Die Aquitaine-Verschwoerung
der Tasche, das graue Haar wirr, und deutete mit dem Kopf zum vorderen Teil des Wagens. » Zou ik op uw plaats mogen zitten?«
» Mij best!« Der Mann stand grinsend auf. Joel zog die Beine zur Seite, um ihn passieren zu lassen. » Dank u wel«, fügte der Mann hinzu und ging zu einem leeren Sitz hinter zwei jungen Leuten, die im Gang tanzten.
» Rutschen Sie rüber!« befahl die alte Frau schroff.
Wenn es überhaupt noch eine Möglichkeit zur Gegenwehr gibt, überlegte Converse, dann sofort. Er schickte sich an aufzustehen, die Augen geradeaus, den rechten Ellbogen auf der Armstütze, nur wenige Zentimeter von der riesigen Segeltuchtasche der Frau entfernt. Plötzlich schoss seine Hand in die offene Tasche und packte das wulstige Gelenk der Hand, die die unsichtbare Waffe hielt. Er lieà die Hand tiefer sinken, umklammerte Fleisch und Metall und riss die Frau nach links durch den schmalen Raum zwischen den Sitzreihen und presste sie auf den Platz neben dem Fenster. Ein scharfes, klatschendes Geräusch ertönte, als sich ein Schuss löste und ein Loch in das schwere Tuch brannte. Etwas Rauch kräuselte in die Höhe, die Kugel bohrte sich irgendwo weiter unten in die Wand. Die alte Frau hatte Kräfte wie ein Berserker, damit hatte er nicht gerechnet. Sie kämpfte verzweifelt, krallte nach seinem Gesicht, bis er ihr den Arm auf den Rücken drehte und festhielt, während ihre Hände in der Tasche noch immer miteinander kämpften. Die Alte wollte die Waffe nicht freiwillig loslassen, und er schaffte es nicht, sie ihr zu entreiÃen.
Das muntere Treiben im Waggon wurde unterdessen immer lauter. Gelächter, Gesang und trunkene Schreie überschlugen sich. Und niemand achtete auch nur im Geringsten auf den verzweifelten Kampf, der sich auf der schmalen Sitzreihe abspielte. Und dann bemerkte Joel plötzlich, dass der Zug seine Fahrt verlangsamte, wenn auch erst kaum spürbar. Die Landung, signalisierte ihm sein Piloteninstinkt. Er drückte der alten Frau den Ellbogen in die Brust in der Hoffnung, der Schmerz könne sie veranlassen, die Waffe loszulassen. Aber sie hielt sie fest und presste sich nur noch fester gegen den Sitz. » Loslassen!«, flüsterte er heiser. » Ich tue Ihnen nicht weh, ich töte Sie nicht. Was auch immer man Ihnen gezahlt hat, ich zahle mehr!«
» Nee! Dann findet man mich am Ende auf dem Grund eines Kanals! Sie können nicht entkommen, Menheer! Die warten in Amsterdam auf Sie, die warten auf den Zug!« Mit verzerrtem Gesicht trat die Frau plötzlich nach ihm und bekam einen Augenblick den linken Arm frei. Ihre Hand fuhr herum, schlug nach seinem Gesicht, und ihre Nägel glitten durch seinen Bart, bis er sie wieder am Handgelenk packte, ihren Arm über den Sitz zog und ihn gegen ihr Knie presste. Er drehte ihr die Hand herum und zwang sie, sich ruhig zu verhalten, doch das reichte nicht. In der rechten Hand hatte sie noch immer die Kraft einer Löwin, die ihre Jungen beschützt. Sie lieà die Waffe in der Tasche nicht los.
» Sie lügen!«, schrie Converse. » Niemand weiÃ, dass ich in diesem Zug bin! Sie selbst sind erst vor zwanzig Minuten eingestiegen!«
» Irrtum, Amerikaan! Ich bin schon seit Arnhem im Zug.
Von vorn bis hinten bin ich durch die Waggons gegangen, und in Utrecht habe ich Sie gefunden. Das ist nach Amsterdam durchtelefoniert worden.«
» Lüge!«
» Sie werden ja sehen.«
» Wer hat Sie bezahlt?«
» Männer.«
» Wer?«
» Das werden Sie ja sehen.«
» Verdammt, Sie gehören doch nicht zu denen! Das kann doch nicht sein!«
» Die zahlen. Ãberall in den Zügen zahlen die. Auf den Piers, auf den Flughäfen. Die sagen, Sie sprechen nur Englisch.«
» Was noch?«
» Warum sollte ich Ihnen das verraten? Sie sollten mich loslassen. Das würde es leichter machen für Sie.«
» Wie denn? Eine schnelle Kugel in den Kopf statt der Folter in Hanoi?«
» Was auch immer, die Kugel könnte besser sein. Sie sind zu jung, um das zu wissen, Menheer. Sie haben nie eine Besatzung erlebt.«
» Und Sie sind eigentlich zu alt, um noch solche Kraft zu haben, das muss ich Ihnen lassen.«
» Ja, auch das habe ich gelernt.«
» Loslassen!«
Der Zug bremste weiter ab, und die betrunkene Menge im Waggon schrie vergnügt. Die Männer griffen nach ihren Koffern in den Gepäcknetzen. Auch der
Weitere Kostenlose Bücher