Die Antwort ist Ja
“Sie hören sich an wie jemand, der sich in Hades verliebt hat.”
Nicht ganz, dachte er. Sein Leben am Krankenhaus in Seattle verlief jetzt endlich in geordneten Bahnen, und das hatte ihn viel gekostet. Außerdem war es schwer genug für Kevin, dass Alison, so weit weg war. Sein älterer Bruder wäre außer sich, wenn gleich zwei Familienmitglieder so weit weg wohnen würden.
Jimmy hatte das Gefühl, dass Kevin nach all den Opfern es nicht verdient hatte, jetzt, wo ihr Leben geregelte Formen annahm, von ihnen ausgeschlossen zu werden.
Er zuckte beiläufig mit den Schultern. “Nein, nur wie jemand, der Möglichkeiten sehen kann.”
“Ich hätte gedacht, dass jemand wie Sie hier nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten bei Frauen hat.”
“Richtig, die gibt es ja auch noch.” Er lächelte entwaffnend. “Aber nicht eingeschränkt, ganz bestimmt nicht eingeschränkt.”
Er blickte ihr tief in die Augen, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. April zitterte ein wenig und versuchte, sich zusammenzureißen. “Und Wo praktizieren Sie? Medizin meine ich.”
“Kalt?”
Ihr war jedes Thema recht, das neutral war. „Ja. Im Frühling ist es hier manchmal nicht viel wärmer als im Winter.”
Zu spät erkannte sie, dass sie das Falsche gesagt hatte, denn schon hatte er ihr den Arm um die Schultern gelegt und sie an sich gezogen, um sie mit seinem Körper vor dem kalten Wind zu schützen. “Vielleicht sollten wir wieder hineingehen.”
Eigentlich hatte sie ganz wirksame Techniken entwickelt, Männer abzuschrecken, die mit ihr ins Bett wollten. Manchmal reichte bereits einer ihrer gut gezielten, abschreckenden Blicke. Es bestand auch kein Zweifel daran, dass James Quintano sie haben wollte. Das spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers.
Aber als sie zu ihm aufschaute, kam kein Wort über ihre Lippen, und es gelang ihr auch nicht, ihm einen ihrer vernichtenden Blicke zuzuwerfen.
„Ja vielleicht”, sagte sie nur leise.
Er reichte an ihr vorbei, um die Tür aufzustoßen, legte aber den Arm dann doch lieber um sie herum und zog sie an sich.
Er hatte sich wirklich vorgenommen, sich zurückzuhalten. Als sie ihn jedoch so ansah, während das Mondlicht ihr das Gesicht streichelte und in ihren blonden Locken spielte, war der Reiz stärker als alle guten Vorsätze.
Bevor er wusste, was er tat, nahm er zärtlich ihr Gesicht in die Hände und bog es zu sich hoch. Er wollte endlich ihren Mund mit seinen Lippen berühren.
Sie schmeckte noch viel süßer, als er erwartet hatte. Vielleicht lag es daran, dass er solo gewesen war, seit Melinda ihn hatte hängen lassen und angefleht hatte, nicht auf diese Kreuzfahrt zu gehen. Wegen irgendwelcher Notfälle zu Hause hatte sie nicht mitkommen können. Seiner Meinung nach war der einzige Notfall, dass sie ihn unbedingt heiraten wollte. Für ihn aber war sie nur ein angenehmes, wenn auch ernsthaftes Zwischenspiel gewesen.
Er hatte eigentlich nichts gegen die Ehe. Aber für ihn kam sie einfach nicht in Frage. Er sah im Krankenhaus so viele Menschen sterben, und er wollte es außerhalb seines Berufes nicht auch noch mit Dingen zu tun haben, die nur eine begrenzte Lebensdauer hatten.
Doch diese Einstellung hatte ihn nicht zum Mönch werden lassen. Für ihn dauerten Beziehungen eben nur so lange, wie beide Seiten ihren Spaß daran hatten und es angenehm und unkompliziert blieb. Mit vielen seiner ehemaligen Geliebten verstand er sich auch heute noch sehr gut. Es gab für ihn eigentlich nur ein Tabu: er ließ sich nie der Familie einer Freundin vorstellen. Denn er legte sich nie für länger fest als für die Gestaltung des nächsten Wochenendes.
Seine eigene Reaktion auf April traf ihn jedoch völlig unvorbereitet. Sein Körper war wie unter Strom. Seine Lippen waren wie elektrisiert, und er zog sie fester an sich, um diesen Kuss zu vertiefen und eine Schranke nach der anderen zu überschreiten.
April kam sich vor wie jemand, der sich hoffnungslos verlaufen hatte. Sie war in dem Moment verloren, als sie seine Lippen spürte, die Funken, die zwischen ihnen hin und her sprangen und ihr durch den ganzen Körper zuckten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar, drängte sich an ihn und genoss jede Berührung seiner Lippen. Gleichzeitig war sie wild entschlossen, diesen Augenblick auch für ihn unvergesslich zu machen.
Sie merkte, wie sie sich innerlich aufzulösen begann, und der
Überlebensinstinkt in ihr erwachte. Sie
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