Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
es?«
    »Eine Nachricht, Kleine Miss – direkt an uns. Absender:
Hospiz Idlewild.«
    Die Drohne zuckte zurück. »Was ist das für eine
Stimme? Sagten Sie nicht, Sie wären allein?«
    »Das bin ich auch«, antwortete sie. »Das ist nur
Biest, die Unterpersönlichkeit meines Schiffs.«
    »Dann sagen sie ihr, sie soll den Mund halten. Und die
Nachricht vom Hospiz ist nicht für Sie bestimmt. Ich hatte eine
Anfrage abgesetzt, und das ist wohl die Antwort…«
    Die körperlose Stimme des Schiffes dröhnte: »Die
Nachricht, Kleine Miss…?«
    Sie lächelte. »Spiel das verdammte Ding ab.«
    Die Drohne wandte sich vom Kälteschlaftank ab. Biest
übertrug die Nachricht auf Antoinettes Helmvisier, so dass es
den Anschein hatte, als stünde der Eisbettler mitten im
Frachtraum. Der Pilot in seinem Polizeikutter konnte die Botschaft
vermutlich über eine eigene Datenleitung abrufen.
    Der Eisbettler war eine Frau, eine von den Neuen Alten. Für
Antoinette war der Anblick von wirklich alten Menschen immer ein
gelinder Schock. Die Frau trug die Ordenstracht mit dem
Schneeflockenmotiv und einen gestärkten Schleier. Die
Greisenhände mit den deutlich vortretenden Adern hielt sie vor
der Brust gefaltet.
    »Ich möchte mich für die Verzögerung
entschuldigen«, sagte sie. »Wir haben wieder einmal
Probleme mit dem Datenverkehr in unserem Netzwerk, die alte
Geschichte. Kommen wir zum offiziellen Teil. Mein Name ist Schwester
Amelia, und ich bestätige hiermit, dass der Körper…
das eingefrorene Individuum… in der Obhut von Miss Bax
vorübergehend Eigentum des Hospizes Idlewild und des Heiligen
Ordens der Eisbettler ist. Miss Bax hat sich freundlicherweise bereit
erklärt, für den schnellstmöglichen Rücktransport
dieses kostbaren Gutes…«
    »Aber der Mann ist tot«, wandte die Polizeidrohne
ein.
    Die Eisbettlerin ließ sich nicht unterbrechen. »…
und deshalb wären wir dankbar, wenn die Behörden den
Transport möglichst nicht behindern würden. Wir haben Miss
Bax’ Dienste schon mehrfach in Anspruch genommen, und bisher
wurden alle Aufträge stets zu unserer vollen Zufriedenheit
erledigt.« Die Eisbettlerin lächelte. »Der
Ferrisville-Konvent hat sicher Verständnis dafür, dass
solche Vorkommnisse vertraulich behandelt werden sollten…
immerhin haben wir einen gewissen Ruf zu wahren.«
    Damit war die Nachricht zu Ende; Schwester Amelia verschwand.
    Antoinette zuckte die Achseln. »Siehst du – was ich
gesagt habe, war die reine Wahrheit.«
    Die Drohne beäugte sie mit einem ihrer verdeckten Sensoren.
»Irgendetwas stimmt hier nicht. Der Körper in diesem Tank
ist medizinisch tot.«
    »Hör zu, ich habe dir doch erklärt, der Tank ist
uralt. Die Anzeige ist defekt, das ist alles. Oder hältst du
mich wirklich für so bescheuert, dass ich einen
Kälteschlaftank mit einer Leiche durch das Weltall
karre?«
    »Ich bin noch nicht mit Ihnen fertig.«
    »Das mag schon sein, aber im Moment war das doch wohl
alles? Du hast gehört, was die nette Eisbettlerdame sagte. Für den schnellstmöglichen Rücktransport zu
sorgen, war wohl der Wortlaut, wenn ich mich nicht irre. Ich
finde, das klingt ziemlich eindeutig und ziemlich amtlich.« Sie
schob energisch die Klappe über dem Statuspult wieder zu.
    »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben«, erklärte
die Polizeidrohne, »aber ich verspreche Ihnen, der Sache auf den
Grund zu gehen.«
    Sie lächelte. »Tu das. Danke. Schönen Tag noch. Und
jetzt mach, dass du von meinem Schiff verschwindest.«
    * * *
    Antoinette blieb noch eine Stunde nach Abzug der Polizei auf ihrem
Kurs, um den Anschein zu erwecken, als wollte sie wirklich zum Hospiz
Idlewild. Dann schwenkte sie ab und beschleunigte so stark, dass ihr
der Treibstoffverbrauch die Tränen in die Augen trieb. Eine
Stunde später hatte sie den Hoheitsraum des Ferrisville-Konvents
verlassen und entfernte sich auch von Yellowstone und seinem
Satellitengürtel. Die Polizei machte keine Anstalten, sie zu
verfolgen, aber das war nicht weiter verwunderlich. Es hätte zu
viel Treibstoff gekostet, sie befand sich außerhalb ihrer
Zuständigkeit, und da sie soeben ins Kriegsgebiet eingeflogen
war, war ohnehin mit ihrem baldigen Ableben zu rechnen. Es lohnte
einfach die Mühe nicht.
    Derart optimistisch gestimmt, verfasste und sendete Antoinette
eine verkappte Dankesbotschaft an das Hospiz. Sie würdigte die
tatkräftige Unterstützung und versprach, genau wie ihr
Vater es in ähnlichen Fällen stets getan hatte, sich
erkenntlich zu zeigen,

Weitere Kostenlose Bücher