Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
in Geißlein verwandelten Kinder
Eines Tages ging der Herr Jesus hinaus auf die Straße und sah Kinder, die sich zum Spielen versammelt hatten. Er folgte ihnen nach; die Kinder aber versteckten sich vor ihm. Als der Herr Jesus nun zur Türe eines Hauses kam und Frauen dort herumstehen sah, fragte er sie, wo jene Kinder hingegangen seien. Sie antworteten, niemand sei dort; da sprach der Herr Jesus: > Die, welche ihr im Ofen seht, wer sind sie?<
>Das sind dreijährige Geißlein< antworteten jene. Da sprach der Herr Jesus: »Kommt heraus, ihr Geißlein, zu eurem Hirten.« Da liefen die Kinder in Gestalt von Geißlein heraus und begannen, um ihn herumzuhüpfen. Als dies jene Frauen sahen, wurden sie von Staunen und Furcht ergriffen, und eilends fielen sie vor dem Herrn Jesus nieder, flehten ihn an und sprachen: > O unser Herr Jesus, Sohn der Maria, du bist wahrhaftig jener gute Hirte Israels, erbarme dich deiner Mägde, die vor dir stehen und die nie gezweifelt haben: denn zum Heilen bist du gekommen, unser Herr, nicht zum Verderben. < Der Herr Jesus antwortete und sprach: > Die Kinder Israels sind wie die Äthiopier unter den Völkern.< Da sagten die Frauen: > Du, Herr, weißt alles, und nichts bleibt vor dir verborgen; jetzt aber bitten wir dich und erflehen von deinem Erbarmen, daß du diese Kinder, deine Knechte, in ihren ursprünglichen Zustand zurückverwandelst.< Da sprach der Herr Jesus: > Kommt, Kinder, wir wollen fortgehen und spielen!< Und augenblicklich wurden im Beisein dieser Frauen die Geißlein in Kinder verwandelt.
Das armenische Kindheitsevangelium
Wenn das armenische Kindh eitsevangelium auch nicht aufgenommen ist, um Wiederholungen zu vermeiden, so soll es doch kurz erwähnt werden. Es verarbeitet alles Vorausgegangene, also auch das Protevangelium Jacobi, dem aber vieles hinzugefügt wird. Aus diesem Evangelium haben wir auch die Namen der Magier: Gaspan Melquon und Balthasar. Sie sind nicht mehr wie im Neuen Testament einfache Gelehrte, sondern königliche Brüder. Melquon, dessen Name später zu Melchior abgeändert wurde, ist der König von Persien, Balthasar der König von Indien und Gaspar (später: Caspar) der König von Arabien.
Pseudo-Matthäus
Die Kindheitslegenden waren im Abendland viel gelesen und sehr beliebt. Von offizieller Seite war das nicht gerne gesehen. Schon Hieronymus hatte diese ganze Literatur abgelehnt. Von den Päpsten (Damasus, Innozenz I., Gelasius) wurden sie verurteilt. Da das Kirchenvolk dennoch daran festgehalten hat, sah man einen Ausweg darin, daß man ein neues Sammelwerk erstellte (8./9. Jh.). Man ließ in dem sog. Pseudo-Matthäus Wunder allzu undogmatischer Art weg. Das so entstandene Werk stellte vor allem die Jungfrau Maria in den Vordergrund und diente ihrer Verherrlichung. Es ist also kein Wunder, daß es unge heueren Anklang fand, und auch auf Kunst und Literatur einen beinahe un übersehbaren Ein fluß ausübte. Doch immer noch fand sich in ihm die erste Ehe Josephs, deren Behauptung inzwischen als Irrlehre angesehen wurde. Indem man nun auch diese Häresie herausließ und noch andere anstößige Einzelheiten strich, blieb noch die > Geschichte von der Geburt der Maria< übrig. Jakobus de Voragine nahm sie in seine »Legenda aurea«, in die > goldene Legende< auf, so daß sie nun endgültig in der ganzen christlichen Welt verbreitet wurde. In den in diesem Buche zitierten Auszügen des Pseudo-Matthäus ist auch die erste Erwähnung von Ochs und Esel wiedergegeben. Bekanntlich ist von diesen Tieren, die in keiner Weihnachtskrippe fehlen dürfen, im NT nicht die Rede. Den Apokryphen war es vorbehalten, ihnen solche Berühmtheit zu verleihen. Wie schon erwähnt, ist in den > Legenden über das Jesuskind in Ägypten< das spätere Wirken des Herrn vorweggenommen. Christus ist gekommen, um den Frieden in die Welt zu bringen. Nach der Bibel aber ist die Friedenszeit angebrochen, wenn > die Wölfe weiden mit den Lämmern<, wenn > Löwe und Ochs Stroh zusammen fressen<. Gerade das ereignete sich, als der Jesusknabe auf der Reise nach Ägypten war.
Textquelle: Pseudo -Matthausevangelium
Ochs und Esel an der Krippe
Am dritten Tage nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus trat die seligste Maria aus der Höhle, ging in einen Stall hinein und legte ihren Knaben in eine Krippe, und Ochs und Esel beteten ihn an. Da erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja verkündet ist, der sagt: > Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines
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