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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Amsterdam erinnerte– ein Gesicht, das von großen, ernsten Augen beherrscht wurde, die Blitze zu schleudern schienen. Er stieg in den Wagen, worauf sie die Türe hinter ihm schloss und den Schließknopf drückte. Sie selbst setzte sich hinters Steuer. » Ich bin Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben, sehr dankbar«, sagte Converse.
    Â» Das ist nichts!«, übertönte die alte Frau den Lärm des Motors. » Ich habe schon Offiziere aus abgestürzten Flugzeugen in Bremerhaven, Stuttgart und Mannheim geholt! Ich habe Soldaten in die Augen gespuckt und Barrikaden niedergerissen! Ich habe nie versagt! Diese Schweine sind nie an mich herangekommen!«
    Â» Ich meinte nur, dass Sie mir das Leben retten, und Sie sollen wissen, dass ich Ihnen dankbar bin. Mir ist bekannt, dass Valerie– ihre Nichte und meine… meine ehemalige Frau– Ihnen gesagt hat, dass ich das, was man mir vorwirft, nicht getan habe, und damit hatte sie recht. Ich habe das nicht getan.«
    Â» Ach, Valerie! Ein reizendes Kind, aber nicht sehr verlässlich, ja? Sie sind sie losgeworden, ja?«
    Â» Nun, so ist es eigentlich nicht ganz abgelaufen.«
    Â» Wie konnte sie auch?«, fuhr Hermione Geyner fort, als hätte er gar nichts gesagt. » Sie ist eine Künstlerin, und wir wissen alle, wie wenig stabil solche Leute sind. Und ihr Vater war natürlich Franzose. Ich frage Sie, mein Herr, könnte es einen größeren Nachteil für sie geben? Franzose! Die Würmer Europas! Ebenso wenig vertrauenswürdig wie ihre Weine, die sie die ganze Zeit trinken. Trunkenbolde sind das, wissen Sie. Das liegt denen im Blut.«
    Â» Aber in Bezug auf meine Person haben Sie ihr doch geglaubt. Sie helfen mir, Sie sind dabei, mir das Leben zu retten.«
    Â» Weil wir es konnten, mein Herr! Wir wussten, dass wir es konnten, mein Herr!«
    Benommen starrte Joel auf die Straße, auf die heranfliegenden Kurven, die sie mit quietschenden Reifen nahm. Hermione Geyner war ganz anders als er erwartet hatte. Aber das galt so ziemlich für alles, was er in diesen Tagen erlebt hatte. Sie war schon alt, und es war spätnachts, und sie hatte in den letzten zwei Tagen bestimmt eine ganze Menge durchgemacht. Das musste sie belastet haben. Und wenn alte Leute müde waren, kamen alte Vorurteile zum Vorschein. Vielleicht würden sie am Morgen ein ruhiges Gespräch führen können. Am Morgen– das war der zweite Tag, und Valerie hatte versprochen, ihn in Osnabrück anzurufen und ihm zu sagen, welche Fortschritte sie mit Sam Abbott machte. Sie musste anrufen. Val, ruf mich an. Um Himmels willen, ruf mich an!
    Converse sah zum Fenster hinaus. Die Minuten strichen dahin, die Landschaft draußen wirkte friedlich, das Schweigen fast sonderbar.
    Â» Da wären wir, mein Herr!«, rief Hermione Geyner und bog scharf in eine Einfahrt, die zu einem alten, dreistöckigen Haus etwas abseits der Landstraße führte. Nach allem, was Converse sehen konnte, war es ein Haus, das einmal etwas Majestätisches besessen haben musste, allein schon wegen seiner Größe und den zahlreichen überdachten Fenstern und Erkern. Aber ebenso wie seine Besitzerin war auch das Haus sehr alt, und die alte Größe wirkte abgewetzt und schäbig.
    Sie gingen die ausgetretenen Stufen hinauf und traten an die Tür. Frau Geyner klopfte schnell und eindringlich und nach wenigen Sekunden öffnete eine andere alte Frau und nickte ihnen ernst zu, als sie eintraten.
    Â» Es ist sehr hübsch«, begann Joel. » Ich möchte…«
    Â» Sch!« Hermione Geyner ließ die Wagenschlüssel in eine rot lackierte Schüssel auf einem Tisch im Korridor fallen und hob die Hand. » Diese Richtung!«
    Converse folgte ihr zu einer Doppeltür; sie öffnete sie, und Joel trat hinter ihr ein. Er blieb stehen, und Verwirrung und Staunen erfassten ihn. Vor ihnen, in dem großen Raum mit dem gedämpften Licht, war eine Reihe von Sesseln mit hohen Rückenlehnen zu sehen, und auf jedem einzelnen davon saß eine alte Frau– neun alte Frauen! Wie hypnotisiert musterte er sie. Einige lächelten schwach, einige zitterten vor Alter und Schwäche; ein paar musterten ihn streng und eindringlich, und eine schien vor sich hinzusummen.
    Gedämpfter Applaus war zu hören– dünne Hände mit hervortretenden blauen Adern, andere angeschwollen, und alle klatschten. Zwei Stühle waren

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