Die Arche
auftrat. Seiner Bewahrung,
besonders in seiner denkenden Form, hatten sie ihr ganzes Dasein
geweiht.
Es durfte sich nur nicht ungehindert ausbreiten.
Ihre Methodik, über Millionen von Jahren vervollkommnet,
war sehr einfach. Es gab zu viele lebensfreundliche Sonnen, als dass
man sie alle ständig hätte beobachten können; zu viele
Welten, auf denen sich einfache Lebensformen unversehens zur
Intelligenz aufschwingen mochten. So richteten sie ein Netz von
Warnschaltungen ein, geheimnisvollen Artefakten, die so über die
ganze Galaxis verteilt waren, dass eine aufstrebende Zivilisation
eher früher als später über eines davon stolpern
musste. Aber sie hatten nicht die Aufgabe, ahnungslose Zivilisationen
zum Aufbruch ins All zu ermuntern. Sie durften verlockend sein, aber
nicht zu verlockend.
Seither lauerten die Unterdrücker zwischen den Sternen auf
ein Zeichen, dass eine ihrer funkelnden Anlagen eine neue Spezies
angezogen hatte.
Um sodann rasch und in blindem Eifer scharenweise an den
jüngsten Intelligenz-Herd zu strömen.
* * *
Das Militärshuttle, mit dem Voi gekommen war, hing mit
Magnetgreifern außen an der Unterseite des Karussells New
Copenhagen. Clavain wurde an Bord geführt und bekam einen
Platz angewiesen. Man setzte ihm einen schwarzen Helm auf, der vorne
nur ein winziges Glasfensterchen hatte. Er sollte neurale Signale
blockieren und den Synthetiker daran hindern, die Bordinstrumente zu
stören. Clavain war von dieser Maßnahme nicht
überrascht. Er war für die Demarchisten potenziell wertvoll
– obwohl Voi das Gegenteil behauptet hatte, konnte auch in
dieser späten Phase des Krieges noch jeder Überläufer
von Nutzen sein –, konnte aber in seiner Eigenschaft als Spinne
auch beträchtliche Schäden anrichten.
Das Shuttle löste sich vom Karussell New Copenhagen und entfernte sich. Der gepanzerte Rumpf hatte noch altmodische,
fest eingebaute Fenster. Durch das zerkratzte, trübe,
fünfzehn Zentimeter dicke Glas beobachtete Clavain, wie ihnen
gleichsam wie Lotsenfische drei schnittige Polizeikreuzer
folgten.
Er wies mit einem Nicken auf die Schiffe. »Sie nehmen ihre
Aufgabe ernst.«
»Sie eskortieren uns aus dem Hoheitsraum des Konvents«,
sagte Voi. »Das ist so üblich. Wir haben ein sehr gutes
Verhältnis zum Konvent, Clavain.«
»Wo bringen Sie mich hin? Direkt ins Hauptquartier der
Demarchisten?«
»Reden Sie keinen Unsinn. Wir bringen Sie zunächst
einmal an einen sicheren und möglichst abgelegenen Ort. Jenseits
von Marcos Auge befindet sich ein kleines Demarchisten-Lager…
Aber Sie wissen ja sicher über alle unsere Einrichtungen
Bescheid.«
Clavain nickte. »Aber wir wissen nicht, wie Sie mit
Überläufern zu verfahren pflegen. Kommt so etwas bei Ihnen
oft vor?«
In der Kabine befand sich noch ein männlicher, ebenfalls
hochrangiger Demarchist. Voi hatte ihn als Giles Perotet vorgestellt.
Er hatte die Angewohnheit, unentwegt einen Finger seiner Handschuhe
nach dem anderen in die Länge zu ziehen.
»Zwei oder drei Mal in zehn Jahren«, sagte er. »Sie
sind auf jeden Fall seit längerem der Erste. Aber erwarten Sie
keinen roten Teppich, Clavain. Nachdem sich von den bisherigen elf
Überläufern acht als Spinnen-Agenten herausstellten,
schrauben wir unsere Erwartungen nicht mehr allzu hoch. Wir haben sie
zwar alle getötet, aber erst, nachdem sie wertvolle Geheimnisse
weitergetragen hatten.«
»Ich bin kein Agent. Wozu auch? Der Krieg ist ohnehin so gut
wie gewonnen.«
»Dann wollen Sie sich also an unserer Niederlage
weiden?«, fragte Voi.
»Nein. Ich will Ihnen etwas mitteilen, was den Krieg in eine
ganz neue Perspektive rückt.«
Leise Belustigung huschte über ihr Gesicht. »Das
wäre eine beachtliche Leistung.«
»Verfügt die Demarchie noch über ein
Lichtschiff?«
Perotet und Voi sahen sich verständnislos an, dann sagte der
Mann: »Was meinen Sie, Clavain?«
Clavain antwortete erst nach mehreren Minuten. Schweigend
beobachtete er durch das Fenster, wie das Karussell New Copenhagen immer kleiner wurde. Inzwischen konnte man bereits erkennen, dass
der riesige graue Felgenbogen nur Teil eines speichenlosen Rades war.
Dann schrumpfte auch das Rad selbst und verlor sich zwischen den
anderen Habitats und Karussellen im Rostgürtel.
»Unser Nachrichtendienst sagt nein«, sagte er endlich.
»Aber unser Nachrichtendienst könnte sich irren oder
unzureichend informiert sein. Angenommen, die Demarchie müsste
kurzfristig ein Lichtschiff in die Hände bekommen, halten
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