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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geeilt und hetzte auf die Ecke zu, wo sein Begleiter das Haus betreten hatte. Seine Waffe hielt er schussbereit in der Hand. Vorsichtig näherte er sich der Tür, sah dann anscheinend etwas im Schatten und stieß einen Fluch aus. Sekunden darauf kam er wieder aus dem Haus und stützte den anderen Mann. Offenbar war eine Treppe eingestürzt. Der zweite Mann hielt sich ein Bein und hinkte.
    Vom Bahnhof ertönten zwei laute Huptöne. Der Bahnsteig war leer, die Passagiere hatten den Zug wieder bestiegen; die Panik hatte sich gelegt. Der Zug würde seine Reise fortsetzen und versuchen, die Verspätung aufzuholen. Der letzte Polizeiwagen und der Krankenwagen waren verschwunden.
    Vor der Ruine schlug der Chauffeur ein paarmal wütend auf seinen Begleiter ein und stieß ihn zu Boden. Der Mann richtete sich mühsam wieder auf, gestikulierte wild und flehte den anderen offenbar an, ihn in Ruhe zu lassen. Der Chauffeur ließ auch von ihm ab und wies ihn offenbar an, zwischen dem Gebäude, der Müllhalde und dem Zaun Position zu beziehen. Als der Mann dort angelangt war, drehte sich der Chauffeur um und betrat erneut die Ruine.
    Es verstrich eine halbe Stunde. Tief hängende Wolken schoben sich im Westen vor die Sonne und warfen lange Schatten über das Bahnhofsgelände. Schließlich tauchte der Chauffeur wieder auf. Einen Augenblick lang stand er vor der Ruine und blickte in westlicher Richtung über die Gleise zu der Grasfläche dahinter. Dann drehte er sich um und starrte die Müllberge an. Jetzt schien er eine Entscheidung getroffen zu haben.
    Â» Rechts über Ihnen«, schrie er seinen Begleiter an und wies auf den zweiten Müllberg. » Hinter Ihnen!«
    Joel arbeitete sich seitwärts wie eine in Panik geratene Sandkrabbe die Müllhalde herunter. Auf halbem Weg blieb er mit der linken Hand hängen. Er zerrte an dem, was ihn festhielt, bekam die Hand frei und wollte das, was ihn behindert hatte, schon wegwerfen, als er bemerkte, dass es ein Stück Elektrokabel war. Er wickelte es zusammen, behielt es in der Hand und rutschte weiter hangabwärts. Zwei Meter über dem Boden fing er an, wie ein Hund zu graben, stieß mit den Füßen ein paarmal in den Unrat und die lockere Erde und wühlte sich in die eklige Masse hinein. Schließlich bedeckte er auch noch seinen Kopf mit Müll. Der Gestank war überwältigend, und er spürte, wie kleine Insekten in seine Kleider eindrangen und über seine Haut krochen. Aber das Versteck verbarg ihn vollständig, dessen war er sicher. Er begann zu begreifen, was sein fieberhaft arbeitender Verstand ihm klarzumachen versuchte. Er war wieder im Dschungel: Er bereitete sich darauf vor, von einem unsichtbaren Ort aus einen Gegner anzugreifen.
    Minuten verstrichen. Die Schatten wurden länger und lösten sich schließlich ganz in der Dunkelheit auf, als die Sonne hinter dem Horizont versank. Converse blieb reglos liegen, wo er war. Jeder Muskel war angespannt, und er biss die Zähne zusammen, um sich davon abzuhalten, mit den Armen um sich zu schlagen und sich zu kratzen. Aber er wusste, dass er sich nicht bewegen durfte. Jeden Augenblick konnte es jetzt so weit sein. Jede Sekunde.
    Das Vorspiel kam. Der hinkende Mann tauchte auf, musterte den Hügel aus Abfall und Dreck, kniff die Augen zusammen und hielt dabei die Waffe schussbereit vor sich. Langsam trat er zur Seite, vorsichtig, kein Risiko eingehend. Jetzt ging er direkt an Joel vorbei, die ausgestreckte Pistole höchstens einen Meter von Joels Gesicht entfernt. Noch ein Schritt . Jetzt! Joel machte einen Satz, packte die Waffe am Lauf, drehte sie herum und riss sie nach unten. Während der Deutsche nach vorne stürzte, schlug Converse ihm das Knie gegen das Nasenbein. Der Mann war starr vor Entsetzen und Schrecken, dass ihm der Schrei in der Kehle stecken blieb. Die Waffe wirbelte davon. Der Mann taumelte und setzte erneut zu einem Schrei an, als Joel sich wieder auf ihn stürzte, das Kabel in beiden Händen. Er streifte es dem Deutschen über den Kopf und zog es ihm straff um den Hals. Der Feind musste sterben, weil der Feind ihn töten wollte! So einfach war das. Nein, so einfach war das nicht. Dies war ein Soldat von Aquitania, Abschaum von Aquitania. Er tötete auf Befehl– er befolgte Befehle! Er würde nie wieder töten.
    Der Mann erschlaffte. Converse beugte sich über ihn und wollte ihn schon mit Unrat bedecken.

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