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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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öffnete sich, noch bevor der Wagen ausgerollt war. Sie konnte den Passagier ganz deutlich sehen, er hatte die Hand über den Vordersitz gestreckt und zahlte, ohne an sein Wechselgeld zu denken. Er stieg schnell aus und lief auf die Glastüren des Hoteleingangs zu. Er trug keinen Hut und hatte ungekämmtes, fast blondes Haar. Er trug eine leichte Jacke und hellblaue Sommerjeans. Er war der Feind, das wusste Valerie. Er war in den Zwanzigern, kaum mehr als ein Junge, aber das Gesicht war hart und von Zorn verzerrt, die Augen kalt– ferne Stahlblitze in der Sonne. Val verließ die Türnische des Buchladens.
    Ein Wagen schoss an ihr vorbei in westlicher Richtung auf das Hotel zu. Sekunden später hörte sie quietschende Reifen und erwartete, jeden Moment Blech krachen zu hören. Sie drehte sich um wie die anderen Fußgänger. Fünfzehn Meter entfernt stand ein brauner Wagen, dessen Tür und Kofferraumdeckel klar und deutlich in schwarzen Buchstaben die Aufschrift U. S. Army trugen. Ein Offizier in Uniform stieg hastig aus. Er starrte sie an. Val rannte los.
    Converse saß auf einem Gangplatz, etwa in der Mitte des Waggons. Seine Hände, die das schwarze Gebetbuch hielten, waren schweißnass. Er hatte es mit dem Pass, dem Pilgerbrief und einem maschinengeschriebenen Blatt mit Anweisungen und ein paar Daten über Pater William Wilcrist in dem Umschlag gefunden. Ganz unten auf dem Blatt stand die letzte Anweisung: Auswendig lernen, zerreißen und vor der Grenzstation Oldenzaal in die Toilette werfen.
    Der Zug fuhr erst nach Norden, dann nach Osten. Vor Oldenzaal gab es zwei Stationen, und anschließend würden sie, wie er vermutete, den Rhein überqueren und Westdeutschland erreichen. Den Bahnhof von Deventer hatten sie bereits hinter sich, blieb also nur noch ein Aufenthalt, eine Stadt namens Hengelo. Die Ansage kam, und Joel erhob sich von seinem Platz, ehe die anderen Reisenden, die nach Hengelo wollten, das taten. Im Gang drehte er sich um und ging zum hinteren Teil des Wagens. Als er an dem Mann vorbeikam, der an der Säule gestanden hatte, bemerkte er, dass der Jäger von Aquitania mit so starrem Körper geradeaus starrte, dass er kaum die Bewegungen des Zuges mitmachte. Converse hatte eine solche Haltung schon oft gesehen, bei Verhandlungen und vor Gericht. Sie deutete immer auf unsichere Zeugen oder Verhandler. Der Mann war angespannt, vielleicht hatte er Angst, seinen Auftrag zu verpatzen, oder Angst vor den Leuten, die ihn nach Amsterdam geschickt hatten– was auch immer, seine Angst war deutlich zu erkennen, und Joel würde sie nutzen. Er kroch aus einem tiefen Schacht in der Erde, arbeitete sich mühsam nach oben, über Stufen, die er in vielen Nächten gegraben hatte. Der Drahtzaun war in der Ferne, der Regen fiel, die Streifen waren unruhig– von jedem Geräusch verängstigt, das sie nicht schnell identifizieren konnten. Er brauchte nur einen, um zu fliehen, und den hatte er… er konnte den Zaun erreichen!
    Er konnte Osnabrück allein erreichen.
    Die Toilette war frei; er öffnete die Tür, ging hinein und nahm das Blatt mit den Instruktionen heraus. Er faltete es zusammen, zerriss es in kleine Fetzen, warf die Papierfetzen in die Kloschüssel und trat auf den Wasserknopf. Die Fetzen verschwanden. Dann drehte er sich zur Tür um und wartete.
    Eine zweite Ansage plärrte draußen aus den Lautsprechern, der Zug verlangsamte seine Fahrt. Vor der Tür war das Scharren von Füßen zu hören. Der Zug kam zum Stillstand. Joel fühlte, wie der Boden unter den vielen Schritten vibrierte, Schritten von Menschen, die jetzt an zu Hause dachten und ohne Zweifel an das holländische Äquivalent eines Martini. Das Vibrieren hörte auf, die Schritte verhallten. Joel öffnete die Tür eine Handbreit. Der Jäger mit der starren Haltung war nicht mehr an seinem Platz. Jetzt.
    Joel zwängte sich hinaus und trat schnell in den engen Raum zwischen den Waggons. Er schob sich zwischen den Nachzüglern hindurch, die aus dem nächsten Waggon aussteigen wollten, betrat den Waggon und lief den Mittelgang hinunter. Als er sich den letzten Reihen näherte, sah er einen freien Platz, zwei Sitze mit Blick auf den Bahnsteig. Er setzte sich ans Fenster, die Hand vor dem Gesicht, und spähte zwischen den Fingern hindurch.
    Der Mann von Aquitania hetzte hin und her, hielt drei Männer auf, die gehen wollten und ihm den

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