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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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brauchte sie Xavier die schlechte Nachricht nicht
selbst zu überbringen.
    Man musste auch für Kleinigkeiten dankbar sein.
    Vom Schaltpult kam ein leises Signal.
    »Biest…«, sagte Antoinette. »Bedeutet dieser
Ton das, was ich befürchte?«
    »Gut möglich, Kleine Miss. Radarkontakt in
achtzehntausend Kilometern vor uns, drei Grad seitlich, zwei Grad
Nord von der Ekliptik.«
    »Scheiße. Bist du sicher, dass es keine Signalstation
und keine Waffenplattform ist?«
    »Für beides zu groß, Kleine Miss.«
    Sie brauchte keine umfangreichen Berechnungen anzustellen, um das
Rätsel zu lösen. Zwischen ihnen und der oberen Hälfte
des Gasriesen befand sich ein zweites Schiff; ein Schiff, das
ebenfalls dicht über der Atmosphäre flog.
    »Was kannst du mir darüber sagen?«
    »Es fliegt langsam, Kleine Miss, und nimmt direkten Kurs auf
die Atmosphärenhülle. Sieht fast so aus, als plane es ein
ähnliches Manöver wie du, allerdings fliegt es um etliche
Kilometer pro Sekunde schneller und sein Anflugwinkel ist um einiges
steiler.«
    »Hört sich an wie ein Zombie – aber das hältst
du doch sicher für ausgeschlossen?«, sagte Antoinette
rasch, in der Hoffnung, wenigstens diese Befürchtung würde
sich nicht bestätigen.
    »Wir brauchen nicht länger zu spekulieren, Kleine Miss.
Das Schiff schickt soeben eine Botschaft mit Laserstrahl, und das
Übertragungsprotokoll ist tatsächlich
demarchistisch.«
    »Scheiße, warum die Umstände mit dem
Laserstrahl?«
    »Man empfiehlt mit allem Respekt, es selbst
herauszufinden.«
    Nachrichtenübermittlung mit Laserstrahl war unnötig
aufwändig, wenn zwei Schiffe so dicht beieinander waren. Ein
einfacher Funkspruch hätte den gleichen Zweck erfüllt und
es dem Zombie erspart, mit seinem Laser das bewegliche Ziel Sturmvogel exakt anzupeilen.
    »Wer immer es sein mag, Empfang bestätigen«, befahl
sie. »Können wir mit dem Laser antworten?«
    »Dazu müssten wir ihn wieder ausfahren, nachdem wir ihn
soeben mühsam eingezogen haben, Kleine Miss.«
    »Tu es trotzdem, aber vergiss nicht, ihn hinterher wieder
ordentlich zu verstauen.«
    Sie hörte, wie eine der Flossen ins Vakuum
zurückgeschoben wurde. Die beiden Schiffe tauschten mit raschem
Zirpen ihre Übertragungsprotokolle aus, dann sah Antoinette in
das Gesicht einer Frau, die womöglich noch erschöpfter,
verhärmter und nervöser wirkte, als sie selbst sich
fühlte.
    »Hallo«, sagte Antoinette. »Können Sie mich
auch sehen?«
    Die Frau nickte kaum merklich. Hinter ihren schmalen Lippen waren
gewaltige Massen von angestauter Wut zu erahnen, die wie von einem
Damm nur mühsam zurückgehalten wurden. »Ja, ich kann
Sie sehen.«
    »Ich hätte nicht erwartet, hier draußen jemandem
zu begegnen«, bemerkte Antoinette. »Deshalb hielt ich es
für angebracht, ebenfalls mit Laser zu antworten.«
    »Die Mühe hätten Sie sich sparen
können.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Immerhin hatten Sie uns mit Ihrem Radar angestrahlt wie mit
einem Scheinwerfer.« Die Frau schaute nach unten, ihr kahler
Schädel glänzte bläulich. Sie schien kaum älter
zu sein als Antoinette, wobei man das bei den Zombies nie so genau
sagen konnte.
    »Hm… und das ist für Sie ein Problem?«
    »Durchaus, denn wir wollten uns eigentlich verstecken. Ich
weiß nicht, was Sie hier draußen zu suchen haben, und es
ist mir offen gestanden auch ziemlich egal. Ich empfehle Ihnen nur,
Ihr Vorhaben aufzugeben. Der Gasriese befindet sich in einem Umstrittenen Abschnitt, und das heißt, ich hätte
jederzeit das Recht, Sie abzuschießen.«
    »Ich habe nichts gegen Zorn… Demarchisten«, sagte
Antoinette.
    »Freut mich zu hören. Und jetzt drehen Sie ab.«
    Wieder betrachtete Antoinette das Stück Papier, das sie aus
ihrer Hemdtasche gezogen hatte. Die Zeichnung stellte einen Mann in
einem vorsintflutlichen Raumanzug mit Harmonikabälgen an den
Gelenken dar, der lächelnd eine hoch erhobene Flasche
betrachtete. Der Halsring, auf den der Helm aufgesetzt wurde, war
eine durchbrochene Ellipse aus glänzendem Silber. In der Flasche
funkelte eine goldene Flüssigkeit. Nein, dachte Antoinette.
Jetzt musste man energisch werden.
    »Ich werde nicht abdrehen«, sagte sie. »Aber ich
gebe Ihnen mein Wort, dass ich nicht versuchen werde, etwas von dem
Planeten zu rauben. Ich werde nicht einmal in die Nähe einer
Ihrer Raffinerien kommen. Ich werde sogar meine Einlassöffnungen
geschlossen halten. Ich fliege nur hinein und wieder hinaus, und
danach werde ich Sie nicht wieder

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