Die Aquitaine-Verschwoerung
langsam in die Tiefe. Sie war dafür konstruiert, Möbel und Gepäck zu befördern, und ihre Fahrtgeschwindigkeit war auf die gefahrlose Lieferung von Speisen abgestimmt. Der Nachtportier stand mit unbeteiligter Miene neben Joel; er hielt eine Ledermappe mit der Kopie von Joels Rechnung und dem entsprechenden Betrag in der Handâ sowie einen beträchtlichen zusätzlichen Betrag, mit dem Converse sich für die Freundlichkeit des Franzosen bedankt hatte.
Bevor der Fahrstuhl hielt, war ein leises Summen zu hören, dann leuchtete an der Anzeigetafel ein Licht auf, und die schweren Türen schoben sich auseinander. DrauÃen in dem weiten Korridor waren eine Schar von Kellnern in weiÃen Jacketts, Zimmermädchen, Trägern und ein paar Monteure zu sehen, die sich mit Tischen, Stapeln von Bettwäsche, Gepäck und verschiedenen Reinigungsmitteln beschäftigten. Lautes, schnelles Schnattern, in das sich gelegentlich Gelächter oder gutturale Schimpfworte mischten, begleitete die hektische Aktivität. Als sie den Portier zu sehen bekamen, verringerte sich der Lärm, während sich die Bewegungen etwas beschleunigten, um dem Mann zu gefallen, der mit einem Federstrich über ihr Schicksal bestimmen konnte.
» Wenn Sie mir die richtige Richtung zeigen, komme ich leicht allein zurecht«, sagte Joel, der nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. » Ich habe Ihre Zeit schon zu sehr beansprucht.«
» Merci. Wenn Sie den Korridor hinuntergehen, kommen Sie an den Lieferantenausgang«, erwiderte der Franzose und deutete auf einen Gang zur Linken, der an den Lifttüren vorbeiführte. » Dort sitzt ein Wachmann, der von Ihrer Abreise verständigt ist. DrauÃen biegen Sie in der Gasse nach rechts und gehen bis zur StraÃe. Dort wartet Ihr Taxi.«
» Ich möchte Ihnen im Namen meiner Firma für Ihre Unterstützung danken. Wie ich bereits sagte, ist da nichts Geheimnisvolles oder Ungewöhnliches ; die ganze Situation ist nur ein wenigsensibel . «
Die gleichgültige Miene des Hotelangestellten änderte sich nicht, nur seine Augen blickten etwas schärfer. » Das ist ganz selbstverständlich, Monsieur, es bedarf keiner Erklärung. Die habe ich nicht verlangt, und Sie sollten, wenn Sie mir verzeihen, sich nicht veranlasst fühlen, mir eine zu geben. Au revoir, Monsieur Simon.«
» Ja, natürlich«, sagte Converse und wahrte die Fassung, obwohl er sich wie ein Schuljunge vorkam, der gesprochen hatte, ohne gefragt zu sein, der Antwort gegeben hatte, wo das nicht verlangt war. » Bis zum nächsten Mal, wenn ich wieder nach Paris komme.«
» Wir werden uns freuen, Monsieur. Bonsoir.«
Joel ging eilig davon und bahnte sich seinen Weg durch die Menge der uniformierten Hotelbediensteten, wobei er sich ein paarmal entschuldigte, wenn er jemanden mit dem Koffer anstieÃ. Er hatte gerade eine Lektion gelernt, etwas, das er eigentlich bereits hätte wissen müssen. Vor Gericht und im Konferenzsaal galt: Erkläre nichts, wenn du nicht musst. Aber hier ging es nicht um eine Gerichtsverhandlung oder eine Konferenz. Dies war, und erst jetzt wurde es ihm richtig bewusst, dies war eine Flucht. Diese Erkenntnis war ein wenig beängstigend, jedenfalls mit merkwürdigen Gefühlen verbunden. Flucht gehörte zu seinem Vokabular, seinen Erfahrungen. Er hatte so etwas schon dreimal in seinem Leben versuchtâ vor Jahren. Und damals hatte überall der Tod auf ihn gelauert. Er schob den Gedanken von sich und eilte auf die stählerne Tür zu, die er in der Ferne sah.
Dann wurden seine Schritte langsamer; etwas stimmte nicht. An dem Schaltertisch stand ein Mann in einem hellen Mantel und sprach mit dem Pförtner. Joel hatte ihn schon einmal gesehen, wusste aber nicht mehr wo. Dann bewegte sich der Mann, und Converse erinnerte sich allmählich. Ein Bild tauchte vor ihm auf. Er hatte schon einmal einen Mann gesehen, der sich genauso bewegte; er war ein paar Schritte rückwärts gegangen und hatte sich umgedrehtâ bevor er aus einem Bogengang verschwunden war, und jetzt überquerte er in derselben Manier den Korridor und lehnte sich gegen die Wand. War es derselbe Mann? Ja! Es war der Mann, der Bertholdier in den Speisesaal des LâÃtalon Blanc begleitet hatte. Joel hatte damals geglaubt, ein Untergebener verabschiede sich von seinem Vorgesetzten. Und jetzt war er auf Befehl desselben Vorgesetzten
Weitere Kostenlose Bücher