Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
einer von ihnen und ging hinein, da sah er neben dem Altar geronnenes Blut und vernahm eine Stimme, die sprach: > Zacharias ist ermordet worden, und sein Blut soll nicht weggewaschen werden, bis sein Rächer kommt.< Als er das Wort hörte, erschrak er, eilte hinaus und teilte es den Priestern mit. 3 Da wagten sie es und gingen hinein und sahen, was geschehen war. Und die getäfelte Decke des Tempels ächzte, und sie selbst die Priester rissen ihre Gewänder entzwei von oben bis unten. Und seinen Leichnam fanden sie nicht, sondern sie fanden nur sein zu Stein gewordenes Blut. Und voller Furcht gingen sie 142
wieder hinaus und teilten dem ganzen Volk mit, daß Zacharias ermordet worden sei. Und es hörten es alle Stämme des Volkes, und sie trauerten um ihn und hielten Klage drei Tage und drei Nächte. 4 Nach den drei Tagen aber berieten die Priester, wen sie an seine Stelle setzen könnten, und das Los fiel auf Symeon. Das war nämlich der, der vom heiligen Geist die Weisung erhalten hatte, er werde den Tod nicht sehen, bis er den Christus im Fleisch gesehen habe.
Schluß
1 Ich aber, Jakobus, der diese Geschichte geschrieben hat, zog auch, weil in Jerusalem wegen des Todes von Herodes Unruhen ausbrachen, in die Wüste, bis sich die Unruhen in Jerusalem gelegt hatten, wobei ich voll Preisens war für Gott, den Gebieter, der mir die Gabe und die Weisheit verliehen hat, diese Geschichte schreiben zu dürfen.
2 Es sei aber die Gnade mit denen, die unseren Herrn Jesus Christus fürchten! Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen!
Die Kindheitserzählung des Thomas
Die Erzählungen von der Kindheit Jesu werden vielfach auch als Thomasevangelium bezeichnet. Sie umfassen Geschichten von Wundern, die der Jesusknabe im Alter zwischen 5 und 12 Jahren vollbracht hat. Ein gewisser Thomas, ein israelitischer Philosoph, wird als Autor genannt. Es handelt sich aber um eine Verschmelzung von unabhängigen Geschichten und Fabeln. Der Jesusknabe wird als übermütiges Wunderkind gezeigt. Er ist vergleichbar mit Götterknaben indischer Tradition, denn Parallelen zu Krishna- und Buddhalegenden sind offensichtlich. Es ist nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Geist des NT zu finden, das bei allem immer das Heil der Menschen im Blick hat. Der Sammler scheint sich bei seinen Auswahlkriterien hauptsächlich an der Auffälligkeit der Geschichten orientiert zu haben. Sie haben wohl um so eher Aufnahme gefun den, je aufsehenerregender und erstaunlicher sie waren. Immerhin aber gibt es eine formale Übereinstimmung mit den neutestamentlichen Wunderberichten. Die Wunder, die Jesus später vollbringen wird, sind augenfällig vorweggenommen. Gleich am Anfang (2,1) spielt Jesus an einer Furt und reinigt das Wasser. Daß er dabei mit bloßem Worte dem Wasser gebietet, erinnert an die Stelle bei den Synoptikern, wo Jesus den Seesturm befiehlt (Mk, 4,35-14;Mt 8,18.23-27;Lk 8,22-25).
Wenn Jesus im NT einen Feigenbaum verdorren läßt (Mk 11,12-14; Mt 21, 18 f. ; Lk 13,6-9), so ist das in symbolisch-lehrhafter Handlung Sinnbild des unfruchtbaren Israel. Im Thomasevangelium läßt der Jesusknabe einen Jungen verdorren, so wie ein Baum verdorrt. Die äußerliche Übereinstimmung liegt auf der Hand, doch ist es hier keineswegs eine Symbolhandlung, sondern eine unbe herrschte Reaktion eines gefühllosen Götterknabens. Es scheint weiterhin ein ge wisser gnostischer Einfluß erkennbar zu sein. Jesu wiederholteAuftrittevor Lehrern zeigen ihn als einen, der bereits die volle Weisheit des Alters besitzt. Es ist also nicht mehr nötig, daß er zunehme an Weisheit, wie es bei Lukas heißt (Lk2,52). Die wirkliche Menschheit Christi wird dadurch in Frage gestellt, wie es in der gnostischen Richtung des Doketismus der Fall war. Bei der allegorischen Auslegung des Alphabets (6,4) aber wird der Jesusknabe vollends zum gnostischen Offenbarer.
Trotzdem aber hat sich das Thomasevangelium immer größter Beliebtheit erfreut, was sich schon darin zeigt, daß es in viele Sprachen übersetzt wurde. Es muß zugestanden werden, daß viele Szenen, die den kindlichen Alltag beschreiben, nicht eines gewissen Reizes entbehren.
Textquelle: Kindheitserzählung des Thomas
1. Vorwort
So will ich euch denn, ich Thomas der Israelit, allen den Brüdern aus den Heiden Kunde bringen von den wunderbaren Jugendtaten unseres Herrn Jesus Christus, die er vollbracht hat nach seiner Geburt in unserem Lande. So nahm es seinen Anfang.
Die Sperlinge aus Lehm
1 Das Knäblein Jesus,
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