Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
in Syrien = die Seleukiden, besonders Antiochus IV. Epiphanes 175-164, der Judenverfolger (1 Makk 1,41ff.); dies 4. Tier wird getötet, die andern entmachtet. Von dem Hochbetagten (dem ewigen Richter) auf dem Flammenthrone wird einem, der »auf den Wolken des Himmels kommt wie ein Menschensohn«, ewige Macht gegeben und Herrschaft über alle Völker, das heißt »dem Volke der Heiligen des Höchsten«; er ist also Sinnbild des auserwählten Volkes und, da Volk und König im Orient zusammengehören, des Messias.
Da Henoch ein Mensch ist, kein menschgewordenes Himmelswesen, ist diese Gleichsetzung mit dem vorweltlich existierenden Menschensohn für uns un vorstellbar; doch wurde auch im Alten Ägypten der verstorbene König als Gott Osiris begrüßt. Nach jüdischer Meinung existierten auch Tempel und Thora (Gesetz) schon vor der Schöpfung. Die Vorstellung von Henoch als Weltenrichter entstand wohl aus der Ansicht, daß er die Schrift erfand und nach seiner Entrückung im Himmel die Sünden der Menschen aufschrieb. Die slawische Übersetzung des Henochbuches ist inhaltlich der äthiopischen verwandt. Die Urform wurde wohl noch vor der Zerstörung des Tempels (70) geschrieben, vielleicht griechisch von einem alexandrischen Juden. Die heutige Form ist eine christliche Überarbeitung aus dem 7.
Jahrhundert.
Textquelle: Das vierte Buch Esra
Erstes Gesicht.
1 Im dreißigsten Jahre nach dem Untergange der Stadt verweilte ich, Salatiel, der auch Esra heißt in Babel, und als ich einmal auf meinem Bette lag, geriet ich in Bestürzung, und meine Gedanken gingen mir zu Herzen, 2 weil ich Zion verwüstet, Babels Bewohner aber im Überfluß sah. 3 Da ward mein Gemüt heftig erregt, und in meiner Angst begann ich zum Höchsten zu reden.
Das Problem: Woher kommt die Sünde und das Elend dieser Welt?
4 Ich sprach: Herr Gott, bist du es nicht, der im Anfang, als du die Erde bildetest, gesprochen, du ganz allein, und dem Staube befohlen hast, 5 daß er dir Adam hervorbrachte als leblosen Körper; aber auch der war ein Gebilde deiner Hände. Du hauchtest ihm den Odem des Lebens ein, daß er vor dir lebendig ward. 6 Dann führtest du ihn in s Paradies, das deine Rechte gepflanzt hatte, ehe die Erde ward, 7 und legtest ihm ein einziges Gebot von dir auf; er aber übertrat es. Danach verordnetest du über ihn den Tod, wie über seine Nachkommen. -Aus ihm wurden geboren Völker und Stämme, Nationen und Geschlechter ohne Zahl. 8 Aber jedes Geschlecht wandelte nach seinem eigenen Willen; sie handelten gottlos vor dir und fielen ab: du aber hast sie nicht gehindert! 9 Wiederum aber, als die Zeit gekommen, brachtest du die Sintflut über >die Erde und< die Bewohner der Welt und vertilgtest sie; 10 über sie alle kam der Untergang mit einem Male. Wie über Adam der Tod, so kam über sie die Flut. -11 Einen aber von ihnen hast du verschont, Noah samt seinem Hause, alle Frommen, die von ihm stammten.
12 Als nun die Erdenbewohner sich zu mehren begannen und viele Kinder, ja Völker und zahlreiche Geschlechter erzeugten, da begannen sie 83
wiederum gottlos zu handeln, mehr als die Geschlechter vor ihnen. 13 Als sie nun so böse vor dir lebten, erwähltest du dir einen von ihnen; der hieß Abraham. 14 Den hattest du lieb und offenbartest ihm allein das Ende der Zeiten, im Geheimen bei Nacht; 15 du schlossest mit ihm einen ewigen Bund und versprachst ihm, seinen Samen niemals zu verlassen. Du schenktest ihm Isaak, Isaak aber schenktest du Jakob und Esau. 16 Und du erkorst dir Isaak, Esau aber verschmähtest du. Und Jakob wurde zu einem großen Heer. -17 Als du aber seinen Samen aus Ägypten führtest und sie an den Berg Sinai brachtest, 18 da neigtest du die Himmel, >bewegtest< die Erde und erschüttertest den Weltkreis, daß die Tiefen erbebten und >die Äonen< erschraken. 19 Dann ging deine Herrlichkeit durch die vier Tore, des Feuers, Erdbebens, Sturms und Hagels, um dem Samen Jakobs Gesetz zu geben und dem Geschlechte Israels Gebot. 20 Aber du nahmst das böse Herz nicht von ihnen, daß dein Gesetz, in ihnen Frucht trüge. 21 Denn um seines bösen Herzens willen ge riet der erste Adam in Sünde und Schuld, und ebenso alle, die von ihm geboren sind. 22 So ward die Krankheit dauernd: das Gesetz war zwar im Herzen des Volkes, aber zusammen mit dem schlimmen Keime. So schwand, was gut ist; aber das Böse blieb. - 23 Als aber die Zeiten um waren und die Jahre zu Ende, da erwecktest du dir einen Knecht Namens David. 24 Du befahlst ihm, die
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