Die Aquitaine-Verschwoerung
aufzunehmen. Er hatte bereits beschlossen, mit wem er in Paris Verbindung aufnehmen würde.
René Mattilon war nicht nur ein geschickter Anwalt, mit dem Talbot, Brooks and Simon häufig in Verbindung traten, wenn sie einen Vertreter vor einem französischen Gericht brauchten, sondern er war auch ein Freund. Obwohl Mattilon zehn Jahre älter war als Joel, wurzelte ihre Freundschaft in den ähnlichen Erfahrungen, die sie beide gemacht hatten. Vor dreiÃig Jahren war Mattilon ein junger Rechtsanwalt um die zwanzig gewesen, den seine Regierung eingezogen und als juristischen Offizier nach Französisch-Indochina geschickt hatte. Er wurde dort Zeuge des Unvermeidlichen und konnte nie begreifen, warum es seine stolze, uneinsichtige Nation so viel kosten musste, das zu begreifen. Sein Kommentar zu dem darauffolgenden amerikanischen Engagement war von schneidender Härte: » Mon Dieu! Und ihr habt geglaubt, ihr könntet nur mit Waffen erreichen, was wir mit Waffen und Gehirn nicht erreichen konnten?«
Jedes Mal, wenn Mattilon nach New York oder Joel nach Paris kam, war es ihre Gewohnheit, gemeinsam ein Abendessen und ein paar Drinks zu sich zu nehmen. AuÃerdem zeigte der Franzose erstaunliche Toleranz für Joels Sprachbarrieren. Joel war einfach nicht imstande, eine andere Sprache zu lernen. Selbst Vals eindringliche Bemühungen waren auf taube Ohren und ein überhaupt nicht aufnahmefähiges Gehirn gestoÃen. Vier Jahre lang hatte sie, deren Vater Franzose und deren Mutter Deutsche gewesen war, versucht, ihm die einfachsten Sätze beizubringen. Bis sie schlieÃlich einsah, dass er ein hoffnungsloser Fall war.
» Wie, zum Teufel, kannst du dich einen internationalen Anwalt nennen, wo du jenseits von Sandy Hook auch nicht den einfachsten Satz verstehst?«, hatte sie gefragt.
» Indem ich Dolmetscher engagiere, die von Schweizer Banken ausgebildet sind, und sie nach einem Punktesystem bezahle«, hatte er geantwortet. » Denen entgeht nichts.«
Wenn er nach Paris kam, pflegte er in einer Zwei-Zimmer-Suite des eleganten Hotels George V. abzusteigen, ein Luxus, den Talbot, Brooks and Simon ihm gestatteten und den er sich leistete, mehr um seine Klienten zu beeindrucken, als um seine Spesenabrechnung in die Höhe zu schrauben. Nathan Simon hatte ihm klargemacht, wie man damit sogar noch Geld sparen konnte.
» Sie haben dort ein luxuriöses Wohnzimmer«, hatte Nate ihm mit Grabesstimme eröffnet. » Benutzen Sie es für Konferenzen, dann können Sie uns diese lächerlich teuren französischen Mittagessen sparen undâ bei Gottâ die Abendessen.«
» Und wenn jemand unbedingt essen will?«
» Dann haben Sie eine andere Verabredung. Sie brauchen nur zu zwinkern und zu sagen, es sei eine persönliche Verabredung; niemand in Paris wird etwas dagegen einzuwenden haben.«
Die eindrucksvolle Adresse konnte ihm jetzt gute Dienste leisten, überlegte Converse, als sich das Taxi gefährlich durch den Nachmittagsverkehr auf den Champs-Ãlysées wand. Wenn er mit irgendwelchen Männern aus Bertholdiers Umgebung oder sogar Bertholdier selbst weiterkommen wollteâ und das beabsichtigte erâ, dann würde das teure Hotel zum Image des unbekannten Klienten passen, der seinen persönlichen Anwalt mit einer sehr vertraulichen Mission ausgeschickt hatte. Natürlich hatte er keine Reservierung, aber dieses Versehen würde er einer imaginären Sekretärin in die Schuhe schieben.
Er wurde vom stellvertretenden Geschäftsführer mit groÃer Wärme begrüÃt, wenn der sich auch überrascht zeigte und schlieÃlich zu wortreichen Entschuldigungen überging. Nein, von Talbot, Brooks and Simon lag keine Reservierung vor, aber natürlich würde man für einen alten Freund Unterkunft finden. So geschah es; Joel bekam die übliche Suite im ersten Stock, und ehe er noch auspacken konnte, brachte der Zimmerkellner eine Flasche mit jenem Scotch Whisky, den er bevorzugte, und tauschte sie gegen die in der Bar bereitgestellte Flasche aus. Joel hatte vergessen, wie akkurat und genau die Notizen waren, die Hotels wie das George V. über ihre Stammgäste führten. Erster Stock, der richtige Whisky, und später im Verlauf des Abends würde man ihn ohne Zweifel daran erinnern, dass er sich gewöhnlich morgens um sieben Uhr wecken lieÃ. So würde es auch diesmal wieder sein.
Aber jetzt war es kurz vor
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