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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nicht fragend blickten, sondern kalt wie Eis. Und dann war plötzlich Wärme in ihnen, und der gefeierte Soldat nickte ihm mit einem Lächeln um die Lippen zu.
    Joel saß auf dem weichen Ledersessel am Fenster des schwach beleuchteten Wohnzimmers; eine Stehlampe auf dem Schreibtisch war die einzige Lichtquelle im Raum. Wieder wanderte sein Blick zwischen dem Telefon neben der Lampe und dem Fenster hin und her, hinter dem der Nachtverkehr von Paris vorüber zog– aber die Lichter auf dem Boulevard interessierten ihn nicht. Sein Blick fasste nur das Telefon und verlieh ihm eine Bedeutung, die Telefone für ihn häufig hatten, wenn er auf den Anruf eines juristischen Gegners wartete, mit dessen Kapitulation er rechnete. Das war einfach eine Frage der Zeit.
    Diesmal erwartete er keine Kapitulation, nur einen Kontakt, eine Verbindung, die Verbindung schlechthin. Welche Form sie annehmen würde, ahnte er nicht, aber kommen würde sie. Sie musste kommen.
    Es war fast halb acht, vier Stunden seit Verlassen des L’Étalon Blanc und dem abschließenden kräftigen Händedruck, den er mit Jacques Louis Bertholdier getauscht hatte. Der Blick in den Augen des Soldaten war unverkennbar gewesen: Wenn vielleicht auch sonst nichts war, überlegte Converse, so würde Bertholdier wenigstens seine Neugierde befriedigen müssen.
    Joel hatte an der Rezeption des Hotels mit ein paar Hundert-Francs-Noten seine Tarnung gesichert. In diesen Tagen nationaler und finanzieller Unruhen war dies nicht ungewöhnlich– und eigentlich selbst in ruhigeren Zeiten nie gewesen. Reisende Geschäftsleute mussten häufig Decknamen benutzen, dafür gab es eine ganze Anzahl von Gründen, angefangen mit Verhandlungen, die am besten geheim blieben, bis zu amourösen Verabredungen. Im Falle von Converse ließ der Gebrauch des Namens Simon das Ganze logisch, wenn nicht sogar höchst respektabel erscheinen. Wenn Talbot, Brooks and Simon es vorzogen, dass der Name eines der Seniorpartner benutzt wurde, wer sollte da schon die Entscheidung anzweifeln? Joel führte seine List sogar noch einen Schritt weiter. Nachdem er New York angerufen hatte, erklärte er, man habe ihm gesagt, sein Name solle überhaupt nicht auftauchen; niemand wisse, dass er in Paris sei, und so wolle es seine Firma haben. Offenbar erklärten diese verspäteten Instruktionen auch die Panne bei der Reservierung. Es sollte auch keine Rechnung ausgestellt werden. Er würde bar bezahlen, und da man in Paris war, hatte niemand auch nur die geringsten Einwände. Bargeld genoss stets den Vorzug; Kreditkarten galten immer noch als leicht anrüchig.
    Ob irgendjemand den Unsinn glaubte oder nicht, war belanglos. Alles klang hinreichend logisch, und die Francs-Noten waren überzeugend. Die erste Karteikarte wurde zerrissen und eine andere ausgestellt. An die Stelle von J. Converse trat H. Simon. Die Adresse des Letzteren entsprang Joels Fantasie, eine Hausnummer und eine Straße in Chicago, Illinois, die es wahrscheinlich überhaupt nicht gab. Falls jemand nach Mr. Converse fragen sollte, was in hohem Grade unwahrscheinlich war–, würde er erfahren, dass sich im Augenblick kein Gast dieses Namens im George V. aufhielt. Selbst René Mattilon war kein Problem, denn Joel hatte sich auch ihm gegenüber eindeutig geäußert. Da er keine weiteren Geschäfte in Paris hätte, wolle er die Sechs-Uhr-Maschine nach London nehmen und sich dort ein paar Tage bei Freunden aufhalten, ehe er nach New York zurückflog. Er dankte René überschwänglich und sagte dem Franzosen, die Sorge seiner Firma bezüglich Bertholdier sei unbegründet gewesen. Er hätte während seines leisen Gesprächs mit dem General drei wichtige Namen erwähnt, die dem Franzosen offensichtlich unbekannt gewesen waren, da er sich sogar entschuldigt hatte, weil sie ihm nichts sagten.
    Â» Und er hat nicht gelogen«, war Joel fortgefahren.
    Â» Ich könnte mir auch nicht vorstellen, warum er das tun sollte«, hatte Mattilon geantwortet.
    Ich schon, hatte Converse bei sich gedacht. Sie nennen es Aquitania.
    Ein Knacken! Plötzlich störte ein Geräusch die Stille, ein hartes, metallisches Knacken, einmal, zweimal , ein Schloss, das sich öffnete, ein Knopf, der gedreht wurde. Es kam aus dem Schlafzimmer, dessen Tür offen stand. Joel ruckte in seinem Stuhl nach vorne, dann sah er auf die Uhr, atmete tief durch und

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