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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hilfsbereiter war als normal. Diese einkalkulierten Möglichkeiten waren seine Richtwerte und leiteten ihn wie Fluginstrumente. Wenn er eine falsche Anzeige bekommen sollte, würde er seine Vorwärtsbewegung sofort stoppen, den Start abbrechen, den Notausstieg aufsprengen und in den Straßen Sicherheit suchen. Doch hatte er diesmal kein Flugzeug, das wie eine Erweiterung seiner Person war. Er hatte nur sich selbst, und noch nie in seinem ganzen Leben war er mit solcher Präzision geflogen.
    English Spoken hatte auf der Tafel am Dach des kleinen Zeitungskiosks in Lobith gestanden. Joel hatte sich nach dem Omnibus nach Arnhem erkundigt, dabei eine Landkarte und eine Zeitung gegriffen und sich beides vors Gesicht gehalten. Doch der Kioskbesitzer war viel zu sehr mit seinen anderen Kunden beschäftigt, um überhaupt auf ihn zu achten. Er rief Joel eilig zu, wie er gehen müsse, wobei seine Finger mehr erklärten als seine Worte. Joel fand die Busstation vier Straßen weiter. Er setzte sich in einen überfüllten Wagen, vergrub sein Gesicht hinter der Zeitung, die er nicht lesen konnte, und stieg vierzig Minuten später vor dem Bahnhof von Arnhem aus.
    Der erste Punkt auf seiner Checkliste hatte den Besuch des Waschraums einer Herrentoilette verlangt, wo er sich säubern konnte. Er hatte sich, so gut es ging, den Schmutz von den Kleidern geschlagen und musterte sich jetzt im Spiegel. Er sah zwar immer noch ziemlich ramponiert aus, wirkte aber jetzt mehr wie ein Mann, der einen Unfall gehabt hatte, als wie einer, den man zusammengeschlagen hatte.
    Das war ein entscheidender Unterschied.
    Als Nächstes wechselte er draußen im Bahnhofsgebäude sein deutsches Geld und zusätzlich fünfhundert amerikanische Dollar in Gulden um. Dann kaufte er sich ein paar Türen weiter eine dunkle Sonnenbrille. Als er sich in die Schlange vor der Kasse einreihte und dabei die Spuren der letzten Tage in seinem Gesicht mit der Hand zu bedecken versuchte, fiel sein Blick auf ein Regal mit Kosmetikartikeln im nächsten Gang. Der Anblick weckte eine Erinnerung in ihm. Er verließ die Schlange und ging zu dem Regal mit den Cremes, Shampoos und Nagellackfläschchen.
    Er erinnerte sich ganz deutlich. Kurz nach ihrer Heirat war Valerie auf dem Teppich im Korridor ausgeglitten, und im Fallen hatte sie sich den Kopf an einer Tischkante verletzt. Am Abend hatte sie ein » wunderschönes Veilchen« gehabt. Das waren damals seine Worte gewesen. Ihr blaues Auge bildete ein fast perfektes Oval von der Nasenwurzel bis zur linken Schläfe– und dabei sollte sie am nächsten Morgen in der Agentur eine Präsentation für Kunden aus Übersee durchführen. Sie hatte ihn in die Drogerie nach einer kleinen Flasche flüssigen Make-ups geschickt, das die Verletzung, wenn man nicht ganz nahe hinsah, erstaunlich gut kaschierte.
    Â» Ich will ja schließlich nicht, dass die Leute glauben, mein nagelneuer Ehemann hätte mich verprügelt, weil ich seine wüsten sexuellen Wünsche nicht erfülle.«
    Â» Welcher hat dir denn noch gefehlt?«, war seine Gegenfrage gewesen.
    Er erkannte die Flasche wieder, wählte einen dunkleren Farbton und reihte sich wieder in die Schlange vor der Kasse ein.
    Der zweite Aufenthalt in der Herrentoilette hatte zehn Minuten gedauert, aber das Resultat rechtfertigte die Mühe. Er hatte das Make-up sorgfältig aufgelegt, und die Kratzer und Schürfwunden waren verschwunden. Man musste jetzt schon ganz genau hinsehen, um noch etwas zu bemerken.
    Dann fuhr er fort, seine Checkliste abzuarbeiten.
    Und am Ende hatte er sich den Platz gesucht, auf dem er jetzt saß, im letzten Wagen des Zuges von Arnhem nach Amsterdam.
    Nachdem er sich seine Fahrkarte gekauft hatte, war er zum Bahnsteig gegangen, jeden Moment bereit, auf das geringste Anzeichen hin, dass man ihn beobachtete, zu flüchten. Aber er sah nur eine Gruppe von Männern und Frauen, Ehepaare etwa seines Alters, die miteinander redeten und lachten, Freunde vielleicht, die miteinander einen Ausflug machten und ans Meer wollten. Die Männer trugen abgewetzte, zerbeulte Koffer, die von Schnüren zusammengehalten wurden, während einige der Frauen Körbe am Arm trugen. Joel war hinter ihnen hergegangen, hatte leise gelacht, wenn sie lachten, und war eingestiegen, als gehörte er zu der Gruppe. Dann hatte er seinen Gangplatz eingenommen, gegenüber einem vierschrötigen Mann, in

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