Die Aquitaine-Verschwoerung
Valerie. » Aber er ist tot! Sie haben ihn umgebracht!«
» Herrgott! Wir haben keine Zeit mehr, Val, keine Zeit! Das Telefon!«
» Triff dich mit mir!«, schrie Val ins Telefon.
» Wo? Sag mir, wo?«
Das Schweigen dauerte weniger als ein paar Sekunden und dehnte sich doch für beide zu einer Ewigkeit. » Wo es angefangen hat, Darling!«, rief Valerie. » Wo es angefangen hat, aber nicht wo es angefangen hat . Die Wolken, Darling. Das Stoffstück und die Wolken!«
Wo es angefangen hat. Genf. Aber nicht Genf. Wolken, ein Stück Stoff.
» Ja, ich weiÃ.«
» Morgen! Ich werde dort sein!«
» Ich muss hier weg , Val . Ich liebe dich sehr!«
» Die Wolken, my Darlingâ my only Darlingâ o Gott, rette dich!«
Joel riss die Telefonschnur aus der Wand. Im nächsten Moment ging Hermione Geyner mit einem schweren Schürhaken, den sie vom Kamin gerissen hatte, auf ihn los. Der eiserne Haken verfehlte knapp seine Wange. Joel packte die Alte und schrie sie an.
» Für Sie habe ich jetzt keine Zeit, Sie verrücktes Weib!« Er riss sie herum, stieà sie vor sich her und griff sich den Umschlag vom Tisch. » Sie wollten doch ins Bad, haben Sie das vergessen?«
Das Bad war den Gang hinunter, und Converse sah in der roten Lackschale auf dem Tischchen an der Wand das, war er zu sehen gehofft hatte. Die alte Frau hatte sie gestern Nacht hineinfallen lassenâ die Schlüssel für ihren Wagen. Die Tür zum Badezimmer ging nach auÃen aufâ und das war die Lösung. Als die Alte drinnen war, zerrte Joel einen schweren Sessel von der Wand und schob ihn unter die Klinke. Valeries Tante hörte den Lärm und versuchte, die Tür zu öffnen. Aber sie ging nicht auf.
» Wir haben heute Abend wieder eine Versammlung!«, schrie die Alte. » Wir werden unsere besten Leute schicken! Die besten!«
Joel verlieà das Haus, zog die Tür hinter sich zu, aber lieà sie unverschlossen. Dann lief er zu Hermione Geyners Wagen. Er lieà den Motor an; der Tank war halb voll. Das war ausreichend, um Osnabrück hinter sich zu haben, wenn er wieder tanken musste. Bis er sich eine Karte beschaffen konnte, würde er sich einfach an der Sonne orientieren und nach Süden fahren.
Valerie traf die nötigen Arrangements in dem Reisebüro von Caesarâs Palace. Sie bezahlte bar und benutzte den Mädchennamen ihrer Mutter, wobei sie gleichzeitig hoffte, dass sie sich einige Fähigkeiten dieser im Krieg erfahrenen Frau angeeignet hatte. Um 18.00 Uhr gab es einen Flug der Air France von Los Angeles nach Paris. Sie würde eine Chartermaschine nach Los Angeles nehmen und sich mit einer Limousine zum Flughafen bringen lassen. Auf die Weise konnte sie den Terminal im McCarran-Airport umgehen. Solche Bequemlichkeiten waren stets zu haben, wenn auch gewöhnlich nur für Prominente und Leute, die im Casino gewonnen haben. Der falsche Name würde bei der Air France keine Schwierigkeiten machen, höchstens etwas peinlich sein, sich aber in ihrem Fall leicht erklären lassen. Ihr ehemaliger Mann, zu dem sie jede Verbindung gelöst hatte, war inzwischen berüchtigt, ein Gejagter. Sie zog die Anonymität vor. Ihren Pass würde sie erst bei der Einwanderungsbehörde in Paris vorzeigen müssen, und danach konnte sie überallhin reisen, unter jedem Namen, den sie angab, denn die Grenzen Frankreichs würde sie nicht überschreiten. Das war der Grund, weshalb sie an Chamonix gedacht hatte.
Sie saà in ihrem Sessel, blickte zum Fenster hinaus und dachte an jene Tage zurückâ in Chamonix. Sie war mit Joel nach Genf geflogen, wo er eine dreitägige Besprechung hatte. AnschlieÃend wollten sie fünf Tage am Montblanc Skilaufen. Sie verdankten die Reise John Brooks, dem bekannten internationalen Anwalt von Talbot, Brooks and Simon, der sich schlicht geweigert hatte, auf eine Familienfeier zu verzichten wegen eines » dummen Gesprächs mit irgendwelchen Idioten«, wie er es ausdrückte. » Das kann unser junger Mann erledigen. Der wird sie schon einwickeln und ihnen dabei die Taschen leeren.« Es war das erste Mal gewesen, wo Joel wirklich gewusst hatte, dass er es in dieser Firma zu etwas bringen würde, und doch hatte ihn seltsamerweise die Aussicht auf die gemeinsamen Urlaubstage nicht weniger erregt.
Aber Joel hatte auf dieser Reise keine Freude am Skilaufen gehabt. Am zweiten Tag war er
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