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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gestürzt und hatte sich den Knöchel verrenkt. Die Schwellung war riesig gewesen und äußerst schmerzhaft. Val hatte ihn » Sir Muffig« getauft. Jeden Morgen verlangte er seine Herald Tribune, lehnte es mit geradezu kindischer Hartnäckigkeit ab zu frühstücken, ehe die Zeitung kam, und spielte den Märtyrer, wenn seine Frau auf die Piste ging. Als sie angedeutet hatte, dass sie ohne ihn überhaupt nicht Skilaufen wolle, wurde es noch schlimmer. Er hatte ihr vorgeworfen, sie wolle die Heilige spielen. Er würde schon zurechtkommen– schließlich hätte er etwas zu lesen, aber dafür hätten Künstler natürlich kein Verständnis.
    Was er doch für ein kleiner Junge gewesen war, dachte Val. Aber in den Nächten war er so ganz anders gewesen. Er wurde wieder der Mann, liebevoll und zart, gleichzeitig der großzügige Löwe und das empfindsame Lamm. Sie liebten sich stundenlang. Das Mondlicht schien draußen auf die Schneefelder, bis schließlich die ersten Strahlen der Morgensonne die Berge rot färbten und sie– gemeinsam– erschöpft in den Schlaf sanken.
    An ihrem letzten gemeinsamen Tag, ehe sie nach Genf zurückkehrten, um dort die Nachtmaschine nach New York zu nehmen, hatte sie ihn überrascht. Statt noch einmal auf die Piste zu gehen, um ein paar Stunden Ski zu laufen, war sie in die Hotelboutique gegangen und hatte ihm einen Pullover gekauft, auf dessen Ärmel sie ein großes Stück Stoff genäht hatte, auf dem stand: Downhill Racer – Chamonix . Sie hatte ihm das Geschenk präsentiert, während draußen vor der Tür der Träger mit einem Rollstuhl wartete– das hatte sie über die Hoteldirektion arrangiert. Man hatte sie ins Zentrum von Chamonix gebracht zu der Seilbahn, die 3900 Meter hinauf zum Gipfel des Mont Blanc führte– durch die Wolken zum Gipfel der Welt, wie es schien. Und als sie schließlich oben angekommen waren und den atemberaubenden Ausblick genossen, hatte sich Joel herumgedreht mit seinem jungenhaften Blick in den Augen. » Genug von diesem albernen Ausblick«, hatte er gesagt. » Zieh dich aus. So kalt ist es wirklich nicht.«
    Sie hatten heißen Kaffee getrunken, hatten draußen auf einer Bank gesessen, umgeben von der majestätischen Szenerie der Bergwelt. Sie fühlte diese Liebe jetzt wieder und stand auf. Für solche Gedanken war jetzt keine Zeit– sie brauchte jetzt einen klaren Kopf. Sie musste um die halbe Welt reisen und dabei wer weiß wie vielen Leuten, die nach ihr Ausschau hielten, aus dem Weg gehen.
    Er hatte gesagt, er liebe sie– sehr. War es Liebe, oder brauchte er sie nur… ihre Unterstützung? Sie hatte mit my darling darauf geantwortet– nein, sie hatte mehr als das gesagt. Viel deutlicher war sie gewesen. Sie hatte gesagt my only darling. War das eine Antwort, die nur aus der Panik geboren war?
    Das Schlimmste war, nichts zu wissen, dachte Converse, während er die Straßentafeln im Licht seiner Scheinwerfer studierte. Er war jetzt seit fast sieben Stunden unterwegs und hatte sich in Hagen an einer Tankstelle eine Landkarte besorgt, während der Wagen frisch aufgetankt wurde– sieben Stunden, und nach der Karte zu schließen war er noch weit von dem Grenzübergang entfernt, den er sich ausgewählt hatte. Der Grund lag darin, dass er nicht wusste, ob man in den ersten Stunden, seit er Osnabrück verlassen hatte, nach Hermione Geyners Wagen gesucht hatte. Jetzt war das eindeutig der Fall. Aber in jenen ersten Stunden hätte er auf den Bundesstraßen schneller von der Stelle kommen können, nur dass er es nicht gewagt hatte, sie zu benutzen, für den Fall, dass Leute von Aquitania auf Vals Anruf hin zu dem alten Haus gerast waren. Er war auf verschlungenen Nebenstraßen gefahren, immer die Sonne im Auge behaltend, immer wieder nach Süden steuernd, bis er Hagen erreichte. Inzwischen waren Hermione Geyner und ihre Schar Verrückter ohne Zweifel zur Polizei gegangen, um den Diebstahl des Wagens zu melden. Joel hatte keine Ahnung, womit sie die Polizei überzeugen würden, dass Valeries Tante Anlass zur Klage hatte, aber ein gestohlener Wagen war ein gestohlener Wagen. Ob ihn nun der heilige Franz von Assisi oder Jack the Ripper fuhr. Er musste also auf den Nebenstraßen bleiben.
    Er würde mindestens noch drei oder vier Stunden zu fahren haben, aber irgendwo unterwegs wollte er haltmachen

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