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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lassen! Jede Sekunde zählt jetzt, jede Minute!
    Joel sprang auf und zerrte den verwundeten Deutschen hoch, während er die vordere Wagentür aufriss. » Sie werden mir jetzt helfen, Sie guter Christ!«, flüsterte er und erinnerte sich an das jammernde Flehen des Killers in einem Packwagen. » Sie tun jetzt, was ich Ihnen sage, sonst schicke ich Sie zu Ihren Freunden. Dieser lausige Hurensohn auf der Veranda! Holen Sie ihn her! Hinten hinein!«
    Vielleicht eine Minute später saß der Verwundete hinter dem Steuer des Wagens und fuhr unter einigen Schwierigkeiten los. Die beiden Leichen lagen auf dem Rücksitz, ein Bild des Schreckens, und Converse glaubte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Aber dann blickte er starr aus dem Fenster hinaus und instruierte den Fahrer, wie er fahren sollte. Schließlich erreichten sie einen flachen Wiesengrund vor einer kleinen Bodenerhebung, und Converse befahl dem Deutschen, die Straße zu verlassen. Sie holperten ein paar Hundert Meter über das unebene Terrain, bis der Boden schließlich abfiel und man auf ein kleines Wäldchen in einiger Entfernung sehen konnte. Joel befahl dem Fahrer auszusteigen.
    Dem letzten Wächter hatte er eine Chance gegeben. Er war noch ein Junge in einer schlecht sitzenden Uniform, mit ernsten Augen und einem Gesicht, das eine einzige Frage war. Wie viel von dem, was er tat, erwuchs aus eigenen Empfindungen, wie viel hatte man ihm eingetrichtert? Er hatte dem Jungen – dem Kind – eine einfache Prüfung abgenommen – und ein Gläubiger hatte die Prüfung nicht bestanden.
    Â» Hören Sie mir zu«, sagte Joel. » In dem Zug haben Sie mir gesagt, dass Sie nur bezahlt wären– das deutsche Wort habe ich nicht verstanden–, aber dass Sie niemanden töten wollen. Stimmt das?«
    Â» Ja, mein Herr! Ich niemanden töten! Ich habe nur beobachtet, bin Ihnen gefolgt!«
    Â» Also gut. Ich stecke jetzt die Waffe weg und werde Weggehen. Sie gehen, wohin Sie wollen, okay?«
    Â» Ich verstehe! Ja, natürlich!«
    Joel schob sich die Waffe in den Gürtel und drehte sich um, ohne dabei den Kolben loszulassen. Dann stieg er den Abhang hinab. Ein Scharren! Das Geräusch von rollenden Steinen! Er fuhr herum und ließ sich auf die Knie fallen, der Deutsche warf sich auf ihn.
    Er feuerte einmal. Der Soldat stieß einen Schrei aus, knickte in der Hüfte zusammen und rollte den Abhang hinunter, wo er stumm liegen blieb. Ein Gläubiger hatte das Examen nicht bestanden.
    Joel ging den Abhang wieder hinauf. Er holte seinen an Nathan Simon adressierten Umschlag aus dem Wagen und ging zur Straße zurück. Er hatte sich das Terrain genau eingeprägt. Er war wieder der Pilot, dem kein Fehler unterlief. Er wusste, was er zu tun hatte.
    Er hatte sich in den Büschen vor Hermione Geyners Grundstück versteckt, dreißig Meter vor dem alten Haus, zwanzig von der Auffahrt entfernt, deren Ränder von der Hitze ausgedörrtes Unkraut überwuchert hatte. Er musste wach bleiben, denn wenn es passieren würde, dann bald. Die menschliche Natur konnte nur ein bestimmtes Maß an Angst ertragen, darauf hatte er sich als Anwalt nur zu oft verlassen. Männer, die Angst hatten, brauchten Sicherheit. Die Sonne war aufgegangen, und die Vögel zwischerten im Morgenlicht, Myriaden von Geräuschen hatten das nächtliche Schweigen abgelöst. Aber das Haus war noch stumm, die breiten Fenster, durch die erst vor Stunden die Stimmen der verrückten alten Frauen ins Freie gedrungen waren, blieben verschlossen. Und er trug immer noch seinen Priesterkragen, besaß immer noch seinen Priesterausweis und Pilgerbrief. Die nächsten paar Stunden würden ihm sagen, was sie noch wert waren.
    Zuerst war das Dröhnen eines Motors zu hören, dann bog ein schwarzer Mercedes von der Landstraße in die Auffahrt. Er schoss auf die Veranda zu und wurde dann scharf abgebremst. Zwei Männer stiegen aus. Der Fahrer lief sofort um das Wagenheck und stellte sich neben seinen Beifahrer. Einen Augenblick blieben sie stehen und musterten das Haus und seine zersprungenen Fenster. Dann drehten sie sich um, suchten das Terrain ab, gingen zu Hermione Geyners Wagen und spähten hinein. Der Fahrer nickte, griff unter sein Jackett und zog eine Pistole heraus. Sie gingen zu den Stufen zurück, sprangen sie hinauf, überquerten die Veranda und suchten eine Glocke. Aber sie fanden keine.

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