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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dessen Begleitung sich eine schlanke Frau befand, deren ganze Körperhaltung ihren Stolz auf ihren auffallend großen Busen verriet. Joel konnte kaum den Blick von ihr lösen, und der Mann grinste ihm zu, keineswegs unfreundlich, während er eine Flasche Bier zum Mund führte.
    In rascher Folge flogen die Stationen vorüber. An jeder stiegen Passagiere aus, neue stiegen ein, lachend und vergnügt. Einige Männer trugen T-Shirts mit Namen von Städten oder Fußballteams darauf, wie Converse annahm. Und das führte offensichtlich zu neuem Gelächter und gespieltem Streit über die Vorzüge der einzelnen Mannschaften. Und dabei wurde es immer lauter.
    Â» Amstel!«, rief der Schaffner und öffnete die vordere Tür zu dem Waggon. » Amst…!« Der arme Kerl konnte seinen Ruf nicht zu Ende bringen, sondern ging rasch hinter der Tür in Deckung, um den zusammengerollten Zeitungen zu entgehen, die man auf ihn warf.
    Ferienstimmung in Holland.
    Der Zug rollte in die Station ein, und eine weitere Gruppe von Männern und Frauen in T-Shirts verkündete ihre Ankunft mit großem Hallo. Fünf oder sechs Reisende in Joels Waggon sprangen auf, um ihre Freunde zu begrüßen. Wieder wurden Flaschen und Bierdosen gehoben, und das allgemeine Gelächter hallte von den Waggonwänden so laut wider, dass man das Pfeifen des Stationsschaffners draußen kaum hören konnte. Man umarmte sich, schlug sich auf die Schultern– es herrschte allgemeine Verbrüderung.
    Und hinter den Neuankömmlingen, wie um den Gegensatz zu deren kindlichem Gehabe zu betonen, schwankte eine alte, offensichtlich betrunkene Frau durch den Gang. Sie trug einen wallenden, schon etwas mitgenommenen Mantel und in der linken Hand eine zerfranste Segeltuchtasche. Mit der rechten hielt sie sich an einem Sitz fest, um beim Anfahren des Zuges nicht umgeworfen zu werden. Grinsend ließ sie sich eine Flasche Bier reichen, während eine weitere in ihre Tasche gesteckt wurde und dazu noch ein paar belegte Brote in Pergamentpapier. Zwei Männer im Mittelgang verbeugten sich tief, als wollten sie eine Königin begrüßen. Ein dritter schlug der Frau klatschend auf den Hintern und pfiff. Das alles dauerte ein paar Minuten. Die alte Frau trank, machte ein paar Tanzschritte und gestikulierte dann verspielt herum, streckte jemandem die Zunge heraus und hüpfte mit grotesken Schritten herum, als wolle sie ein Ballett tanzen. Die Holländer sind vergnügte Leute, dachte Joel. Sie sorgen auch für die, denen es weniger gut geht und die man in einem anderen Land vielleicht überhaupt nicht in den Zug lassen würde. Jetzt kam die Frau auf ihn zu, die Tasche weit geöffnet, als wollte sie von allen Seiten Almosen entgegennehmen. Joel holte ein paar Gulden hervor und ließ sie in die Tasche fallen.
    Â» Goedemorgen«, sagte die alte Frau schwankend. » Dank wel, beste man, vriendeligk von u!«
    Joel nickte und beugte sich wieder über die Karte in seiner Hand. Doch die Frau mit der Tasche blieb neben ihm stehen.
    Â» Uw hoofd! Ach, heb je een ongeluk gehad, jongen?«
    Wieder nickte Converse, griff noch einmal in die Tasche und gab der betrunkenen alten Vettel noch einmal Geld. Er wies auf seine Karte und gab ihr durch Gesten zu verstehen, dass sie weitergehen solle. Rings um ihn wurde das Geschrei wieder lauter.
    Â» Spreekt u Engels?«, rief die Frau mit der Tasche und beugte sich schwankend über ihn.
    Joel zuckte die Achseln, sank in seinen Sitz zurück und starrte auf die Karte.
    Â» Ich denke doch.« Die alte Frau sprach jetzt heiser, aber klar und nüchtern. Ihre rechte Hand hielt sich plötzlich nicht mehr am Sitzrand fest, sondern war in der Segeltuchtasche versunken. » Wir suchen Sie schon seit Tagen auf jedem Zug. Keine Bewegung! Die Waffe hat einen Schalldämpfer. Bei dem Lärm hier würde keiner etwas bemerken, wenn ich abdrücke, auch nicht der Mann neben Ihnen. Ich glaube, wir sollten jetzt gehen. Wir haben Sie, Menheer Converse!«
    Mit einem Schlag war er von der fröhlichen Stimmung ausgeschlossen. Der Tod hatte ihn eingeholt. Minuten vor Amsterdam.

26
    Â» Mag ik u even lästig vallen?«, rief die alte Frau, die scheinbar wieder unsicher schwankte, dem Passagier neben Converse zu. Der Mann wandte seinen Blick von dem munteren Treiben im Mittelgang ab und sah zu der alten Vettel hinauf. Wieder rief sie, die rechte Hand noch immer in

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