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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Alte grinsend fort. Sein verwittertes Gesicht zeigte plötzlich tausend Fältchen, und seine Haltung wirkte entspannt. » Er hat die Leiche aus dem Raum entfernt, sie zum Notausgang gezerrt und von dort in eine Seitengasse. Von dort hat er sich Zugang zum Keller verschafft und die Leiche neben der Heizung abgelegt. Es ist Sommer; vielleicht findet man den Mann ein paar Tage nicht– es sei denn, der Gestank wird zu kräftig.«

29
    Die Hände in Handschellen, den verwundeten rechten Unterarm in schmutzige Bandagen gehüllt, klammerte sich Connal Fitzpatrick an den Sims des winzigen Fensters und spähte durch die Gitterstangen auf die seltsamen Aktivitäten hinaus, die draußen auf dem riesigen asphaltierten Exerzierplatz abliefen. Dass es sich um einen Exerzierplatz handelte, war ihm bereits am zweiten Morgen nach seiner Gefangennahme klargeworden, als man ihm zusammen mit den anderen Gefangenen eine Stunde Bewegung außerhalb der Betonkaserne erlaubt hatte– und um Kasernen handelte es sich. Wahrscheinlich gehörten sie zu einer früheren Versorgungsstation für Unterseeboote. Für die modernen atomgetriebenen Schiffe, die jetzt im Einsatz waren, schienen die Anlegestellen und Winden viel zu klein und auch zu veraltet, aber er vermutete, dass der Stützpunkt einmal der deutschen Marine gute Dienste geleistet hatte.
    Heute allerdings wurde er gegen die Bundesrepublik Deutschland und die anderen freien Regierungen der Welt eingesetzt. Denn hier war die Ausbildungszentrale von Aquitania, der Ort, an dem die Strategien verfeinert, die Manöver bis zur Perfektion eingeübt und die letzten Vorbereitungen für den großen Schlag getroffen wurden, der Delavanes Militärkommandeure an die Macht bringen sollte. Hier ging es nur noch ums Töten– schnell und brutal, und der Schock, der davon ausgehen würde, war Teil der Strategie.
    Unter dem Fenster liefen Gruppen, die aus vier oder fünf Männern bestanden, einzeln oder hintereinander zwischen einer Menge von vielleicht hundert anderen Personen herum und wechselten sich in einer Übelkeit erregenden Übung ab. Am Ende des Exerzierplatzes stand eine Betonmauer, zwei Meter hoch und vielleicht zehn Meter lang, vor der in einer Reihe Figuren aufgebaut waren– einige standen, andere saßen auf Stühlen–, leblos und starr, ihre gläsernen Augen starrten blind in die Ferne. Sie waren die Ziele. Jede der Figuren, ob männlich oder weiblich, hatte in Brustmitte ein engmaschiges Geflecht aus kugelsicherem Draht, hinter dem ein grell oranges Licht brannte, das man auch in der Mittagssonne deutlich erkennen konnte. Und dieses Licht blitzte jedes Mal auf, wenn der Ausbildungsleiter den entsprechenden Schalter betätigte. Dies war das Signal, dass diese Figur oder diese Figuren– falls mehr Lichter eingeschaltet waren– das Ziel der jeweiligen Einheit waren. Die Treffer wurden elektronisch auf der Mauer über den einzelnen Gestalten angezeigt. Rot bedeutete getötet, blau lediglich verletzt. Rot war akzeptabel, blau nicht.
    Die über Lautsprecher an die Kampfgruppen gebrüllten Ermahnungen änderten sich nicht, nur die genannten Zahlen– und die Zeit. Sie wurden in neun Sprachen über den Platz geschrien, von denen Connal vier verstand.
    Dreizehn Tage bis Basis Null. Genauigkeit ist das höchste Ziel. Die Flucht erfordert als Ablenkungsmanöver eine Tötung. Sonst bleibt nur der eigene Tod.
    Elf Tage bis Basis Null. Genauigkeit ist das höchste …
    Acht Tage bis Basis Null. Genauigkeit ist …
    Die Angehörigen der Killerteams feuerten auf ihre Ziele, brachten ausgestopfte Schädel zur Explosion und pulverisierten Leiber– manchmal allein, manchmal gemeinsam mit ihren Kameraden. Und jeder » Kill« wurde mit lautstarkem Überschwang begrüßt, während die Männer durch die Menge hetzten und schließlich, wenn ihr Manöver abgeschlossen war, wieder Teil von ihr wurden. Dann wurde sofort wieder ein neues Team aus der Gruppe der Zuschauer gebildet, und eine weitere Mordübung setzte ein und lief mit minutiöser Perfektion ab. Und so ging es Stunde um Stunde, und die Menge reagierte auf die » Kills« mit begeistertem Geschrei, während die Waffen für weitere Angriffe auf die gespenstisch markierten Puppen nachgeladen wurden. Etwa alle zwanzig Minuten mussten den leblosen Gestalten vor der Mauer neue Köpfe und Leiber angebracht

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