Die Antwort ist Ja
April zugewandt. “Kevin hat sie nach dem Tod unserer Eltern großgezogen. Eigentlich hat er uns alle großgezogen.”
“Alle?” Wie viele Geschwister hatte er denn?
“Meine zwei Schwestern und mich. Mir war früher nie klar, was er alles für uns aufgegeben hat.” Einen Augenblick lang sah Jimmy fast ernst aus, während er sich erinnerte. “Kevin hätte ein geregeltes Leben haben können, mit Freundinnen, einer eigenen Familie, das Übliche eben. Stattdessen ist er zu Hause geblieben und hat uns alle durch die Schule gebracht und aufgepasst, dass wir auf dem rechten Weg blieben.”
April biss sich auf die Unterlippe. “Dann müssen Sie ihn ja sehr enttäuscht haben.”
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Jimmy merkte, dass sie nur Spaß machte.
Ein Körnchen Wahrheit war immerhin dabei. „Jetzt nicht mehr. Ich habe meine wilden Zeiten hinter mir.”
Wild war nicht unbedingt das Wort, das sie für ihn benutzt hätte. “Nach dem was Alison erzählt hat, stimmt das ja nicht gerade. “
Seine ständig wechselnden Frauenbeziehungen waren in der Tat harmlos im Vergleich zu dem schwierigen Teenager, der er mal gewesen war. “Ich meinte ja auch nur in Bezug auf den Kummer, den ich Kevin gemacht habe.”
April hielt seinem Blick stand. “Heute sind es also nur noch Frauen, denen Sie Kummer machen.”
Sie schien es wirklich darauf angelegt zu haben, ihn zu quälen. Da es ihm aber Spaß machte, sagte er grinsend: “Ich glaube nicht, dass die das so nennen würden. Und außerdem passiert zwischen einer Dame und mir nichts ohne gegenseitiges Einverständnis. Ich sorge immer dafür, dass ich nirgendwo bleibe, wo ich unerwünscht bin.”
April wurde allmählich klar, dass sie mit diesem Mann flirtete, aber es war ja nur für einen Abend. “Und welche Art von Raketen muss man abschießen, damit Sie merken, dass Sie nicht erwünscht sind?”
“Das ist ganz einfach. Die Dame sagt geh und meint es auch so.“
Das war ja ein sehr brüchiger Steg, den er ihr da als Brücke anbot. “Also, wenn ich sagen würde geh, dann würden Sie das auch tun.”
“Sie vergessen den wichtigsten Teil: Sie muss es auch wirklich so meinen”, sagte er mit einem breiten Grinsen.
Das war also sein Hintertürchen. “Und wer entscheidet, ob sie es wirklich so meint, das sind Sie, stimmt’s?”
Jimmy lachte. “Sie fangen allmählich an zu begreifen.”
Die Musikbox hörte auf zu spielen, und er ließ sie nur sehr ungern los. Er hatte den Eindruck, dass sie, hätten sie noch eine Weile getanzt, ihren Widerstand aufgegeben hätte. Einen Moment lang merkte sie noch nicht mal, dass die Musik aufgehört hatte. Ihre Wangen waren gerötet, was er gerne auf sein Konto verbucht hätte, aber das konnte auch an der Enge liegen, in der sie sich bewegten. “Möchten Sie etwas frische Luft schnappen?”
Sie waren nicht weit von der Tür entfernt. Auch ohne sich viel zu bewegen, hatten sie sich tanzend ihren Weg zur Eingangstür gebahnt.
“Das ist eine hervorragende Idee”, stimmte sie begeistert zu. “Ich gehe nur kurz für eine Minute nach draußen.”
Als sie sah, dass er ihr folgte, runzelte sie misstrauisch die Stirn. “Sie können wohl eine Dame nachts nicht allein nach draußen gehen lassen.”
Schließlich war einer der Gründe, weswegen sie hinausging, dass sie ihn und die Nähe seines Körpers loswerden wollte.
“Kann ich, wenn die Dame darauf besteht.”
4. KAPITEL
Der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen war drastisch. Die kalte Nachtluft kühlte April schnell ab. Man konnte kaum glauben, dass es am Nachmittag noch so warm gewesen war. Sie hatte vergessen, wie kalt es in Hades sein konnte, auch wenn der Kalender andere Temperaturen versprach.
Sie rieb sich die Arme und schaute hoch in den Himmel. Unzählige Sterne funkelten und umrahmten den vollen, hell scheinenden Mond.
Als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte, wich sie erschrocken zur Seite aus und drehte sic h um. Sie beruhigte sich sofort wieder, als sie Jimmy sah. Sein Gesicht war noch immer von der Hitze im Saloon gerötet.
Dieser Mann kannte offensichtlich kein Nein.
Die Frage, was er hier draußen suchte, nachdem sie ihm doch gesagt hatte, dass sie allein sein wollte, stand ihr ins Gesicht geschrieben.
“Immer so, wie sie es meint”, wiederholte er sich.
Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich erinnerte. “Ich meinte, was ich sagte. Was muss man tun, um Sie davon zu überzeugen?”
Trotz der bitteren Kälte machte
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