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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ganz rechts zu und stellte seinen Aktenkoffer ab. Wenn er aufrecht stand, war der Fenstersims nur wenige Zentimeter über seinem Kopf. Er griff nach den zwei weißen Handgriffen und schob; das Fenster glitt mühelos eine Handbreit nach oben. Er schob die Finger durch den frei gewordenen Spalt– kein Gitter. Wenn er das Fenster ganz nach oben bekam, war genug Platz, um durch die Öffnung nach draußen zu gelangen.
    Joel hörte ein Klappern hinter sich, schnelle Schläge von Metall auf Holz. Er wirbelte herum. Die Tür öffnete sich, und ein gebeugter alter Mann in einer weißen Uniform, der einen Eimer und einen Mopp trug, betrat den Raum. Langsam und bedächtig zog der Alte eine Taschenuhr hervor, warf einen Blick darauf, sagte etwas in deutscher Sprache und wartete. Joel war sich nicht nur bewusst, dass er etwas antworten musste, er vermutete sogar, dass der alte Mann die Räume bis zum nächsten Morgen schließen wollte. Er musste nachdenken. Hier weg konnte er jetzt nicht; sonst blieb ihm nur der Weg durch die Halle des Flughafens.
    Sein Blick fiel auf den Eimer, und plötzlich wusste er trotz seiner Verzweiflung, was er tun musste– aber nicht, ob er seine Rolle auch durchhalten würde. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stöhnte er auf, griff sich an die Brust und ließ sich auf die Knie sinken. Dann schrie er noch lauter und fiel zu Boden.
    Â» Doctor, doctor , doctor«, rief er immer wieder mit einer Stimme, die die Qual erkennen lassen sollte, die er angeblich durchlitt.
    Der alte Mann ließ den Mopp und den Eimer aus seinen Händen gleiten. Ein paar kehlige Worte kamen aus seinem Mund, und vorsichtig trat er ein paar Schritte näher. Converse rollte sich gegen die Wand, rang nach Atem und starrte den Deutschen mit geweiteten, ausdruckslosen Augen an.
    Â» Doctor «, flüsterte er.
    Der alte Mann entfernte sich zitternd auf die Tür zu. Dann drehte er sich rasch um, öffnete sie und lief hinaus. Mit brüchiger Stimme rief er nach Hilfe.
    Joel wusste, dass ihm nur wenige Sekunden blieben! Das Gate war höchstens sechzig Meter zu seiner Linken, der Eingang zur Halle vielleicht dreißig Meter zur Rechten. Er sprang auf, packte den Eimer und trug ihn unter das Fenster. Dort stellte er ihn umgekehrt auf den Boden, stieg mit einem Fuß hinauf, langte mit beiden Händen nach oben und schob das Fenster hoch. Der Rahmen ließ sich etwa zehn Zentimeter nach oben schieben, bewegte sich dann aber nicht weiter. Joel versuchte es ein zweites Mal, setzte alle Kraft ein, die ihm in seiner unsicheren Haltung zur Verfügung stand. Doch das Fenster ließ sich nicht bewegen. Keuchend ließ er seinen Blick wandern, bis er etwas entdeckte, von dem er wünschte, es nicht sehen zu müssen. Zwei Metallleisten waren an den Rahmen geschraubt und verhinderten, dass das Fenster sich weiter als fünfzehn Zentimeter öffnen ließ. Köln-Bonn mochte kein großer internationaler Flughafen mit aufwendigen Sicherheitseinrichtungen sein, aber ganz ungeschützt war er nicht.
    Hinter der Tür waren jetzt Rufe zu hören. Der alte Mann hatte irgendjemand gefunden. Converse rann kalter Schweiß über das Gesicht. Er stieg von dem Eimer herunter und griff nach seinem Aktenkoffer auf dem Boden. Bewegung und Entscheidung gingen ineinander über, nur der Instinkt lenkte ihn. Joel hob den Aktenkoffer auf und schmetterte ihn ein paarmal gegen das Fenster, bis das Glas zersprang und schließlich der hölzerne Rahmen splitterte. Sofort stieg er wieder auf den Eimer und blickte hinaus. Draußen– unter ihm– war ein gepflasterter Weg, den ein Gitter säumte. In der Ferne waren Scheinwerfer zu sehen, aber keine Menschen. Joel warf den Aktenkoffer hinaus, zog sich in die Höhe und stieß mit dem linken Knie Glasscherben und was noch von dem Rahmen übrig war in die Tiefe. Ungeschickt krümmte er sich zusammen, zog den Kopf zwischen die Schultern und stürzte sich durch die Öffnung. Als er auf dem Boden aufkam, hörte er drinnen Rufe. Sie wurden lauter, eine Mischung aus Zorn und Verwirrung. Joel rannte los.
    Minuten später, als der schmale Weg plötzlich einen Bogen machte, sah er den hell beleuchteten Eingang des Flughafengebäudes und eine Reihe von Taxis, die darauf warteten, die Passagiere des Fluges LH 817 aus Hamburg, nachdem sie ihr Gepäck an sich genommen hatten, nach Bonn oder Köln zu fahren. Eine

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