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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der Verweigerung der von ihm geforderten Verfassungsänderungen seinen dramatischen Rücktritt bekannt gab, führte dies auch zu einer Verlangsamung von Bertholdiers Karriere. Seine Einsätze erfolgten nun entfernter vom Zentrum der Macht und blieben das auch bis zu seiner Pensionierung. Recherchen bei seiner Bank und den Kreditkartenunternehmen sowie Passagierlisten der Fluggesellschaften zeigen, dass unsere Zielperson in den letzten achtzehn Monaten folgende Reisen unternommen hat: London 3; New York 2; San Francisco 2; Bonn 3; Johannesburg 1; Tel Aviv 1 (mit Johannesburg verbunden). Das Bild, das sich zeigt, ist klar. Es entspricht den geografischen Brennpunkten von General Delavanes Operationen.
    Converse rieb sich die Augen und klingelte nach einem Drink. Während er auf den Scotch wartete, überflog er die nächsten Absätze und hing seinen Gedanken nach. Er erinnerte sich jetzt an den Mann, aber das, was ihm zu der Person einfiel, war nicht sonderlich bedeutsam. Bertholdiers Name war von einigen ultrakonservativen Parteien hochgespielt worden, in der Hoffnung, ihn auf die politische Bühne ziehen zu können, aber es war ihnen nicht gelungen. Die letzte Berufung war an Bertholdier vorübergegangen, sie erfolgte nicht. Mit 55 Jahren trat er aus der Armee aus und wurde Direktor eines großen, an der Pariser Börse notierten Unternehmens. Eine Galionsfigur, dazu ausersehen, die Reichen und Mächtigen zu beeindrucken und die sozialistischen Träumer durch das bloße Gewicht seiner Legende im Zaum zu halten.
    Er pflegt in einer Firmenlimousine zu reisen, und wohin er auch fährt, er wird überall angemessen begrüßt. Bei dem Wagen handelt es sich um einen dunkelblauen amerikanischen Lincoln Continental, Kennzeichen 100-1. Die von ihm bevorzugten Restaurants sind: Taillevent, das Ritz, Julien und Lucas-Carton. Sein Mittagessen nimmt er fast regelmäßig in dem Privatclub L’Étalon Blanc ein, den er drei- bis viermal in der Woche aufsucht.
    Es handelt sich hierbei um ein sehr elitäres Etablissement, dessen Mitglieder sich aus Militärs der obersten Ränge, den Resten des Hochadels sowie reichen Bewunderern rekrutieren, die, wenn sie schon nicht der einen oder anderen Klasse angehören, es sich eine Menge Geld kosten lassen, wenigstens in deren Nähe zu sein.
    Joel lächelte; der Verfasser des Berichts schien Humor zu haben. Trotzdem fehlte etwas. Sein juristisch geschulter Verstand suchte die Lücke. Was war das Signal, das Bertholdier in Dien Bien Phu nicht erhalten hatte? Was hatte der herrische de Gaulle dem rebellischen Offizier gesagt, und was hatte der Rebell dem großen Mann geantwortet? Warum suchte man stets seinen Rat, versagte ihm aber die Macht? Hatte man einen Alexander erzogen, geschult, ihm vergeben, ihn erhoben und dann wieder fallen lassen? In diesen Blättern war eine Botschaft verborgen, aber Joel konnte sie nicht entdecken.
    Converse hatte jetzt die Stelle des Berichts erreicht, mit der der Verfasser das Porträt abzurunden versuchte.
    Bertholdiers Privatleben scheint für die uns interessierenden Aktivitäten nur wenig Belang zu haben. Seine Ehe war eine Vernunftehe im reinsten Sinne La Rochefoucaulds: Sie brachte beiden Parteien gesellschaftlichen, beruflichen und finanziellen Vorteil. Ansonsten scheint es sich bei der Verbindung einzig um ein geschäftliches Arrangement gehandelt zu haben. Es gibt keine Kinder, und obwohl Madame Bertholdier häufig bei gesellschaftlichen und öffentlichen Veranstaltungen an der Seite ihres Mannes erscheint, hat man die beiden nur selten im engen Gespräch beobachtet.
    Außerdem spricht Bertholdier nie über seine Frau. Zu erwähnen ist noch, dass er dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan ist, manchmal bis zu drei Geliebte aushält und darüber hinaus auch zahlreiche andere Bekanntschaften pflegt. In seinen Kreisen hat man ihm einen Spitznamen verliehen, der freilich nie seinen Weg in die Presse gefunden hat: Le Grand Timon, und falls der Leser eine Übersetzung braucht, so empfehlen wir ihm, am Montparnasse einen Drink zu sich nehmen.
    Damit endete der Bericht. Es war eine Akte, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Aber es gab genügend konkrete Fakten, um weiterzumachen. Joel sah auf die Uhr; eine Stunde war verstrichen. Er hatte noch mehr als zwei Stunden Zeit, um alles noch einmal zu lesen, darüber nachzudenken und so viel wie möglich in sich

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