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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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er.
    »Mag sein«, antwortete Remontoire. »Wobei ich
finde, dass dich das überhaupt nichts angeht. Also, wirst du
tun, was ich verlangt habe?«
    »Wenn ich nein sage…«
    Remontoire lächelte. »Dann brauchen wir keinen
Körper mehr zu klonen.«
    * * *
    Einmal alle acht Stunden öffnete Antoinette die Tür der
Luftschleuse lange genug, um Clavain Essen und Wasser reichen zu
können. Clavain nahm bereitwillig an, was man ihm gab,
vergaß auch nicht, sich zu bedanken, und ließ sich nicht
anmerken, dass er es übel nahm, noch immer ihr Gefangener zu
sein. Es genügte, dass sie ihn gerettet hatte und nun zu den
Behörden zurückbrachte. An ihrer Stelle wäre er
wahrscheinlich noch misstrauischer gewesen, schließlich wusste
er, wozu Synthetiker imstande waren. Er war sehr viel weniger in
ihrer Gewalt, als sie dachte.
    Seine Gefangenschaft dauerte einen Tag. Unter ihm bewegte sich der
Schiffsboden und legte sich schräg. Die Beschleunigung
änderte sich mehrmals. Als Antoinette das nächste Mal an
der Tür erschien, um ihm einen neuen Wasserkolben und einen
Konzentratriegel zu reichen, erklärte sie ihm, sie befänden
sich nun auf dem Weg zurück zum Rostgürtel.
    »Diese Schwankungen in der Beschleunigung«, sagte er und
zog die Folie vom Riegel ab. »Was war der Grund dafür?
Bestand die Gefahr, in Kampfhandlungen verwickelt zu
werden?«
    »Nicht unbedingt, nein.«
    »Was dann?«
    »Phantome, Clavain.« Sie sah seinen
verständnislosen Blick. »Piraten, Banditen, Briganten,
Schurken, nennen Sie sie, wie Sie wollen. Der letzte
Abschaum.«
    »Ich habe nie von ihnen gehört.«
    »Natürlich nicht, Sie sind ja kein Händler, der
sich bemüht, auf ehrliche Weise seinen Lebensunterhalt zu
verdienen.«
    Er kaute an seinem Riegel. »Sie hätten mich fast
überzeugt.«
    »He, hören Sie mal. Ich beuge hin und wieder einmal die
Regeln, aber mehr auch nicht. Aber diese Dreckskerle – dagegen
sind meine schwersten Gesetzesverstöße wie, ich weiß
nicht, wie kleine Kunstfehler beim Andocken.«
    »Und diese Phantome… das sind also ehemalige
Händler?«
    Sie nickte. »Bis sie dahinter kamen, dass es einfacher war,
Leuten wie mir die Fracht zu stehlen, als sie selbst zu
befördern.«
    »Aber Sie sind noch nie direkt mit ihnen aneinander
geraten?«
    »Die eine oder andere Plänkelei gab es schon. Jeder, der
im oder um den Rostgürtel irgendwas befördert, wurde
mindestens einmal von Phantomen gejagt. Normalerweise lassen sie uns
in Ruhe. Die Sturmvogel ist ziemlich schnell, ein gewaltsames
Andocken ist daher nicht so einfach. Und wir haben noch ein paar
Tricks auf Lager, um sie abzuschrecken.«
    Clavain nickte verständnisinnig. Er glaubte zu wissen, wovon
sie sprach. »Und jetzt?«
    »Wir wurden verfolgt. Zwei Phantome hatten sich in einem
Abstand von einer Zehntel Lichtsekunde eine Stunde lang an uns
angehängt. Dreißigtausend Kilometer. So weit kann man hier
draußen pissen. Aber wir haben sie
abgeschüttelt.«
    Clavain nahm einen Schluck aus seinem Trinkkolben. »Werden
sie wiederkommen?«
    »Keine Ahnung. So weit außerhalb des Rostgürtels
begegnet man ihnen normalerweise nicht. Man könnte fast
meinen…«
    Clavain zog eine Augenbraue hoch. »Was? – Dass es
irgendwie mit mir zusammenhängt?«
    »Nur so eine Vermutung.«
    »Man könnte es auch anders sehen. Sie haben sich
ungewöhnlich verhalten und viel riskiert, indem Sie feindliches
Gebiet durchquerten. Daraus könnten die Phantome den Schluss
gezogen haben, Sie hätten wertvolle Fracht geladen, die man sich
näher ansehen sollte.«
    »Mag sein.«
    »Ich schwöre Ihnen, ich hatte nichts damit zu
tun.«
    »Das hatte ich auch nicht angenommen, Clavain. Jedenfalls war
es keine Absicht. Aber im Moment passieren ständig die
unheimlichsten Sachen.«
    Er nahm noch einen Schluck aus dem Kolben. »Erzählen Sie
mir davon.«
    * * *
    Acht Stunden später durfte Clavain die Schleuse verlassen und
konnte sich den jungen Mann, den Antoinette Xavier genannt hatte, zum
ersten Mal richtig ansehen. Xavier war ein schlaksiger Bursche mit
einem sympathischen, fröhlichen Gesicht. Sein glänzend
schwarzes, zum Pilzkopf geschnittenes Haar schimmerte im Schein der
Innenbeleuchtung bläulich. Clavain schätzte ihn auf zehn
bis fünfzehn Jahre älter als Antoinette, hielt es aber
durchaus für möglich, dass er sich täuschte und sie
die Ältere von beiden war. Sicher war nur, dass beide noch kein
halbes Jahrhundert auf dem Rücken hatten.
    Als die Schleuse aufging, sah er, dass Xavier und

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