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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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alle anderen wie ein Nebelhorn. Hutchmans Blase ist zum Platzen gefüllt, und er braucht dringend ein WC, aber beide Toiletten sind besetzt.
     
    Der Druck wird schlimmer. Er fürchtet, sich nicht länger beherrschen zu können, und fragt Mrs. Atwood nach einer weiteren Toilette. Nicht hier, sagt sie, aber das Haus nebenan ist leer. Hutchman hastet hinaus.
    Die Straße liegt in schiefergrauem Licht vor ihm, und die abgetretenen Sandsteinstufen des verlassenen Hauses prägen sich ihm lebhaft ein. Die Haustür steht offen. Staub wirbelt über den angefaulten Dielen auf, als er den Flur betritt. Links von ihm steht eine Tür offen. Er sieht eine Gestalt, eine mit einem weißen Laken zugedeckte Gestalt auf der Couch liegen. Er würde am liebsten fliehen, aber er muß aufs WC, öffnet die Toilettentür und steht in einem Bad. In der alten Wanne liegt eine verwesende Leiche.
    Hutchman schwankt rückwärts, wendet sich ab und will fliehen. Aber inzwischen hat sich die Haustür geschlossen, und am Rand des Windfangs ist ein Stück weißes Laken zu erkennen. Das Ding, das im Zimmer auf der Couch gelegen hat, lauert ihm jetzt dort unten auf. Und selbst wenn er es beiseite stoßen könnte, kann es sich auf ihn stürzen, während er die Haustür zu öffnen versucht. Hutchman versucht zu schreien. Lauf! Bleib! Lauf! Bleib!
    Es war noch hell, als er aufwachte, aber der Raum schien viel kälter geworden zu sein. Er lag auf dem Rücken ausgestreckt und hielt sich mit beiden Händen am Bettzeug fest, als könnte er dadurch einen Fall aus dem Bett verhindern, während er gegen seinen Alptraum ankämpfte. Ein ganz gewöhnlicher schlimmer Traum, versuchte er sich einzureden; wie in einem zweitklassigen Horrorfilm und für einen wachen Erwachsenen geradezu lächerlich. Aber im Zimmer war es jetzt kälter, das war nicht zu leugnen. Hutchman stand zitternd auf, um das Gasfeuer höher zu drehen. Eine weiße Flammenfront zischte aus verglühten Keramikbrennern und wurde von violett-braunen Feuerstreifen abgelöst.
    Lauf! Bleib!
    Vielleicht hätte er sofort verschwinden sollen, als sein Wagen gestohlen worden war. Vielleicht wäre es am besten gewesen, sofort unterzutauchen und nicht einmal mehr hier zu übernachten. Aber Hutchman war angetrunken und todmüde gewesen und hatte das Gefühl gehabt, der Dieb habe ihm sogar einen Gefallen getan, indem er ihm half, den Wagen loszuwerden. Jetzt war er unsicher, und der Alptraum wirkte in ihm nach und drängte ihn zur Flucht.
    Hutchman verließ sein Zimmer, ging langsam die Treppe hinunter und blieb auf jedem Absatz stehen, als überlege er, ob er sich von dort aus waagrecht durch die Luft weiterbewegen sollte. Eine Frauenstimme drang von unten herauf. Jane Atwood telefonierte mit jemandem. Ihre Stimme klang fröhlich und unbekümmert. Hutchman fühlte sich plötzlich einsam und beschloß, Vicky anzurufen. Das kann ich wirklich, dachte er verwundert. Ich kann den Hörer abnehmen und mit ihr sprechen. Ich kann Verbindung mit der Vergangenheit aufnehmen. Er erreichte die Diele, wo Mrs. Atwood eben auflegte.
    »Das war George«, sagte sie und warf Hutchman einen neugierigen Blick zu. »Ein Mann war im Laden und hat sich nach Ihnen erkundigt. Es handelt sich um irgend etwas mit ihrem Wagen.«
    »Wirklich?« Hutchman hielt sich am Treppengeländer fest.
    »Ist Ihr Auto gestohlen worden, Mr. Rattray? Sie haben doch von einer Panne…«
    »Das weiß ich nicht – es kann aus der Werkstatt gestohlen worden sein.« Hutchman machte kehrt und hastete die Treppe hinauf. In seinem Zimmer zog er sich die Jacke an, sah sich noch einmal um, ob er auch nichts vergessen hatte, und lief dann wieder nach unten. Mrs. Atwood war nicht mehr in der Diele. Hutchman öffnete vorsichtig die Haustür, sah nach beiden Seiten, bis er wußte, daß niemand in der Nähe war, und trat dann auf die Straße hinaus. Er wandte sich nach links, um von der Hauptverkehrsstraße wegzukommen, hatte das Ende der Ulmenallee schon fast erreicht und wollte bereits aufatmen, als ein dunkelblauer Jaguar vor ihm um die Ecke bog. Am Steuer saß ein grauhaariger Mann, der Hutchman nicht beachtete; aber der Wagen fuhr langsamer, weil der Fahrer offenbar eine bestimmte Hausnummer suchte. Hutchman wußte instinktiv, daß der andere nach dem Haus der Atwoods Ausschau hielt.
    Er ging im gleichen Tempo weiter, bis er die erste Querstraße vor sich hatte. Erst dann begann er zu rennen. Zu seiner Überraschung kam er mühelos voran, und sein Atem schien

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