Die Aquitaine-Verschwoerung
paar Zentimeter herunter und warf den flachen Apparat hinaus. Der Fahrer blickte kurz auf, war einen Augenblick besorgt; Joel atmete ein paarmal tief durchâ ein Mann, der Luft brauchte, um den sauren Geschmack der Angst loszuwerdenâ und kurbelte das Fenster wieder hoch. Denk nach. Er musste denken. Bertholdier rechnete damit, dass er von Paris nach Bonn reiste, und sobald man den Soldaten des Generals gefunden hatteâ und das war ohne Zweifel inzwischen geschehenâ, würden alle Flüge nach Bonn überwacht werden , gleichgültig, ob der Mann noch lebte oder tot war.
Er würde also einen Flug in eine andere Stadt buchen, irgendwohin, von wo es eine regelmäÃige Verbindung nach Köln-Bonn gab. Während er noch überlegte, fiel ihm ein, sich mit dem Taschentuch aus seiner Brusttasche das fremde Blut von der rechten Wange und vom Kinn zu wischen.
» Scandinavian Air Lines«, sagte er und hob dabei etwas die Stimme, damit der Fahrer ihn hören konnte. » SAS . Können Sie⦠comprends?«
» Sehr gut, Monsieur«, sagte der Mann mit der Baskenmütze am Steuer in gutem Englisch. » Fliegen Sie nach Stockholm, Oslo oder Kopenhagen? Das sind unterschiedliche Eingänge.«
» Ich⦠ich weià noch nicht.«
» Wir haben Zeit, Monsieur. Mindestens noch fünfzehn Minuten.«
Die Stimme am Telefon klang eisig, und das, was sie sagte, war ein unpersönlicher Tadel. » Es gibt keinen Anwalt dieses Namens in Chicago, und ganz bestimmt nicht unter der Anschrift, die Sie mir gegeben haben. Die Adresse existiert überhaupt nicht. Können Sie sonst etwas bieten, oder betrachten wir das Ganze als eine Ihrer paranoiden Fantastereien, mon Général?«
» Sie sind ein Narr, lâanglais, und haben nicht mehr Verstand als ein verängstigtes Kaninchen. Ich habe gehört, was ich gehört habe!«
» Von wem? Einem nicht existenten Mann?«
» Ein nicht existenter Mann, der meinen Leibwächter krankenhausreif geschlagen hat. Schädelbruch mit groÃem Blutverlust und einer schweren Gehirnverletzung. Möglicherweise überlebt er nicht. Und wenn er überlebt, wird ihm nicht viel Verstand übrig bleiben. Kommen Sie mir nicht mit Fantastereien, Blümchen. Der Mann ist echt.«
» Ist das Ihr Ernst?«
» Sie können ja das Krankenhaus anrufen! Lâhôpital Saint-Jérôme. Fragen Sie doch die Ãrzte.«
» Schon gut, schon gut, beruhigen Sie sich. Wir müssen überlegen.«
» Ich bin ganz ruhig«, sagte Bertholdier, stand von dem Stuhl in seinem Arbeitszimmer auf und trug das Telefon hinüber zum Fenster, wobei sich das Kabel wie eine Schlange hinter ihm wand. Er blickte hinaus; es hatte zu regnen angefangen, und die nasse Scheibe lieà die Lichter der StraÃenlaternen verschwimmen. » Er ist nach Bonn unterwegs«, fuhr der General fort. » Das ist seine nächste Station, das hat er mir eindeutig erklärt.«
» Dann fangen Sie ihn ab. Rufen Sie Bonn an, geben Sie die Beschreibung durch. Wie viele Flüge gibt es denn? Ein allein reisender Amerikaner sollte nicht so schwer ausfindig zu machen sein. Schnappen Sie ihn am Flughafen.«
Bertholdier seufzte hörbar. Sein Tonfall lieà seinen Ekel anklingen. » Es war nie meine Absicht, ihn zu schnappen. Das hätte keinen Zweck und würde uns von dem, was wir erfahren müssen, abschneiden. Ich möchte, dass man ihm folgt, ich will wissen, wohin er geht, wen er anruft, wen er trifftâ das sind die Dinge, die wir erfahren müssen.«
» Sie sagten, er hätte sich direkt auf unseren Kollegen bezogen. Er wolle sich mit ihm treffenâ¦Â«
» Nicht unsere Leute. Seine Leute.«
» Ich sage es noch einmal«, drängte die Stimme aus London. » Rufen Sie Bonn an. Hören Sie, Jacques, man kann ihn aufstöbern, und sobald man ihn gefunden hat, kann man ihn auch überwachen.«
» Ja, ja, ich tu schon, was Sie sagen, aber das wird nicht so leicht sein, wie Sie denken. Vor drei Stunden hätte ich noch etwas anderes gesagt, aber das war, bevor ich wusste, wozu er fähig ist. Jemand, der den Schädel eines anderen mit aller Kraft gegen eine Steinmauer schlagen kann, ist entweder ein Tier, ein Verrückter oder ein Fanatiker, der vor nichts zurückschreckt. Nach meiner Ansicht ist er Letzteres. Er sagte, er hätte eine Verpflichtung , und die stand in seinen Augen. Und er
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