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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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packte er seine Aktentasche und den Koffer und rannte keuchend die Gasse hinunter, wohl wissend, dass das Blut des anderen auch sein Gesicht besudelt hatte. Das bestellte Taxi stand am Bordstein, der Fahrer rauchte in der Dunkelheit eine Zigarette und hatte von alldem, was höchstens dreißig Meter von ihm entfernt geschehen war, nichts bemerkt.
    Â» De Gaulle Airport«, schrie Joel, während er die Wagentür aufriss und das Gepäck auf die Rückbank warf. » Ich habe es eilig!« Er ließ sich atemlos in den Sitz fallen, legte den Kopf nach hinten auf die Kopfstütze und sog in tiefen Zügen die Luft ein.
    Die vorbeirasenden Lichter und Schatten verdrängten jeden Gedanken an das gerade Geschehene, und so konnte sich sein rasender Puls allmählich beruhigen, sein Atem ging wieder langsamer, der Schweiß an den Schläfen und im Nacken trocknete wieder. Joel beugte sich vor. Er sehnte sich nach einer Zigarette, fürchtete aber gleichzeitig, dass ihm von dem Rauch übel werden könnte. Er schloss die Augen, presste die Lider so fest aufeinander, dass in seinem Kopf tausend weiße Lichtpunkte aufglühten. Ihm war elend zumute, entsetzlich elend, und er wusste, dass nicht seine Angst der Grund dafür war. Es war etwas völlig anderes, etwas, das ebenso lähmend wie Furcht war. Er hatte einen Akt scheußlicher Brutalität begangen, und das erschreckte ihn und stieß ihn zutiefst ab. Er hatte einen Menschen angegriffen, mit dem Wunsch, ihn kampfunfähig zu machen, vielleicht sogar ihn zu töten– was er möglicherweise sogar getan hatte. Warum auch immer, er hatte vielleicht einen anderen Menschen getötet. War ein kleines Funkgerät Grund genug, jemandem den Schädel einzuschlagen? War es Grund genug, sich angegriffen zu fühlen? Zum Teufel, er war ein Mann des Wortes, der kühlen Logik und kein blutrünstiger Schläger! Niemals wieder Blut vergießen, das gehörte in die Vergangenheit, lag so weit zurück und war mit so schmerzvollen Erinnerungen verbunden.
    Jene Erinnerungen gehörten in eine andere Zeit, in eine unzivilisierte Zeit, in der Menschen wurden, was sie nicht waren – nur um zu überleben. Converse wollte nie mehr in jene Zeit zurück. Mehr als alles andere hatte er sich selbst versprochen, dass er das nie wieder tun würde, ein Versprechen, das er sich selbst gab, als rings um ihn Schrecken und Gewalt herrschten, schlimmer als er es je für möglich gehalten hätte. Er erinnerte sich so eindringlich und so schmerzlich an die letzten Stunden vor seiner letzten Flucht – und an den stillen, selbstlosen Mann, ohne den ihn der Tod geholt hätte, sechs Meter tief in der Erde, in einem Schacht, den man für Unruhestifter gegraben hatte.
    Colonel Sam Abbott von der US Air Force würde immer ein Teil seines Lebens sein, ganz gleich, wie viele Jahre auch zwischen ihnen liegen mochten. Sam hatte das Risiko zu sterben, dem die Folter voranging, auf sich genommen. Er war nachts ins Freie gekrochen und hatte einen primitiven Metallkeil in das » Strafloch« geworfen. Und mit diesem primitiven Werkzeug hatte Joel sich Stufen in Erde und Gestein geschlagen und war so schließlich in die Freiheit entkommen. Abbott und er waren die letzten siebenundzwanzig Monate im selben Lager gefangen gewesen, und beide Offiziere hatten sich bemüht, sich bei allem einen Rest gesunden Menschenverstands zu bewahren. Aber Sam begriff, welcher Freiheitsdurst in Joel brannte. Der Colonel war zurückgeblieben, und in den letzten Stunden vor dem Ausbruch hatte Joel der Gedanke gequält, was wohl aus seinem Freund werden würde.
    Mach dir meinetwegen keine Gedanken, Seemann. Behalt nur dein bisschen Verstand und sieh zu, dass du diesen Keil loswirst.
    Pass gut auf dich auf, Sam.
    Pass du auf dich auf. Das ist deine letzte Chance.
    Ich weiß.
    Joel rutschte zur Tür hinüber, kurbelte das Fenster ein paar Zentimeter herunter und ließ sich von der einströmenden Luft kühlen. Sein Anwaltsverstand mahnte ihn, sich gefälligst zusammenzureißen; er musste jetzt nachdenken und jeder einzelne Gedanke zu Ende verfolgt werden. Das Wichtigste zuerst! Das Funkgerät, er musste das Funkgerät loswerden. Aber nicht auf dem Flughafen . Man würde es möglicherweise im Flughafengelände finden; das war Beweismaterial, ja schlimmer noch, ein Hinweis, seine Spur zu verfolgen. Er kurbelte das Fenster noch ein

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