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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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werden, weil dann die alten vollkommen zerschossen waren. Das Einzige, was fehlte, waren Ströme von Blut und Massenhysterie.
    Von Zorn und Enttäuschung erfüllt, zerrte Connal an der Kette, mit der seine Handgelenke gefesselt waren. Er riss mit ganzer Kraft, nur um wieder zu spüren, dass sich die verrosteten Glieder in sein Fleisch pressten und ihm weitere rote Schürfwunden zufügten. Es gab nichts, was er tun konnte, keinen Weg in die Freiheit! Und er kannte das Geheimnis von Aquitania! Das Rätsel der Strategie offenbarte sich hier, direkt vor seinen Augen! Morde! Die Massentötung bedeutender Politiker in neun verschiedenen Ländern! Etwas würde in acht Tagen geschehen, etwas, das er nicht genau kannte, aber das provozierend genug sein würde, um auf der ganzen Welt das Auftreten von entschiedenen Staatsmännern zu fordern. Und was ihn geradezu zerriss, war die einfache Wahrheit, dass es nichts gab, was er tun konnte– absolut nichts!
    Er wandte sich vom Fenster ab. Seine Arme und seine Wunde schmerzten, seine Handgelenke stachen. Er sah sich in dem mit Gefangenen gefüllten Raum um. Unter dreiundvierzig Männern, die sich die größte Mühe gaben, sich nicht aufzugeben, und es doch schon getan hatten. Einige Männer lagen lethargisch auf ihren Pritschen, andere starrten verloren zu den Fenstern hinaus; andere redeten leise miteinander vor den blanken Wänden. Sie alle trugen Handschellen. Die jämmerlich knappen Essenszuteilungen und die brutalen Perioden der » Übungen« waren darauf abgestimmt, sie geistig wie körperlich zu schwächen. Miteinander flüsternd, so weit sie sich untereinander verständigen konnten, hatten sie einige Schlüsse gezogen, aber ihre Gefangenschaft gab keinen Sinn. Sie waren Teil einer Strategie, die keiner begreifen konnte, und nur Connal wusste, wer die Strategen waren. Wenn er sich unbeobachtet glaubte, versuchte er zu erklären, aber zur Antwort bekam er nur verständnislose und verwirrte Blicke. Wie sollte man auch Wahnsinn erklären !
    Einige Punkte waren feststellbar – was auch immer sie bedeuten mochten. Zunächst einmal waren sie alle Offiziere mit mittleren bis höheren Diensträngen. Zweitens waren sie alle Junggesellen oder geschieden, alle ohne Kinder und ohne feste Beziehungen. Drittens hatten sie alle gerade Urlaub zwischen dreißig und fünfundvierzig Tagen genommen, darunter nur ein weiterer im Notstatus wie Connal. Es gab ein Schema, aber was bedeutete es?
    Auch in dem Punkt gab es einen Hinweis, nur dass auch der sich jedem Verständnis entzog. Etwa jeden zweiten Tag brachte man den Gefangenen Postkarten aus verschiedenen Gegenden– Urlaubsgebieten in Europa und Nordamerika–, und dann erhielten sie Anweisung, ganz spezielle Nachrichten an bestimmte Personen zu schreiben, die sie alle als Offizierskollegen von den Stützpunkten oder Basen kannten, auf denen sie beheimatet waren. Dabei handelte es sich immer um Nachrichten von der Art wie Mir geht es hier gut; ich wünschte du wärst auch hier; morgen gehts nach …
    Eine Weigerung, diese Grüße mit eigener Hand zu schreiben, bedeutete den Entzug der knappen Essensration, oder dass man den Betreffenden brutal auf den Exerzierplatz hinaustrieb, wo er, so schnell er konnte, laufen musste, um dem Gewehrfeuer zu entgehen– bis er schließlich stürzte.
    Sie waren sich alle einig, dass hinter den Hungerrationen ein bestimmter Zweck lag. Sie waren alle gut ausgebildete, fähige Offiziere. Solche Männer in normalem physischem und geistigem Zustand waren zu Fluchtversuchen fähig oder zumindest zu ernsthafter Gegenwehr. Aber das war auch alles, was sie begriffen. Alle, mit Ausnahme von Connal, waren jetzt mindestens zweiundzwanzig oder höchstens vierunddreißig Tage hier. Sie befanden sich in einem Konzentrationslager, irgendwo an einer nicht näher bekannten Küste, und sie wussten nicht einmal, worin ihr Verbrechen bestand.
    Â» Que pasa?«, fragte ein Gefangener namens Enrique, der aus Madrid stammte.
    Â» Esto lo mismo auera en el campo de maniobras«, erwiderte Fitzpatrick und deutete mit einer Kopfbewegung zum Fenster. Dann fuhr er in spanischer Sprache fort. » Die töten dort ausgestopfte Puppen und bilden sich ein, dass sie dadurch zu Helden oder zu Märtyrern oder zu beidem werden.«
    Â» Das ist doch verrückt!«, schrie der Spanier. » Es ist verrückt! Was

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