Die Aquitaine-Verschwoerung
Auf mein Wort, normalerweise ist es nur ein Mann. Ich kann nicht mehr bezahlen.«
» Lassen Sie die Maschinen an«, befahl Joel.
» Die Mannschaft! Ich muss Befehl zum Ablegen geben.«
» Also gut«, sagte Joel und zog den Hammer der Automatik zurück. » Ãffnen Sie die Tür und geben Sie Ihre Befehle. Und wenn einer von diesen beiden Männern dort unten etwas anderes tut, als die Taue zu lösen, töte ich Sie. Können Sie das verstehen?«
Joel lehnte sich gegen die Wand, während der Kapitän seine Anweisungen rief. Die Maschinen sprangen an, und die Taue wurden von den Pollern genommen. Es ist alles verrückt, dachte er. Feindselige, bösartige Männer, die im Zorn zuschlugen, waren im Grunde gar keine Feinde, während angenehme, scheinbar freundliche Leute ihn töten wollten. Vor hundert Jahren, in den Lagern und Dschungeln, hatte es keine solchen Grauzonen gegeben. Man wusste, wer der Feind war; alles lag offen vor einem. Aber in den letzten vier Tagen hatte er gelernt, dass es diesmal keine Offenheit gab. Er befand sich in einem Labyrinth, musste SpieÃruten laufen, und die täuschenden Mauern des Labyrinths waren von Leuten gesäumt, die er nicht verstehen konnte. Converse starrte zum Fenster hinaus, auf die Nebel, die über dem Wasser lagen und in denen sich das Morgenlicht fing. Seine Anspannung löste sich. Er wollte eine Weile gar nichts denken.
» Noch fünf Minuten, vielleicht sechs«, sagte der Kapitän plötzlich und drehte das Steuerrad nach links.
Joel blinzelte; er hatte sich in einer friedlichen, von Ruhe erfüllten Leere befunden und wusste nicht einmal wie lange. » Was geschieht jetzt?«, fragte er und blickte auf die aufsteigende orangerote Sonne hinaus, die den Dunst über dem Fluss rot färbte. » Ich meine, was soll ich machen?«
» So wenig wie möglich«, antwortete der Deutsche. » Sie gehen einfach so, als würden Sie jeden Morgen über den Pier gehen, durch den Reparaturhof auf die StraÃe hinaus. Dann befinden Sie sich im südlichen Teil der Stadt Lobith. Und von Lobith fahren Busse in sämtliche Himmelsrichtungen. Sie sind dann in den Niederlanden, und wir haben uns nie gesehen.«
» Das ist mir klar, aber wie komme ich an Land?«
» Sehen Sie den Bootshafen dort?«, sagte der Kapitän und wies auf eine Ansammlung von Docks mit schweren Winden und Kränen auf dem anderen Ufer.
» Eine Marina.«
» Ja, Marina. Mein zweiter Treibstofftank ist leer. Ich lasse jetzt die Motoren absaufen und mich weitertreiben. Dann werde ich über den Preis schimpfen, den der Holländer verlangt, aber ich zahle, weil ich von dem deutschen Dieb hier unten am Fluss nichts kaufe. Sie gehen mit einem von meiner Mannschaft von Bord, rauchen eine Zigarette und lachen über ihren dummen Kapitänâ und dann gehen Sie weg.«
» Einfach so?«
» Ja.«
» So einfach ist das?«
» Ja. Niemand hat gesagt, dass es schwierig sei. Sie brauchen bloà die Augen offen zu halten.«
» Wegen der Polizei?«
» Nein«, erwiderte der Kapitän mit einem Schulterzucken. » Wenn Polizei da ist, kommen sie zum Boot zurück und bleiben an Bord.«
» Weshalb soll ich dann die Augen offen halten?«
» Nach Männern, die Sie beobachten, die Ihnen nachschauen.«
» Was für Männer?«
» Gesindel, Gaunerâ die kommen jeden Morgen an den Pier und suchen Arbeit. Meistens sind sie noch betrunken. Vor solchen Männern müssen Sie sich in Acht nehmen. Die glauben nämlich sofort, dass Sie Rauschgift oder Geld besitzen. Und dafür würden die Ihnen den Schädel einschlagen.«
Mit einem sanften Stoà rammte das Boot die Anlegestelle der Tankstation. Die Taue wurden um die Poller gelegt, und Minuten später war Converse aus dem Hafengelände verschwunden.
Joel suchte sich einen Platz im letzten Waggon des Zuges. Noch immer beobachtete er seine Umgebung argwöhnisch, doch war er mit den Fortschritten, die er gemacht hatte, mehr als zufrieden. Er hatte alles sehr vorsichtig getan, aber ohne einen einzigen überflüssigen Schritt. Er hatte sich konzentriert und war sich der vielen Gefahren bewusst gewesenâ Augen, die ihn vielleicht zu lange anstarrten, Personen, denen er zu kurz hintereinander zweimal hätte begegnen können, ein Verkäufer, der ihn möglicherweise dadurch aufhalten wollte, dass er
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