.
    Plötzlich sah Hutchman eine Lücke in den Häuserzeilen, wo mehrere Gebäude abgerissen worden waren, um einem neuen Wohnblock Platz zu machen. Der Neubau war jedoch eingestellt worden, als die Kellerdecke fertig war, und diente jetzt einer Gruppe von Kindern als abenteuerlicher Spielplatz. Hutchman hastete über die Baustelle auf die nächsten Terrassenhäuser zu, hinter denen jetzt Straßenlampen in der Abenddämmerung aufflammten. Er hörte den Jaguar mit quietschenden Reifen halten, aber er konnte sich nicht nach seinem Verfolger umsehen, weil er auf die Hindernisse vor sich achten mußte: einzelne Betonsteine und ganze Bündel von Rundeisen, die aus der Betondecke aufragten.
    Hutchman lief auf eine Stelle zu, an der er eine Lücke zwischen den Terassenhäusern zu erkennen glaubte. Aber dann entdeckte er, daß er seine Kraft vergeudet hatte, denn dort ragte ein unüberwindbar glatter Bauzaun vor ihm auf. Hutchman saß in der Falle. Er machte kehrt, weil er unsinnigerweise hoffte, sich unter die spielenden Kinder mischen zu können – aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Der grauhaarige Mann war nur noch dreißig Meter hinter ihm. Er bewegte sich erstaunlich rasch und hielt ein Stilett stoßbereit in der Faust.
    Hutchman wich schluchzend nach rechts aus. Sein Verfolger schnitt ihm den Weg ab. Hutchman bückte sich, hob einen Betonstein auf und warf ihn dem Grauhaarigen in dem teuren Tweedmantel entgegen. Aber der andere ließ sich dadurch nicht aufhalten. Er sprang über den Stein, kam unsicher auf, stolperte und fiel mit dem Gesicht in ein Rundeisenbündel, das aus einer betonierten Fläche ragte. Er schrie gellend auf, als sich eines der Eisen in seine rechte Augenhöhle bohrte.
    Hutchman beobachtete entsetzt, wie der unerwartet große Augapfel heraussprang und davonrollte.
    »Mein Auge! O Gott, mein Auge!« Der Mann kroch über den Beton und tastete ihn blindlings ab.
    »Laß mich«, murmelte Hutchman.
    »Aber das ist mein Auge!« Der Mann kam auf die Beine, hatte das schreckliche Ding in der Hand und streckte es Hutchman wie bittend entgegen. Schwarzes Blut lief ihm übers Gesicht und auf den Mantel.
    »Nein!« Hutchman flüchtete erschrocken. Er erreichte den geparkten Jaguar, wollte sich ans Steuer setzen und mußte feststellen, daß der Zündschlüssel abgezogen war. Als er sich wieder aufrichtete, sah er zwei Männer hinter einer Horde aufgeregt lärmender Kinder herankommen. Einer von ihnen trug Hausschuhe und war in Hemdsärmeln.
    »Dort ist ein Unfall passiert!« rief Hutchman und zeigte auf die einzelne Gestalt, die über die Baustelle irrte. »Wo ist das nächste Telefon?«
    Der vorderste Mann deutete hügelabwärts. Hutchman rannte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, konnte bald nicht mehr laufen und mußte sein Tempo keuchend verlangsamen. Dabei konnte er auch besser nachdenken. Hutchman hatte das Gefühl, sein Verfolger sei kein englischer Kriminalbeamter oder Geheimagent – aber wie hatte der andere ihn so schnell aufgespürt, selbst wenn Andrea Knight. ausgepackt hatte? Hutchman konnte sich nicht erklären, was den Unbekannten auf seine Spur gebracht hatte. Jedenfalls durfte er keine Sekunde länger als unbedingt nötig in Bolton bleiben.
    Er fuhr mit einem Bus ins Stadtzentrum, wanderte ziellos durch die Straßen und tauchte zweimal in Seitenstraßen unter, als er Polizeiuniformen sah. Wie konnte er Bolton verlassen? Er mußte nicht nur dem Netz

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