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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bahnhofsfassade entlang zu einem Parkplatz. Fast alle Reisenden, die aus dem Zug gestiegen waren, waren schon in ihren Fahrzeugen. Zwei Paare plauderten noch am Bahnsteig und warteten offenbar darauf, dass sie abgeholt wurden. Ein Wagen bog von der Straße her ein, die beiden Männer winkten, und im nächsten Augenblick hatten alle vier Platz genommen. Man konnte durch die offenen Fenster noch ihr Lachen hören, während der Wagen davonjagte. Jetzt war der Parkplatz verlassen, der Bahnhof für die Nacht verschlossen. Ein einzelner Scheinwerfer vom Dach beleuchtete die Leere, und eine Reihe hoher Bäume hinter dem jetzt leeren Kiesplatz schien sich in eine riesige, undurchdringliche Mauer zu verwandeln.
    Sich im Dunkeln haltend, flüchtete Joel von einem Schatten zum nächsten. Unter einem massiven Bogen am Ende des Gebäudes blieb er stehen und presste den Rücken gegen die Ziegelmauer. Er wartete. Seine Hand hielt die Waffe. Ob man ihn zwingen würde, sie zu benutzen– ob sich ihm dafür überhaupt eine Chance bieten würde? Im Zug hatte er Glück gehabt. Professionellen Killern war er nicht gewachsen. Und wie sehr er sich auch zu überzeugen versuchte, er war nicht in dem Dschungel, der ein ganzes Leben entfernt in seiner Vergangenheit lag, war auch nicht mehr der jüngere Angreifer, der er damals gewesen war. Aber wenn er daran dachte– so wie jetzt–, dann waren jene Erinnerungen das Einzige, was ihn lenkte. Er schob sich aus dem Schutz des Bogens heraus und lief zur nächsten Ecke.
    Ein Schuss fiel und zersplitterte den Stein links von seinem Kopf. Er warf sich nach rechts, rollte sich über den Kiesboden, sprang wieder auf und rannte aus dem Scheinwerferbündel heraus. Drei weitere Explosionen fetzten Steinsplitter von der Wand und rissen den Boden neben seinen Füßen auf. Jetzt hatte er eine dunkle Buschreihe erreicht und warf sich hinein. Und plötzlich wusste er ganz genau, was er tun musste!
    Â» Auu! Auuuu…« Sein letzter Schrei riss ab, so als versagte ihm die Stimme. Dann kroch er durch das Gehölz, so schnell er konnte. Jetzt war er einige Meter von der Stelle entfernt, wo er geschrien hatte. Er hielt an, drehte sich auf den Knien herum, bewegte sich nicht mehr und spähte zu der erleuchteten Fläche jenseits der Büsche hinüber.
    Es geschah so, wie es schon einmal geschehen war, als drei Kinder in Uniformen rücksichtslos ein anderes Kind im Dschungel getötet hatten. Verängstigte Männer fühlten sich immer von den letzten Geräuschen angezogen, die sie gehört hatten– so wie jetzt dieser Jäger von Aquitania. Der Mann trat vorsichtig aus der Dunkelheit des letzten Bahnsteigs, die Waffe in beiden ausgestreckten Händen haltend. Er ging vorsichtig auf die Stelle im Gebüsch zu, von der die zwei Schreie gekommen waren.
    Converse suchte lautlos am Boden herum, bis er einen Steinbrocken gefunden hatte, der etwas größer als seine Faust war. Jetzt hielt er ihn gepackt, wartete, starrte hinüber. In der Kehle konnte er das Trommeln seines Herzens spüren. Der Killer war jetzt nur noch zwei Meter von den Büschen entfernt. Joel warf den Steinbrocken.
    Das knirschende Geräusch war laut, und der Soldat von Aquitania duckte sich, gab einen Schuss nach dem anderen ab– zwei, drei, vier! Converse hob die eigene Waffe und betätigte zweimal den Abzug. Der Mann fuhr nach links herum, stöhnte, wollte schreien, aber der Schrei erstickte ihm auf den Lippen, während er sich an den Leib fasste und zu Boden stürzte.
    Joel kroch auf den Kiesstreifen hinaus, rannte auf den Gestürzten zu, packte ihn an den Armen und zerrte ihn in die Büsche. Er kniete nieder und drückte dem Mann die Hand gegen den Hals. Er war tot, ein weiterer Soldat, der in Aquitanias Krieg, dem Militärbund des George Marcus Delavane, den Tod gefunden hatte.
    Sonst war niemand in der Nähe– andernfalls hätten die Schüsse Rufe ausgelöst, man hätte Schritte hören müssen, jemand hätte die Polizei gerufen. Wie weit entfernt war Osnabrück? Er hatte sich den Fahrplan angesehen und versucht, das in Erfahrung zu bringen, aber alles war so schnell abgelaufen, dass er das Gelesene nicht in sich aufgenommen hatte. Aber weniger als eine Stunde war es, so viel wusste er. Irgendwie musste er eine Nachricht zum Bahnhof von Osnabrück bekommen. Mein Gott, aber wie?
    Er ging zum Bahnsteig

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