Die Aquitaine-Verschwoerung
Rücken zuwandten, schnell entschuldigte er sich bei ihnen. Jetzt wandte der Jäger sich wieder dem Zug zu. Sein Opfer konnte also nicht ausgestiegen sein. Er stieg wieder ein, sein Gesicht sah aus wie eine zerknitterte Karte, die auseinanderfielâ Täler der Angst.
Mehr, dachte Converse. Ich will mehr. Ich will eure Nerven zum ZerreiÃen gespannt, wie es schon einmal bei meinen Wächtern war. Bis ihr es nicht mehr ertragen könnt!
Oldenzaal kam und blieb hinter ihnen. Der Zug überquerte den Rhein, und das Klappern der Brücke unter ihnen klang wie ein leiser Trommelwirbelâ der Jäger hatte die vordere Tür aufgerissen, zu verstört, um mehr zu tun, als sich schnell umzusehen und wieder zu seinem Begleiter zurückzukehren oder vielleicht zu einem einsamen Koffer. Joels Kopf war verborgen unter der Rückenlehne. Minuten später kam die Grenzpolizei. Sie musterten jeden Mann, Dutzende Uniformierter, die durch die Waggons gingen. Sie waren höflich, daran war kein Zweifel. Trotzdem erinnerten sie in hässlicher Weise an die Vergangenheit. Joel zeigte seinen Pass und den Brief, den man für das Gewissen von Deutschen in deutscher Sprache geschrieben hatte. Ein Grenzpolizist schnitt eine traurige Grimasse, nickte dann und ging weiter. Die Uniformierten verlieÃen den Waggon; die Minuten dehnten sich zu Viertelstunden. Er konnte durch die Fenster in den vorderen Waggon sehen. Die zwei Jäger begegneten sich, einige Reihen hinter dem Platz, wo er gesessen hatte. Wieder trennten sie sich, einer ging nach vorn, der andere nach hinten.
Jetzt.
Joel erhob sich von seinem Platz und trat in den Mittelgang, warf einen Blick auf seinen Fahrplan und beugte sich vor, um zum Fenster hinaus zusehen, bedeutungslose Bewegungen. Aber er musste ausharren, bis einer der Jäger ihn entdeckte. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden. Als Converse sich nach vorn beugte, scheinbar um eine drauÃen vorbeihuschende Tafel abzulesen, erhaschte er einen Blick auf eine Gestalt, die sich vor die obere Glasscheibe an der vorderen Tür schob. Er stand auf. Der Mann hinter der Glasscheibe duckte sich sofort weg. Das war das Signal, auf das er gewartet hatte, der Augenblick, um schnell zu handeln.
Er drehte sich um und ging im Waggon nach hinten, ging zur Tür hinaus über die dunkle, klappernde Brücke, die zum nächsten Waggon führte. Er trat ein, eilte schnell den Mittelgang hinunter, wieder nach hinten und wieder zum nächsten Waggon. Dann drehte er sich um. Der Mann folgte ihm. Ein Wächter verlieà im Regen seinen Posten. Nur Sekunden noch, dann konnte er den Stacheldraht erreichen.
» Nächster Halt Bad Bentheim; Bad Bentheim!«
Wieder verlangsamte der Zug seine Fahrt, die erste von zwei Stationen vor Osnabrück. Joel trat ins Dunkel und schob vorsichtig den Kopf vor. Was er sah, erschreckte ihn. Der Jäger machte keine Anstalten, zur Tür zu gehen. Stattdessen setzte er sichâ setzte sich mit dem Blick nach vorn, ein Fahrgast, der einen bequemeren Platz gefunden hatte und nichts weiter im Sinn hatte. Der Zug hielt an, und die aussteigenden Passagiere bildeten vorn eine Schlange. Vorn .
Ãber der letzten Tür war eine Schrift gewesen, aber da er sie nicht lesen konnte, war er einfach weitergegangen. Jetzt sah er auf die Ausgänge; sie hatten keine Klinken. Wenn er sich vorher wie in einer Falle gefühlt hatte, so befand er sich jetzt in einem Käfig, einem stählernen Käfig, der sich gerade wieder in Bewegung setzte. Ein dahin rasendes Gefängnis, aus dem es keine Flucht gab. Converse griff in die Hemdtasche und holte seine Zigaretten heraus. Er war dem Stacheldraht so nahe; er musste überlegen.
Ein Klappern? Ein Schlüssel, ein Riegel. Die massive Holztür mit dem Wort FRACHT darauf öffnete sich, und die Gestalt eines korpulenten Mannes kam heraus.
» Eine Zigarette für Sie, während ich zum Pinkeln gehe«, sagte der Bahnbeamte lachend, während er durch den dunklen Korridor zur Tür ging. » Und dann ein Bier, ja?«
Der Deutsche ging hinaus, um etwas zu trinken, und obwohl er die Tür hinter sich fast zugezogen hatte, war sie nicht ganz geschlossen. Er war ein Mann, der sich keine Sorgen machte, ein Bahnbeamter mit nichts, das er für bewachenswert hielt. Joel schob die schwere Tür auf und ging hinein. Er wusste, was geschehen würde; es musste in dem Augenblick geschehen, wenn der Mann an dem
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