Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
entfernt sind.
Dies ist nicht mehr das Schiff, wie du es kennst, Clavain, es ist zur
schnellen, tödlichen Waffe geworden. Und es ist durchaus in der
Lage, dich abzufangen.«
    Das maskenhafte Gesicht verzog sich zu einem starren,
dämonischen Lächeln. »Aber noch können wir
verhandeln. Ich überlasse dir die Wahl des Treffpunkts, Clavain.
Du brauchst nur zu sagen, wo, wir gehen auf deine Bedingungen ein.
Ein kleinerer Planet, ein Komet, der freie Raum – ich bin mit
allem einverstanden.«
    Er schaltete ab. Er war sicher, dass Skade bluffte, als sie
behauptete, seine Flamme entdeckt zu haben. Der letzte Teil der
Botschaft, die Aufforderung, sich zu melden, sollte ihn nur dazu
bewegen, mit einer Übertragung seine Position zu verraten.
    »Nicht schlecht, Skade«, sagte er. »Aber ich bin
leider noch ein ganzes Stück gerissener.«
    Dennoch war seine Sicherheit ins Wanken geraten. Ihre
Beschleunigung war zu hoch. Die Blauverschiebung konnte zwar
getürkt sein, man brauchte die Botschaft vor dem Absetzen nur
entsprechend zu präparieren, aber er ahnte, dass sie zumindest
in diesem Punkt nicht geblufft hatte.
    Sie verfolgte ihn mit einem Schiff, das sehr viel schneller war,
als er es für möglich gehalten hatte, und der
Rückstand verringerte sich von Sekunde zu Sekunde.
    Clavain biss in seinen Toast und lauschte noch eine Weile
Quirrenbachs Symphonie.
    Dann sagte er: »Die restlichen abspielen.«
    »Es gibt keine weiteren Botschaften«, erklärte ihm
die Korvette.
    * * *
    Clavain sah sich die systemweit ausgestrahlten Nachrichten an, als
die Korvette das Eintreffen einer neuen Serie von Botschaften
meldete. Ein Blick auf die Begleitinformationen zeigte ihm, dass
diesmal nichts von Skade dabei war.
    »Abspielen«, sagte er zögernd.
    Als Erstes erschien Remontoires kahler Cherubskopf in der Kabine.
Seine Mimik war lebendiger als bei Skade, und in seiner Stimme
schwangen mehr Emotionen mit. Er beugte sich mit flehentlichem Blick
dicht vor die Linse.
    »Clavain. Ich hoffe, du kannst mich hören und denkst
über meine Worte nach. Wenn du Skades Übertragungen
empfangen hast, dann weißt du, dass wir imstande sind, dich
einzuholen. Das ist kein Trick. Ich werde dir jetzt etwas
anvertrauen, wofür sie mich umbringen wird, aber wie ich dich
kenne, hast du dafür gesorgt, dass alle Übertragungen
sofort nach dem Abspielen gelöscht werden, deshalb sehe ich kaum
eine Gefahr, dass die Information in feindliche Hände
fällt. Also, Folgendes. Die Nachtschatten hat eine
Versuchsanlage an Bord. Du hast gewusst, dass Skade etwas testen
wollte, aber nicht, worum es ging. Jetzt kann ich es dir sagen. Es
ist eine Anlage zur Unterdrückung der Massenträgheit. Ich
gebe ehrlich zu, dass ich nicht weiß, wie sie funktioniert,
aber dass sie es tut, konnte ich mit eigenen Augen beobachten. Ich
konnte es sogar spüren. Wir beschleunigen inzwischen mit vier
Ge, aber davon kannst du dich auch selbst überzeugen. Die
Parallaxe vom Absetzpunkt der Übertragung wird es dir schon bald
bestätigen, auch wenn du bisher noch nicht überzeugt
gewesen sein solltest. Ich sage nur so viel: die Anlage existiert,
und Skade behauptet, sie könnte damit unsere Masse immer weiter
verringern.« Remontoire hielt kurz inne, schaute fest in die
Kamera, und fuhr dann fort: »Wir können deine
Triebwerksflamme orten. Wir steuern sie an. Du kannst uns nicht
entkommen, Clavain, also gib lieber gleich auf und stelle dich. Ich
bitte dich darum, weil ich dein Freund bin und dich lebend
wiedersehen möchte, um wieder mit dir reden und lachen zu
können.«
    Clavain unterbrach. »Nächste Botschaft.«
    Die Korvette gehorchte: Remontoires Bild verschwand, an seiner
Stelle erschien Felka. Clavain fuhr überrascht zurück. Er
war sich nie ganz darüber schlüssig geworden, wer ihn
verfolgen würde, aber Skade hatte wieder einmal gezeigt, dass
man sich auf sie verlassen konnte: sie würde da sein, wo die
tödliche Rakete abgeschossen wurde, und sie würde alles in
ihrer Macht Stehende tun, um selbst den Befehl dazu geben zu
können. Remontoire war wohl aus Pflichtgefühl
gegenüber dem Mutternest mitgekommen, bestärkt durch die
Überzeugung, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und als
Einziger für die Jagd auf Clavain wahrhaft qualifiziert zu
sein.
    Aber Felka? Mit Felka hatte er überhaupt nicht gerechnet.
    »Clavain«, sagte sie, und man konnte hören, wie
schwer es ihr fiel, bei vier Ge zu sprechen. »Clavain… bitte. Sie werden dich töten. Skade wird keine

Weitere Kostenlose Bücher