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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Außerdem hatte die augenblickliche Situation auch ein Gutes: Er hatte etwas erfahren, einiges sogar. Diejenigen, die ihn verfolgten– die ihn im Moment aus dem Auge verloren hatten–, waren nicht für die Behörden tätig. Sie standen weder mit der deutschen noch der französischen Polizei oder der koordinierenden Interpol in Verbindung. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte man ihn direkt am Gate oder schon im Flugzeug festgenommen. Und das sagte ihm noch etwas ganz anderes. Joel Converse wurde in Paris nicht wegen tätlichen Angriffs oder– der Himmel mochte ihn davor bewahren– wegen Mordes gesucht. Und daraus war nur eines abzuleiten: Jemand bemühte sich, die blutige Auseinandersetzung in der Pariser Seitenstraße zu vertuschen. Jacques Louis Bertholdier unternahm alles, damit sein guter Name nicht aufgrund des Angriffs auf seinen Helfer in irgendeinen Zusammenhang mit dem wohlhabenden Hotelgast gebracht wurde, einem Gast, der in Bezug auf den so hochgeschätzten General einige alarmierende Andeutungen gemacht hatte. Der Schutz von Aquitania hatte Vorrang vor allem anderen.
    Es gab eine weitere Möglichkeit, eine, für die so viel sprach, dass man sie eigentlich als Tatsache ansehen musste. Die Männer in der dunkelroten Limousine, die auf die Maschine aus Hamburg gewartet hatten, gehörten ebenfalls zu Aquitania und waren wahrscheinlich Untergebene von Erich Leifhelm, dem Mann, der in Westdeutschland alle Entscheidungen für Aquitania traf. Irgendwann während der vergangenen fünf Stunden musste Bertholdier erfahren haben, wer sich wirklich hinter dem Namen Henry Simon verbarg– wahrscheinlich über die Direktion des George V.–, und dann hatte er mit Leifhelm Verbindung aufgenommen. Daraufhin hatten die beiden, nachdem geklärt worden war, dass sich auf keiner Passagierliste ein Amerikaner namens Converse finden ließ, der von Paris nach Bonn flog, Erkundigungen bei den anderen Fluggesellschaften eingezogen und herausgefunden, dass er nach Kopenhagen gereist war. Das musste sie noch mehr verunsichert haben. Warum Kopenhagen? Er hatte gesagt, sein nächstes Ziel sei Bonn. Warum flog dieser Unbekannte mit seinen ungewöhnlichen Informationen nach Kopenhagen? Wer waren seine Kontakte, mit wem würde er sich treffen? Man musste ihn finden, seine Kontaktpersonen finden. Daraufhin war ein weiterer Telefonanruf erfolgt, war eine Beschreibung übermittelt worden, und eine Frau hatte ihn in einem Café des Kopenhagener Flughafens erkannt.
    Er hatte zwar einen ganz anderen Grund gehabt, nach Dänemark zu fliegen, aber die Reise erwies sich jetzt auch in anderer Hinsicht als sehr nützlich. Die andere Seite hatte ihn gefunden und dabei ihre Panik erkennen lassen. Ein aufgeregtes Empfangskomitee, der nächtliche Einsatz eines Funkgerätes, nur wenige Hundert Meter entfernt eine wartende Limousine, die jetzt mit hoher Geschwindigkeit durch die Nacht jagte; das alles waren Zeichen der Angst. Der Feind war aus dem Gleichgewicht geraten, und das befriedigte den Anwalt in Converse. In diesem Augenblick fuhr jener Feind einen halben Kilometer vor ihnen auf Bonn zu, ohne zu wissen, dass er von einem Taxi verfolgt wurde, das geschickt jede Lücke im Verkehr ausnutzte, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Converse drückte seine Zigarette aus, als das Taxi sich von einem Lieferwagen überholen ließ; der schwere dunkelrote Wagen war ganz deutlich in einer lang gezogenen Kurve kurz vor ihnen zu erkennen. Joels Fahrer war alles andere als ein Amateur; er verstand sich auf sein Handwerk.
    Langsam lösten größere Bauten mit prunkvollen Fassaden die ruhige Vorstadtlandschaft ab. Viele davon erinnerten Converse an riesige viktorianische Häuser mit ihren schmiedeeisernen Balkons unter den großen rechteckigen Fenstern– geometrische, klare Formen. Und dann hatten sie endlich die Innenstadt von Bonn erreicht, wo enge, trüb beleuchtete Gassen unvermittelt in breite, hell ausgeleuchtete Straßen übergingen, wo malerische Plätze nur wenige Straßen entfernt waren von modernen, chromblitzenden Geschäften und Boutiquen. Das Ganze war ein Anachronismus der Architektur– ein Hauch der Alten Welt, vermischt mit modernster Baukunst– und alles ohne jegliches großstädtisches Flair. Man hatte eher das Gefühl, sich in einer Kleinstadt zu befinden, die zwar schnell, aber planlos gewachsen war. Die

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