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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Antoinette immer
noch ihre Raumanzüge trugen. Die Helme hatten sie am Gürtel
befestigt. Xavier trat in die Türöffnung und deutete auf
Clavain.
    »Wenn Sie Ihren Anzug ablegen, können Sie ins Schiff
kommen.«
    Clavain nickte und gehorchte. Es war mühselig, sich in der
engen Schleuse auszuziehen – es wäre überall
mühselig gewesen –, aber er schaffte es, binnen fünf
Minuten in der eng anliegenden Thermalunterwäsche
dazustehen.
    Xavier trat beiseite und ließ ihn eintreten. Das Schiff
stand unter Schub, deshalb konnte er gehen. Auf Strumpfsocken tapste
er über die genuteten Metallplatten.
    »Danke«, sagte Clavain.
    »Danken Sie nicht mir. Danken Sie ihr.«
    »Xavier findet, ich sollte Sie in der Schleuse lassen, bis
wir den Rostgürtel erreichen«, sagte Antoinette.
    »Ich kann es ihm nicht verdenken.«
    »Aber wenn Sie irgendwelche Dummheiten machen…«,
begann Xavier.
    »Ich verstehe. Dann lassen Sie einfach die Luft aus dem
Schiff, und ich bin tot, weil ich keinen Anzug trage. Sehr sinnvoll,
Xavier. Ich würde in Ihrer Situation genauso handeln. Aber darf
ich Ihnen etwas zeigen?«
    Sie sahen sich an.
    »Was wollen Sie uns zeigen?«, fragte Antoinette.
    »Stecken Sie mich wieder in die Luftschleuse und
schließen Sie dann die Tür.«
    Sie taten, was er verlangt hatte. Clavain wartete, bis ihre
Gesichter im Fenster erschienen, dann schob er sich so dicht an die
Tür heran, bis sein Kopf nur wenige Zentimeter vom
Schließmechanismus und der dazugehörigen Schalttafel
entfernt war. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und grub
Neuralroutinen aus, die er seit vielen Jahren nicht mehr verwendet
hatte. Seine Implantate spürten das elektrische Feld um den
Schaltkreis des Schlosses auf und überlagerten sein Blickfeld
mit einem leuchtenden Labyrinth von pulsierenden Strömen. Sobald
er die Logik des Schlosses durchschaut hatte, wusste er, was zu tun
war. Seine Implantate erzeugten ein stärkeres Feld, das einige
der Ströme unterdrückte und andere verstärkte. Er
stand in Verbindung mit dem Kontrollsystem des Schlosses und
führte sozusagen ein Gespräch mit ihm.
    Es war ein Kinderspiel, obwohl er etwas aus der Übung war.
Das Schloss klickte. Die Tür glitt auf. Antoinette und Xavier
standen vor ihm und sahen ihn entsetzt an.
    »Stoß ihn ins All«, sagte Xavier. »Auf der
Stelle!«
    »Warten Sie«, sagte Clavain und hob die Hände.
»Ich habe das nur aus einem einzigen Grund getan: um Ihnen zu
zeigen, dass ich es nicht nötig hatte, so lange zu warten. Ich
hätte mich jederzeit befreien können. Aber ich habe es
nicht getan. Das heißt, Sie können mir
vertrauen.«
    »Das heißt, wir sollten Sie besser gleich töten,
bevor Sie noch weiter gehen«, widersprach Xavier.
    »Glauben Sie mir, es wäre ein schwerer Fehler, mich
jetzt zu töten. Es geht hier nicht nur um mich allein.«
    »Eine bessere Ausrede fällt Ihnen nicht ein?«,
fragte Xavier.
    »Wenn Sie mir wirklich nicht trauen, dann schweißen Sie
mich in einen Behälter ein«, sagte Clavain sachlich.
»Sorgen Sie dafür, dass ich atmen kann, und geben Sie mir
so viel Wasser, dass ich überlebe, bis wir den Rostgürtel erreichen. Aber bitte töten Sie mich
nicht.«
    »Das klingt aufrichtig, Xave«, sagte Antoinette.
    Xavier atmete schwer. Clavain sah, dass der Mann immer noch
panische Angst vor ihm hatte.
    »Sie können nicht in unsere Köpfe eindringen. Wir
haben beide keine Implantate.«
    »Das war auch nicht meine Absicht.«
    »Und auch das Schiff ist sicher vor Ihnen«, fügte
Antoinette hinzu. »Mit dem Schloss hatten Sie Glück, aber
viele von den kritischen Systemen sind optoelektronisch.«
    »Richtig«, sagte er und hielt ihr die flachen Hände
entgegen. »An die komme ich nicht heran.«
    »Ich finde, wir sollten ihm vertrauen«, sagte
Antoinette.
    »Gut, aber wenn er auch nur…« Xavier stutzte und
sah Antoinette an.
    Auch Clavain hatte es gehört: irgendwo im Schiff ertönte
ein Signal, durchdringend und ständig wiederkehrend.
    »Annäherungswarnung«, hauchte Antoinette.
    »Phantome«, sagte Xavier.
    * * *
    Die beiden gingen mit klappernden Schritten über die
Metallböden zu einem Flugdeck. Clavain folgte ihnen. Antoinette
und Xavier legten sich in ihren Raumanzügen auf schwere,
antiquiert aussehende Beschleunigungsliegen und schnallten sich an.
Clavain suchte nach einem Griff, um sich festzuhalten, und
begutachtete dabei das Flugdeck oder, wie Antoinette vielleicht
sagte, die Brücke. Obwohl dieses Schiff, was

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