Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Tränen: Adam, mein Herr!
Gib von der Krankheit mir die Hälfte! Ich will sie auf mich nehmen; um meinetwillen widerfährt dir dies; in Mühen und in Peinen bist du meinetwegen. Und Adam sprach zu Eva: Auf! Geh mit unserm Sohn Seth zum Paradies! Streut Erde euch aufs Haupt, weint, bittet Gott, er möge meiner sich erbarmen, ins Paradies den Engel senden und mir vom Baum, woraus das Öl fließt, geben! Dann bring es mir, daß ich damit mich salbe und Ruhe finde! Dann sag ich dir, wie wir das erste Mal in Täuschung fielen. 10Und Seth und Eva gingen in die Paradiesesgegend. Und auf dem Weg dahin sah Eva, wie ihren Sohn ein Tier bekämpft. Und Eva rief mit Tränen aus. Weh mir! Weh mir!
Komm ich zum Auferstehungstag, dann fluchen alle Sünder mir und sagen: Eva hat Gottes Vorschrift nicht gehalten. Und Eva wandte sich zum Tier und rief: 11Du böses Tier! Hast du denn keine Furcht, das Abbild Gottes zu be kämpfen! Warum hat sich dein Mund geöffnet?
Warum erstarkten deine Zähne? Weswegen hast du nicht bedacht, daß du dem Bilde Gottes unterworfen warst? Da rief das Tier: Eva! Nicht uns trifft deine Anklage, dein Weinen. Nur dich allein! Ist doch der Tiere Herrschaft erst durch dich entstanden. Weswegen tat dein Mund sich auf, vom Baum zu essen? Gott hat dir strengstens untersagt, von ihm zu essen. Auch unsere Natur hat sich dadurch verwandelt. Du kannst dich nicht rechtfertigen, wenn ich beginn, dich anzuklagen. 12 Spricht Seth zum Tier: Halt deinen Mund und schweig! Laß ab von Gottes Bild bis zu dem Tage des Gerichts! Da sagt das Tier zu Seth: Ich lasse ab von Gottes Ebenbild. Das Tier entfloh und ließ mit einer Wunde ihn zurück und schlüpfte in sein Lager. 13Seth aber ging mit seiner Mutter zu dem Paradies. Dort weinten sie und baten Gott, er möge seinen Engel senden und ihnen des Erbarmens Öl gewähren. Da sandte Gott den Erzengel Michael, und dieser sprach zu Seth: Mann Gottes! Müh dich nicht ab mit Bitten und Beten um den Baum, woraus das Öl ausfließt, zur Salbung deines Vaters Adam! Noch wird's dir 14
nicht zuteil, erst in den letzten Zeiten. Alsdann erhebt sich alles Fleisch von Adam bis zu jenem großen Tag, sie alle, die ein heilig Volk sein werden. Und ihnen wird die Paradieseswonne voll geschenkt, und Gott wird sein in ihrer Mitte. Sie sündigen nicht mehr vor ihm. Das böse Herz wird ihnen fortgenommen und ihnen dann ein Herz gege ben, das auf das Gute sich versteht und darauf , Gott allein zu dienen. Geh nur zu deinem Vater! Sein Lebensmaß wird in drei Tagen voll. Wenn seine Seele ihn verläßt, dann schaust du ihre fürchterliche Auffahrt. 14Der Engel ging nach diesen Worten fort von ihnen. Nun kamen Seth und Eva zu der Hütte, in der Adam lag. Und Adam spricht zu Eva: Was tatest du uns an und brachtest übe r uns den großen Zorn, den Tod, der unser ganz Geschlecht beherrscht? Er spricht zu ihr: Ruf alle unsere Kinder her und Kindeskinder! Sag ihnen nur, wie wir gesündigt! 15Und Eva spricht zu ihnen: Hört, alle meine Kinder, meine Enkel: Ich will euch jetzt erzählen, wie uns der Feind verführt. Als wir das Paradies bewachten, be wacht ein jegliches von uns den ihm von Gott bestimmten Teil. Ich wachte über meinen Teil im Süden und im Westen. Da ging der Teufel in Adams Teil, in dem die männlichen Tiere waren. Gott hatte die Tiere auch auf uns verteilt; die männlichen alle gab er eurem Vater und mir die weiblichen. So hütete ein jeder von uns das Seine.
16Da sprach der Teufel so zur Schlange: Auf! Komm zu mir! Ich will dir etwas sagen, davon du Nutzen haben wirst. Da kam zu ihm die Schlange, und so spricht zu ihr der Teufel: Ich hör, du seiest klüger als die ande ren Tiere; ich komm gerade, daß ich dich kennenlerne. Ich finde dich bedeutender als alle anderen Tiere, die mit dir Umgang haben. Wie magst du doch den weit Geringeren verehren? Was issest du vom Unkraut Adams und dem seines Weibes und nicht von jener Paradiesesfrucht? Wohlan! Wir wollen's dahin bringen, daß er des Weibes wegen aus dem Paradies vertrieben wird, wie wir auch seinetwegen sind vertrieben worden. Die Schlange spricht zu ihm: Ich fürchte nur, der Herr wird über mich in Zorn geraten. Da spricht zu ihr der Teufel: Hab keine Furcht! Werde mein Werkzeug jetzt! Dann rede ich durch deinen Mund ein Wort; damit soll's dir gelingen, ihn zu verführen. 17 Die Schlange hing sich alsbald an die Paradiesesmauer. Und um die Stunde, wo die Engel Gottes kamen, Gott anzubeten, nahm Satan die Gestalt des Engels an und
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