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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Osnabrück?« Die Nonne presste den Umschlag gegen ihre Brust, beugte sich noch weiter vor, so als beschütze sie einen heiligen Gegenstand.
    Â» Nein, nicht Osnabrück!« Converse versuchte, sich an Vals Worte zu erinnern. Er war ein Priester auf Pilgerreise… nach Auschwitz und Bergen-Belsen… aus… aus… » Los Angeles!«, flüsterte er heiser.
    Â» Ja, goed. Welches Land?«
    Â» Jesus!«
    Â» Wat?«
    Â» Die Vereinigten Staaten von Amerika.«
    Â» Goed! Hier bitte, Menheer.« Die alte Frau reichte ihm den Umschlag und lächelte jetzt süßlich. » Wir müssen alle unsere Arbeit tun, nicht wahr? Gehen Sie mit Gott, Sie Diener des Herrn . Mir gefällt dieses Kostüm. Ich habe einmal auf der Bühne gestanden, müssen Sie wissen. Ich glaube nicht, dass ich es zurückgeben werde. Alle lächeln, und ein Herr, der aus einem dieser schmutzigen Häuser kam, ist stehen geblieben und hat mir fünfzig Gulden gegeben.«
    Die alte Frau ging weiter, drehte sich einmal um und lächelte, wobei sie ihm diskret eine Whiskyflasche zeigte, die sie unter dem Ordenskleid hervorgeholt hatte.
    Vielleicht war es sogar derselbe Bahnsteig, das konnte er nicht sagen, aber seine Ängste waren dieselben wie vor vierundzwanzig Stunden, als er in Amsterdam angekommen war. Er war als ein unschuldig wirkender Arbeiter mit Bart und bleichem, verschrammtem Gesicht in die Stadt gekommen. Jetzt verließ er sie als ein Priester, aufrecht, glatt rasiert, von der Sonne verbrannt, ein ordentlich gekleideter Diener des Herrn auf einer Pilgerreise der Buße. Der empörte Anwalt in Genf, der manipulierende Bittsteller in Paris und der gefangene Tölpel in Bonn gehörten der Vergangenheit an. Zurückgeblieben war der gejagte Mann, und um zu überleben, musste er imstande sein, die Jäger zu beschleichen, ehe sie ihn beschleichen konnten. Das bedeutete, dass er sie entdecken musste, ehe sie ihn entdeckten. Das war eine Lektion, die er vor achtzehn Jahren gelernt hatte, als seine Augen noch schärfer und sein Körper noch widerstandsfähiger gewesen waren. Um das auszugleichen, musste er die anderen Talente einsetzen, die er inzwischen entwickelt hatte; alles kam darauf an, sich zu konzentrieren. Und so gelang es Joel, den Mann zu entdecken.
    Er stand an einer Betonsäule auf dem Bahnsteig und las im schwachen Licht einen Fahrplan, den er auseinandergefaltet hatte. Converse sah ihn an– so wie er fast alle Leute angesehen hatte, die in Sichtweite standen. Und dann, Sekunden später, sah er noch einmal hin. Irgendetwas an dem Mann war seltsam, stimmte nicht in das Bild. Es konnte verschiedene Gründe geben, bei dieser schlechten Beleuchtung einen Fahrplan zu lesen und nicht im hell beleuchteten Waggon– eine letzte Zigarette im Freien oder weil man auf jemanden wartete. Aber der kleine Druck war unmöglich zu entziffern, wenn man den Fahrplan fast vor der Brust hielt und nicht einmal die Augen zusammenkniff. Und das tat der Mann nicht.
    Converse ging den Bahnsteig hinunter, näherte sich zwei offenen Türen, die das Ende eines Waggons und den Anfang des nächsten bildeten. Mit voller Absicht ließ er den Koffer an einem hervorstehenden Fensterriegel hängenbleiben, sodass er zur Seite gedrückt wurde. Er entschuldigte sich bei den Reisenden, die ihm nachfolgten, und ließ sie höflich vorbeigehen. Aber während er zu ihnen umgewandt blieb, schweiften seine Augen zu dem Mann hinüber, der links an der Säule stand. Er hielt den Fahrplan immer noch in der Hand– wie eine vergessene Requisite. Der Mann konzentrierte sich jetzt auf Joel. Das reichte.
    Converse ging durch die zweite Tür, jetzt wieder mit unbekümmert wirkenden Schritten, aber das änderte sich sofort, als er im Inneren des Waggons war und der Mann an der Säule ihn nicht länger sehen konnte. Er eilte den Gang hinunter und stürzte beim ersten Sitz zu Boden. Wieder entschuldigte er sich bei den Leuten hinter ihm– ein Diener des Herrn, der mit profanem Gepäck nicht zurechtkam. Dann sah er zum Fenster hinaus, an den zwei Passagieren vorbei, die dort saßen. Der Mann an der Säule hatte den Fahrplan fallen lassen und winkte jetzt mit heftigen Gesten. Wenige Sekunden darauf stand ein zweiter Mann bei ihm. Beide sprachen kurz miteinander und trennten sich rasch wieder. Der eine ging auf die vordere Tür des Waggons zu, der andere auf

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