Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Christenge meinde unvereinbar ist. Jedenfalls muß ich, wie ich oft erklärt habe, mit allen alles sein und gegenüber deiner Person das beobachten, was das römische Gesetz der Ehre des Senates zugestanden hat, nämlich nach Durchlesen eines Briefes die letzte Stelle zu wählen; sonst könnte ich nur mit Verlegenheit und Schande das durchführen wollen, was meinem eigenen Urteil entsprochen hätte. Leb wohl, mein hochverehrter Lehrer! Gegeben am 27. Juni unter dem 3. Konsulat des Nero und dem des Messala (= 58 n. Chr.).
Seneca grüßt Paulus
Sei gegrüßt, mein teuerster Paulus! Glaubst du etwa, ich sei nicht betrübt und traurig darüber, daß an euch Unschuldigen immer noch die Todesstrafe vollzogen wird! Sodann, daß das ganze Volk von eurer Grausamkeit und verbrecherischen Schädlichkeit überzeugt ist, im 178
Glauben, alles Unheil in der Stadt sei euch zu verdanken? Aber wir wollen es mit Gleichmut tragen und uns de r günstigen Umstände bedienen, wie sie uns das Schicksal bietet, bis das unbesiegbare Glück den Übeltätern ein Ende bereitet. Hat doch auch die Zeit der Alten den Macedonier, Philipps Sohn, ertragen, die Cyrusse, Darius und Dionys, auch unsere Zeit den Ga ius Caesar (= Caligula), Männer, denen alles, was ihnen beliebte, erlaubt war. Was die Feuersbrunst betrifft, so liegt klar am Tage, von wem die römische Hauptstadt sie so oft zu dulden hat. Aber wenn die menschliche Niedrigkeit hät te aussagen können, was die Ursache ist, und ungestraft in dieser Finsternis sprechen dürfte, so würden schon alle alles sehen. Christen und Juden sind als Brandstifter - leider Gottes! - hingerichtet worden, wie es gewöhnlich geschieht. Dieser Rohling, wer immer es ist, der am Morden Vergnügen findet und die Lüge als Deckmantel benutzt, ist für seine Zeit bestimmt; und wie jeweils der Beste als ein Haupt für viele geopfert wird, so wird auch dieser Verfluchte für alle im Feuer verbrannt werden.
132 Paläste, 4000 Mietshäuser sind niedergebrannt in sechs Tagen; der siebente Tag brachte eine Pause. Ich wün sche dir gute Gesundheit, Bruder. Geschrieben am 28. März unter dem Konsulat des Frugi und Bassur (= 64 n. Chr.).
Seneca grüßt Paulus
Sei gegrüßt, mein teuerster Paulus! Wenn du mit mir und meinem Namen als so bedeutender, von Gott auf jede Weise geliebter Mann, ich sage nicht verbun den, sondern notwendigerweise vereint bist, dann wird es aufs beste bestellt sein mit deinem Seneca. Da du nun der Scheitel und der höchste Gipfel aller Berge bist, willst du da etwa nicht, daß ich mich freue, wenn ich dir so sehr der Nächste bin, daß ich für dein zweites Ich gelte! Daher kannst du glauben, daß du nicht unwürdig bist, in den Briefen an erster Stelle genannt zu werden; sonst könnte es den Anschein gewinnen, als ob du mich eher versuchen als loben wolltest; zumal da du weißt, daß du römischer Bürger bist. Denn ich wünschte, daß meine Stelle deine wäre bei dir (in deinem Schreiben) und daß deine wäre wie meine... Gegeben am 23. März un ter dem Konsulat des Apronianus und Capito (= 59 n. Chr.).
Seneca grüßt Paulus
Allegorisch und rätselhaft sind viele Sätze von dir allenthalben aneinanderge fügt, und darum muß die dir verliehene Macht deines Stoffes und deiner Aufgabe nicht durch Schmuck der Worte, sondern durch eine gewisse Verfeinerung geziert werden. Und fürchte ja nicht, was ich, soweit ich mich entsinne, öfter schon geäußert habe, daß viele, die solches erstreben, die Gedanken verderben und die Kraft des Stoffes entmannen! Möchtest du mir wenigstens das Zugeständnis machen, daß du auf die Latinität achtest und für schöne Worte auch die äußere Form anwendest, so daß du die Aufgabe eines edlen Dienstes auch würdig durchführen kannst. Leb wohl! Geschrieben am 6. Juli im Konsulatsjahr des Lurco und Sabinus (= 58 n. Chr.).
Paulus grüßt Seneca
Bei gründlicher Erwägung sind dir Dinge enthüllt, wie sie die Gottheit nur we nigen zugestanden hat. Unzweifelhaft säe ich auf einem bereits ertragreichen Ackerfeld den kräftigsten Samen, nämlich keinen Stoff, der zu verderben scheint, sondern das unerschütterliche Wort Gottes, den Quell aus ihm, der wächst und bleibt in Ewigkeit. Was deine Einsicht sich angeeignet hat, wird im mer ohne Abschwächung bestehen bleiben, nämlich, daß man der Heiden und Israeliten äußerliche Beobachtungen vermeiden muß. Mache du dich zum neuen Herold Jesu Christi, indem du durch deine rhetorischen Verkündigungen die
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