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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kapazitäten brauchen.]
    Wieder betrachtete Clavain die Schiffe. Selbst wenn jedes einzelne
nur Platz für fünfzig- oder sechzigtausend Schläfer
böte – und so wie sie aussahen, war das bei weitem nicht
genug –, fände fast die Hälfte der Bevölkerung
des Mutternests in Skades Flotte Platz.
    Reine Vorsicht – mehr nicht?
    [Nun ja, da ist natürlich noch die Sache mit den
Höllenklassengeschützen. Zwei von diesen Schiffen und der
Prototyp sind für ein Sonderkommando zu ihrer Wiederbeschaffung
vorgesehen. Sie werden mit den modernsten Waffen in unserem Arsenal
und mit neuen Technologien ausgerüstet, die ganz erhebliche
taktische Vorteile bringen.]
    Du sprichst vermutlich von den Systemen, die du testen
wolltest?
    [Einige umfangreichere Probeläufe müssen noch
durchgeführt werden, aber sonst…]
    Skade ließ die Halteschlingen los. »Baumeister –
wir sind fertig. Meine Gäste haben genug gesehen. Wann werden
die Schiffe nach jüngsten Schätzungen startklar
sein?«
    Der Servomat hatte seine Gliedmaßen zu einem kompakten
Bündel zusammengelegt und eingeklappt, schwenkte den Kopf und
erklärte: »In einundsechzig Tagen, acht Stunden und
dreißig Minuten.«
    »Vielen Dank. Tu, was du kannst, um die Frist bis zur
Fertigstellung noch zu verkürzen: Clavain will sicher keinen
Augenblick länger warten als nötig, nicht wahr?«
    Clavain antwortete nicht.
    »Ich bitte, mir zu folgen«, sagte der Baumeister und
deutete mit einer Gliedmaße auf den Ausgang. Er konnte es kaum
erwarten, sie alle an die Oberfläche
zurückzuführen.
    Clavain reihte sich als Erster hinter der Maschine ein.
    * * *
    Er versuchte, innerlich ganz leer und ruhig zu werden und sich nur
auf die technische Durchführung der vor ihm liegenden Aufgabe zu
konzentrieren. Der Weg zurück zur Kometenoberfläche
erschien ihm viel weiter als zuvor. Der Baumeister eilte mit
übertrieben vorsichtigen Schritten geschäftig vor ihnen her
und füllte die ganze Tunnelbreite aus. Man sah ihm
natürlich nicht an, was er empfand, aber Clavain hatte den
Eindruck, dass er heilfroh war, die drei ungebetenen Gäste
wieder los zu werden. Er war darauf programmiert, die Arbeiten
geradezu eifersüchtig zu beschützen, und Clavain musste ihn
für den widerwilligen Empfang unwillkürlich bewundern. Er
hatte in seinem Leben mit vielen Robotern und Servomaten zu tun
gehabt, deren programmierte Persönlichkeit oberflächlich
überzeugend war. Doch bei diesem Exemplar hatte er zum ersten
Mal eine aufrichtige Abneigung gegen jede menschliche Gesellschaft
gespürt.
    Auf halbem Wege blieb Clavain in dem engen Gang plötzlich
stehen. Einen Moment bitte.
    [Was gibt es?]
    Ich weiß nicht. Mein Anzug zeigt einen leichten
Druckabfall im Handschuh an. Es könnte sein, dass ich mir an der
Wand das Gewebe zerrissen habe.
    [Ausgeschlossen, Clavain. Die Wand besteht aus leicht
verdichtetem Kometeneis. Daran kann man sich ebenso wenig schneiden
wie an einer Rauchwolke.]
    Clavain nickte. Dann muss ich mich wohl an einer Rauchwolke
geschnitten haben. Oder irgendwo im Eis steckt ein scharfer
Splitter.
    Er drehte sich um und hob die Hand. Auf dem Rücken des linken
Handschuhs blinkte eine rosarote Stelle in Form einer Zielscheibe und
zeigte an, dass irgendwo in diesem Bereich langsam Luft entwich.
    [Er hat Recht, Skade], sagte Remontoire.
    [Es ist nichts Ernstes. Er kann es abdichten, wenn wir wieder
auf der Korvette sind.]
    Meine Hand ist kalt. Ich habe diese Hand schon einmal verloren,
Skade, und ich möchte die Erfahrung nicht unbedingt
wiederholen.
    Er hörte sie ungeduldig zischen, das Geräusch wurde
nicht ausgefiltert und hörte sich sehr menschlich an. [Dann
eben gleich.]
    Clavain nickte. Er löste umständlich das Spray von
seinem Werkzeuggürtel, stellte die Düse auf den
dünnsten Strahl ein und drückte die Spitze gegen seinen
Handschuh. Die Dichtungsmasse quoll heraus, ein dünner grauer
Wurm, der augenblicklich hart wurde und sich mit dem Gewebe verband.
Clavain bewegte die Düse in Schlangenlinien auf und ab und von
einer Seite zur anderen, bis er den Wurm über den ganzen
Handschuh verteilt hatte.
    Seine Hand war nicht nur kalt, sie schmerzte auch, denn er hatte
sich die Klinge des Piezomessers durch den Handschuh gestoßen.
Ohne das Messer vom Gürtel zu lösen, hatte er es mit einer
Hand schräg gehalten und die andere mit einer fließenden
Bewegung darüber gezogen. Ein schwieriges Manöver, er
konnte froh sein, sich dabei nicht schwerer verletzt zu haben.
    Clavain

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