Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
unwiderlegliche Weisheit zum Ausdruck bringst. Da du diese beinahe schon erreicht hast, wirst du dem zeitlichen König und seinen Dienern und treuen Freunden Zugang zu ihr verschaffen, obwohl ihnen deine Überzeugung hart und unfaßbar sein wird, da die meisten von ihnen keineswegs umgestimmt werden durch deine Darlegungen, durch die das eingeträufelte Wort Gottes den Lebenswert schafft, nämlich einen neuen Menschen ohne Verderbnis, eine unvergängliche Seele, die von hier zu Gott eilt. Leb wohl, du uns so teurer Seneca! Geschrieben am 1. August im Konsulatsjahr des Lurco und Sabinus (= 58 n. Chr. ).
Apokryphe Apostelgeschichten
In der apokryphen Literatur gibt es natürlich auch entsprechende Schriften zur Apostelgeschichte. Es ist davon eine große Anzahl überliefert.
Sie haben sich allerdings sehr weit von der Literaturgattung entfernt, von der sie ihren Namen haben. Es handelt sich in den > Apostelgeschichten< um Legenden und Romane nach hellenistischem Vorbild. Man könnte sie schon beinahe als volkstümliche Unterhaltungsliteratur bezeichnen, doch dienen sie immerhin auch der religiö sen Erbauung. Stilistisch sind sie sehr unterschiedlich ausgearbeitet. Zwar ist das meiste gedankenarm und monoton, doch finden sich auch wieder Stücke, in denen ein recht gewählter Ton vorherrscht.
Inhaltlich sind sie an drei Grundelementen orientiert. Es geht erstens um Wun dertaten und Wunderkräfte von hervorragenden historischen oder mythischen Personen, zweitens um Reiseberichte (meist der Apostel) und schließlich drit tens um die Predigt der christlichen Lehre.
Paulu-Akten
Als ein Beispiel sei ein Auszug aus den Paulos-Akten angeführt. Dieser Apokryphe liegt der Reiseweg der kanonischen Apostelgeschichte zugrunde. Paulus nimmt den gleichen Weg wie dort, nur werden dann die Orte, über die in der Apostelgeschichte unerwähnt bleiben, benutzt, einen Bericht in legendärer Form einzuflechten.
Die Paulus-Akten beginnen in Antiochien in Pisidien. Von da zieht Paulus nach Ikonum, wo dann die Theklalegende einsetzt. Weitere Stationen der Reise sind Sidon, Tyrus, Caesarea und schließlich Jerusalem. So erreicht Paulus hier das gleiche Ziel wie in der Apostelgeschichte, allerdings auf einer anderen Route. In der bruchstückhaften Überlieferung folgt nun der Briefwechsel mit den Korinthern und zuletzt das Martyrium des Paulus in Rom. Die beiden letztgenannten Teile und die Taten des Paulus und der Thekla sind Bruchstücke, die selbständig überliefert sind. Dennoch nimmt man an, daß es sich um Teile eines Ge samtwerkes handelt. Die Informationen über Paulus aus diesem Werk sind freilich ohne jeden historischen Wert. Was man aber daraus erfahren kann, sind Informationen über die geistige Situation des jungen Christentums. Bei den Paulus-Akten kommt der Vulgärkatholizismus der zweiten Hälfte des 2. Jh. deut lich zum Ausdruck. Der Verfasser bringt die beiden wichtigsten Punkte des da maligen landläufigen Christentums in der Bezeichnung des Evangeliums als >Wort Gottes von der Enthaltsamkeit und der Auferstehung< (Kap. 5) zur Sprache. In der Theklalegende scheint überhaupt die Enthaltsamkeit das Größte für den Christen zu liegen. Das ist eine unzulässige Verschiebung christlicher Glaubensgrundlagen.
Außerdem geht es gar nicht mehr so sehr um Paulus. Die eigentliche Hauptfigur ist Thekla. Das ist ein Zeugnis für die Hochschätzung dieser Heiligen zur damaligen Zeit. Es gab geradezu einen Theklakult. Man glaubt, daß solcher schon vor der Legende vorhanden war, denn dieses Werk konnte sicherlich nicht für eine derartige Verbreitung der Verehrung der Thekla verantwortlich sein.
Bei dem Verfasser hat es sich angeblich um einen Priester gehandelt. Nachdem man die Fälschung erkannt hatte, wurde er des Amtes enthoben. Als er überführt wurde, gab er an, es aus Liebe zu Paulus getan zu haben. Dies ist schon deswegen glaubhaft, weil in seiner Schrift nichts Häretisches zu finden ist, auch wenn manches etwas schief dargestellt ist Überbetonung der Enthaltsamkeit. Auch muß man anerkennen, daß er sich eingehend mit den paulinischen Schriften beschäftigt hat. Anklänge an diese und an die Apostelgeschichte scheinen immer wieder auf. So machte er also Paulus zu einem Vertreter des Popularchristentums des 2. Jahrhunderts.
Textquelle: Paulus-Akten
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Taten des Paulus und der Thekla
Paulus als Prediger im Hause des Onesiphorus in Ikonium
1 Als Paulus nach Ikonium hinaufzog nach der Flucht aus Antiochien,
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