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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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er wollte sie nicht sehen. Der Tod machte Freund und Feind gleich. Das Einzige, was ihn interessierte, waren die Kleider. Sie waren seine Möglichkeit, eine, die er schon vor einem ganzen Leben im Dschungel genutzt hatte. Damals hatte er sich in die zerfetzte Uniform eines Feindes gezwängt, und man hatte zweimal nicht auf ihn geschossen, als er entdeckt worden war. Stattdessen hatte man ihm zugewinkt.
    Er wählte die Kleidungsstücke aus, die am besten passten, und zog sie an; den Rest warf er in den Sumpf. Wie auch immer er aussehen mochte, er hatte nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Akademiker, den er in Bonn gespielt hatte. Eher würde man ihn jetzt für einen Mann halten, der sich seinen Lebensunterhalt auf dem Fluss verdiente; vielleicht als Maat auf einem Flussschlepper. Er hatte das Jackett des Chauffeurs gewählt, eine Jacke aus grobem Stoff, die ihm bis zu den Hüften reichte. Darunter trug er dessen blaues Baumwollhemd– das Einschussloch hatte er vom Blut reingewaschen. Die Hosen hatten dem anderen Mann gehört, braune Cordhosen ohne Bügelfalten, die an den Knöcheln etwas weiter wurden. Keiner der beiden Männer hatte einen Hut getragen, und sein eigener lag irgendwo auf der Müllkippe. Er würde einen neuen finden oder kaufen oder stehlen. Das musste er, ohne einen Hut oder eine Mütze, die sein Gesicht wenigstens teilweise bedeckte, kam er sich ebenso nackt vor wie ohne Kleider.
    Dann legte er sich in das trockene wilde Gras und starrte zum Himmel hinauf.

24
    Â» Also, da soll doch…!«, rief der distinguiert aussehende Mann mit der wallenden weißen Mähne, und seine fast weißen Augenbrauen schoben sich erstaunt in die Höhe. » Sind Sie nicht Molly Washburns Junge?«
    Â» Wie bitte?«, sagte der Army-Offizier am Nebentisch im Bonner Restaurant Am Tulpenfeld. » Kennen wir uns, Sir?«
    Â» Nicht so, dass Sie sich erinnern müssten, Major . Bitte entschuldigen Sie die Störung.« Mit dem letzten Satz wandte sich der Südstaatler an den Tischgenossen des Offiziers, einen Mann in mittleren Jahren mit schütterem Haar, der mit ausgeprägt deutschem Akzent Englisch gesprochen hatte. » Aber Molly würde es einem Landsmann aus Georgia nie vergeben, wenn er ihren Sohn nicht begrüßt und ihn zu einem Drink eingeladen hätte.«
    Â» Es tut mir leid, aber ich weiß wirklich nicht, wo ich Sie hintun soll«, sagte Washburn freundlich, aber ohne besondere Begeisterung.
    Â» Das würde mir genauso gehen, junger Mann. Ich weiß, es klingt ein wenig abgedroschen, aber Sie trugen damals wahrscheinlich noch nicht einmal lange Hosen. Als ich Sie das letzte Mal sah, hatten Sie einen blauen Blazer an und waren verdammt wütend, weil Ihr Team ein Fußballspiel verloren hatte. Ich glaube, Sie haben Ihrem linken Flügel die Schuld gegeben. Wie heute ist das wohl der Mannschaftsteil, dem man für alles die Schuld geben kann.«
    Der Major und sein Begleiter lachten. » Du lieber Gott, das ist lange her– damals war ich noch in Dalton.«
    Â» Und Kapitän des Teams, wenn ich mich richtig entsinne.«
    Â» Wie haben Sie mich denn erkannt?«
    Â» Ich hab neulich Ihre Mama in ihrem Haus in Southampton besucht. Sie ist richtig stolz auf Sie, und im Wohnzimmer standen ein paar hübsche Fotos von Ihnen.«
    Â» Natürlich, auf dem Piano.«
    Â» Genau dort habe ich sie gesehen. Und natürlich alle silbern gerahmt.«
    Â» Ich fürchte, ich habe Ihren Namen vergessen.«
    Â» Thayer. Thomas Thayer, oder einfach nur T. T., wie Ihre Mama mich nennt.« Die beiden schüttelten sich die Hände.
    Â» Sehr erfreut, Sie wiederzusehen«, sagte Washburn und wies mit einer Handbewegung auf seinen Begleiter. » Das ist Herr Schindler. Er ist unser Verbindungsmann zu den westdeutschen Medien.«
    Â» Erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Schindler.«
    Â» Ganz meinerseits, Herr Thayer.«
    Â» Weil wir gerade von der Botschaft sprechen, die haben Sie ja vermutlich gemeint– ich hatte Molly versprochen, Sie anzurufen, wenn ich hierherkomme. Auf mein Wort, genau das hatte ich morgen vor– heute macht mir noch die Zeitverschiebung zu schaffen. Wenn das kein Zufall ist, wie? Dass Sie hier sind und ich auch, an zwei Tischen nebeneinander!«
    Wieder lachten die Männer. Dann hob der Südstaatler sein Glas dem anderen entgegen, damit sie anstoßen konnten. Die Gläser begegneten

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