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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zurück und blickte zu der Tafel mit dem Namen der Station hinauf: Rheine. Das war ein Anfang; er hatte nur die Stationen gezählt, nicht die Namen gewusst. Und dann sah er es– ein Lichtschein? Da war etwas in der Ferne, über dem Boden– ganz hoch– mit Lichtern innen, ein Turm! Er hatte sie Dutzende Male in der Schweiz und in Frankreich gesehen… Stellwerke! Er rannte an den Gleisen entlang und fragte sich plötzlich, wie er wohl aussehen mochte? Sein Hut war verschwunden, die Kleider beschmutzt, aber sein Priesterkragen war immer noch da– er war immer noch ein Priester. Er würde ein Priester sein.
    Jetzt hatte er den Stellwerksturm erreicht, schlug sich die Kleider ab und versuchte, sein Haar zu glätten. Ruhiger geworden, begann er, die stählernen Stufen hinaufzusteigen. Oben angelangt, sah er, dass die Stahltür, die ins Innere des Turms führte, versperrt war, und die Fenster bestanden offenbar aus dickem Glas. Er ging auf die Tür zu, klopfte. Drinnen waren drei über Schalttafeln gebeugte Männer zu sehen; ein älterer wandte sich von den grünen Lämpchen ab und kam zur Tür. Er spähte durch das Glas und bekreuzigte sich, aber seine Religiosität reichte nicht dazu aus, ihn zum Öffnen der Tür zu veranlassen. Stattdessen hallte die Stimme des Mannes plötzlich aus einem Lautsprecher.
    Â» Was ist, Hochwürden?«
    Â» Sprechen Sie Englisch?«
    Â» Engländer?«
    Â» Yes – ja.«
    Der alte Mann drehte sich zu den beiden anderen um und rief etwas. Sie schüttelten den Kopf, aber einer hob die Hand und kam zur Tür.
    Â» Ich spreche… ein wenig, Mister Engländer. Nicht hier hereinkommen, verstehen?«
    Â» Ich muss in Osnabrück anrufen! Eine Frau wartet dort auf mich!«
    Â» Oh? Hochwürden, eine Frau?«
    Â» Nein, nein! Sie verstehen nicht! Spricht denn hier niemand Englisch?«
    Â» Sprechen Sie Deutsch?«
    Â» Nein!«
    Â» Warten Sie«, sagte der dritte Mann an der Schalttafel. Es folgte ein kurzer Wortwechsel zwischen den Männern. Der, der » ein wenig« Englisch sprach, wandte sich wieder Joel zu.
    Â» Eine Kirche«, sagte der Mann, nach Worten tastend. » Kirche! Ein Pfarrer– Priester! Er spricht Englisch. Drei Straßen… dort!« Der Deutsche wies nach links; Joel blickte nach unten. In der Ferne war eine Straße zu sehen. Er begriff; drei Straßen weiter war eine Kirche und ein Pfarrer, der Englisch sprach und wahrscheinlich auch ein Telefon hatte, und Converse lief die Treppe hinunter, so schnell er konnte, auf die Straßenlaternen in der Ferne zu. Sie lag auf der rechten Straßenseite. Eine kleine Kirche mit einem unscheinbaren Türmchen, die wie eine dekorierte Wellblechbaracke aussah. Joel ging zur Tür eines kleinen Nebengebäudes und klopfte. Augenblicke später öffnete ein älterer, behäbig wirkender Mann mit sehr wenigen, aber wohlgekämmten weißen Haaren.
    Â» Ah, guten Tag, Herr Kollege.«
    Â» Verzeihen Sie«, sagte Converse, immer noch außer Atem. » Ich brauche Ihre Hilfe. Man hat mir gesagt, Sie sprechen Englisch.«
    Â» Ah ja, freilich, das sollte ich wohl. Ich habe mein Noviziat im Mutterland verbracht im Gegensatz zum Vaterland–, Sie verstehen natürlich den Unterschied im Artikel. Kommen Sie herein, bitte nur herein! Der Besuch eines Priesterkollegen verlangt nach einem Schnaps. Oder möchten Sie lieber einen Schluck Wein?«
    Joel musste zehn Minuten auf ihn einreden, bis der Priester schließlich den Telefonhörer abhob. Augenblicke später hörte Joel die Worte, die seinen Atem wieder ruhiger gehen ließen.
    Â» Frau Geyner? Es tut mir leid…« Der alte Priester und die alte Frau redeten ein paar Minuten miteinander, und dann nickte der Priester eine Zeit lang nur noch. Schließlich legte er auf und wandte sich an Converse. » Sie hat auf Sie gewartet«, sagte er und runzelte verwirrt die Stirn. » Sie dachte, Sie könnten vielleicht am Frachtbahnhof ausgestiegen sein . Welcher Frachtbahnhof?«
    Â» Ich verstehe.«
    Â» Ich nicht. Aber sie kennt den Weg hierher und wird Sie in etwa einer halben Stunde abholen.«
    Frau Hermione Geyner traf ein und nahm Converse in ihre Obhut, übernahm sozusagen das Kommando über ihn. Sie war eine kleine Frau, viel älter als Joel angenommen hatte, mit einem verwitterten Gesicht, das ihn an die Frau im Bahnhof von

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