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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ich
habe mich damit abgefunden, dass das vielleicht nicht möglich
ist. Einmal haben wir schon versucht, ihn zu töten, es war die
einzige Möglichkeit, aber wir sind gescheitert, und ich bin fast
froh darüber. Clavain hat uns getäuscht; er ist im
Raumanzug aus seiner Korvette ausgestiegen und hat sie alleine
weiterfliegen lassen. Wir haben das Schiff zerstört, aber er war
nicht an Bord.«
    »Kluges Kerlchen. Jetzt gefällt er mir schon sehr viel
besser.«
    »Gut. Freut mich zu hören. Denn du wirst mir helfen, ihn
zu finden.«
    Remontoire machte das nicht schlecht, dachte Scorpio. Er brachte
es so überzeugend vor, als glaubte er selbst daran. »Ich
Ihnen helfen?«
    »Wir glauben, dass er von einem Frachter aufgefischt wurde.
Gewissheit haben wir nicht, aber es sieht ganz danach aus, als
wäre es ein Schiff, dem wir schon einmal begegnet sind, im Umstrittenen Abschnitt – übrigens kurz bevor wir dich gefangen haben. Clavain hatte die Pilotin damals aus
einer Notlage gerettet und hoffte wohl, sie würde sich
revanchieren. Tatsächlich hat ihr Schiff soeben einen
außerplanmäßigen, illegalen Abstecher in das
Kriegsgebiet gemacht. Es ist nicht auszuschließen, dass sie zu
Clavain wollte, um ihn aus dem Weltraum zu bergen.«
    »Dann schießt den Kahn doch ab. Ich verstehe nicht, wo
das Problem liegt.«
    »Dafür ist es leider zu spät. Bis wir uns
zusammengereimt hatten, was geschehen war, befand sich der Frachter
bereits wieder im Hoheitsraum des Ferrisville-Konvents.«
Remontoire deutete über die Schulter auf die leuchtende
Habitat-Kette vor Yellowstones dämmrigem Antlitz.
»Inzwischen ist Clavain wohl im Rostgürtel untergetaucht, und da kennst du dich sehr viel besser aus als
ich. Wenn ich mir dein Strafregister so ansehe, bis du im Gürtel kaum weniger zu Hause als in Chasm City. Und du
wirst sicher gern den Führer für mich spielen.«
Remontoire lächelte und tippte sich leicht mit dem Finger an die
Schläfe. »Nicht wahr?«
    »Ich könnte Sie trotzdem töten. Es gibt immer
Mittel und Wege.«
    »Aber du würdest selbst sterben, und was hättest du
dann davon? Wir sind in einer starken Position. Wenn du uns –
der Synthese – hilfst, sorgen wir dafür, dass du nie in
einem Gefängnis des Konvents landest. Wir liefern eine Leiche
aus, eine Kopie, die aus deinem Körper geklont wird, und
behaupten, du wärst bei uns gestorben. Auf diese Weise bekommst
du nicht nur deine Freiheit, sondern wirst auch nicht mehr von
Scharen von Konvents-Polizisten verfolgt. Wir können dich mit
genügend Geld und guten falschen Papieren ausstatten. Scorpio
wird tot sein, aber du kannst in Frieden weiterleben.«
    »Und warum haben Sie das noch nicht getan? Wenn Sie meinen
Körper klonen können, warum haben Sie denen dann nicht
schon längst eine Leiche geliefert?«
    »Weil die Empörung groß wäre, und deshalb
würden wir normalerweise davon Abstand nehmen. Aber im Moment
ist es wichtiger, Clavain zurückzubekommen, als uns die
Freundschaft des Konvents zu erhalten.«
    »Dann muss euch dieser Clavain eine ganze Menge
bedeuten.«
    Remontoire drehte sich wieder zum Schaltpult um und ließ
seine Finger tanzen wie ein Meisterpianist. »Das stimmt, er
bedeutet uns viel, aber noch mehr bedeutet uns, was er in seinem Kopf
hat.«
    Scorpio überdachte seine Lage. Sein Überlebensinstinkt
arbeitete präzise und skrupellos wie immer, wenn er in einer
persönlichen Krise steckte. Früher war es Quail gewesen,
jetzt war es ein gebrechlich wirkender Synthetiker, der imstande war,
ihn mit einem Gedanken zu töten. Er hatte allen Grund,
Remontoires Drohung ernst zu nehmen und ihm auch zu glauben, dass man
ihn dem Konvent ausliefern würde, wenn er nicht kooperierte. Da
er keine Chance hatte, Lasher von seiner Rückkehr zu
benachrichtigen, wäre er in diesem Fall schon so gut wie tot.
Arbeitete er dagegen mit Remontoire zusammen, dann verlängerte
sich zumindest seine Gefangenschaft. Vielleicht sagte Remontoire
sogar die Wahrheit, und man ließ ihn danach tatsächlich
frei. Und sollte der Synthetiker in diesem Punkt lügen –
was Scorpio eigentlich nicht annahm –, dann ergäben sich
bei diesem Vorgehen sicher mehr Gelegenheiten, mit Lasher in
Verbindung zu treten und schließlich doch noch zu fliehen. Es
klang wie ein Angebot, das nur ein Dummkopf ablehnen würde. Auch
wenn er zumindest für eine Weile mit jemandem zusammenarbeiten
musste, den er immer noch für einen Menschen hielt. »Sie
müssen schon sehr verzweifelt sein«, sagte

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