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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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schwebte,
sorgfältig darauf bedacht, sich immer mindestens mit einer Hand
oder einem Fuß an einem Greifpunkt einzuklinken, an ein
Fenster.
    Wieder schwankte das Schiff. Ein blauer Blitz erhellte die Kabine.
Perotet kniff die Augen zu und drehte den Kopf zur Seite.
    »Was ist los?«, fragte Clavain.
    »Wir werden angegriffen.« Das klang bestürzt und
fasziniert zugleich. »Soeben wurde eines von den
Ferrisville-Geleitschiffen abgeschossen.«
    »Unser Shuttle ist nicht schwer gepanzert«, sagte
Clavain. »Wenn das ein ernst gemeinter Angriff wäre,
müssten wir doch bereits tot sein?«
    Wieder ein Blitz. Das Shuttle schwankte und legte sich zur Seite,
ein Zittern durchlief den Rumpf, die Triebwerke wurden hochgejagt.
Der Schiffsführer führte ein Ausweichmanöver
durch.
    »Das war das Zweite«, sagte Voi von der anderen Seite
der Kabine her.
    »Könnten Sie mich vielleicht aus diesem Stuhl
befreien?«, fragte Clavain.
    »Etwas kommt auf uns zu«, rief Perotet. »Sieht aus
wie ein Schiff – vielleicht sogar zwei. Ohne Kennzeichen.
Offenbar ein Zivilschiff, aber das kann nicht sein. Es sei
denn…«
    »Phantome?«, riet Clavain.
    Die beiden schenkten ihm keine Beachtung.
    »Von dieser Seite kommt auch etwas«, sagte Voi.
»Der Schiffsführer weiß nicht, was eigentlich
vorgeht.« Sie wandte sich kurz an Clavain. »Halten Sie es
für möglich, dass Ihre Leute sich so dicht an Yellowstone
heranwagen?«
    »Sie würden mich schon gern zurückholen«,
sagte Clavain. »Möglich ist daher alles. Aber das
verstieße gegen sämtliche Regeln.«
    »Es könnten trotzdem Spinnen sein«, sagte Voi.
»Wenn Clavain Recht hat, gelten die Regeln nicht mehr.«
    »Können Sie zurückschlagen?«, fragte
Clavain.
    »Nicht hier. Im Hoheitsraum des Konvents sind unsere Waffen
elektronisch lahmgelegt.« Perotet löste sich von einem
Greifpunkt und schwebte zu einem anderen an der
gegenüberliegenden Wand. »Das dritte Geleitschiff ist
beschädigt – es hat wohl einen Teiltreffer abbekommen. Nun
verliert es Luft und kann nicht mehr navigieren. Es fällt
zurück. Voi, wie lange noch, bis wir wieder im Kriegsgebiet
sind?«
    Wieder wurden ihre Augen glasig, als wäre sie betäubt.
»Vier Minuten bis zur Grenze, dann werden die Waffen
freigegeben.«
    »Die vier Minuten haben Sie nicht mehr«, sagte Clavain.
»Gibt es an Bord dieses Kahns zufällig einen
Raumanzug?«
    Voi sah ihn fragend an. »Natürlich. Warum?«
    »Weil ziemlich offensichtlich ist, dass sie es auf mich
abgesehen haben. Wozu sollen wir alle sterben?«
    * * *
    Sie zeigten ihm den Spind mit den Raumanzügen. Sie waren von
demarchistischer Machart, aus silbrigrotem, geriffeltem Metall,
technisch etwa auf dem gleichen Stand, aber in den Funktionen doch
ganz anders als die Anzüge der Synthetiker. Clavain wäre
ohne Vois und Perotets Hilfe nicht damit zurechtgekommen. Als der
Helm eingerastet war, leuchteten am Rand des Visiers ein Dutzend
unbekannte Statusanzeigen, Schlängelkurven und wechselnde
Histogramme mit Abkürzungen auf, die Clavain nichts bedeuteten.
Gelegentlich flüsterte ihm ein höfliches Frauenstimmchen
etwas ins Ohr. Immerhin waren die meisten Kurven grün und nicht
rot, das hielt er für ein gutes Zeichen.
    »Ich halte das Ganze immer noch für eine Falle«,
sagte Voi.
    »Sie hatten diesen Überfall von vornherein geplant. Sie
wollten nur auf unser Schiff kommen, um sich dann retten lassen.
Vielleicht haben Sie irgendetwas mit uns angestellt oder etwas an
Bord geschmuggelt…«
    »Was ich Ihnen erzählt habe, ist die reine
Wahrheit«, beteuerte Clavain. »Ich weiß nicht, wer
die Leute da draußen sind, und ich weiß nicht, was sie
mit mir vorhaben. Es könnten Synthetiker sein, aber wenn ja,
dann sind sie nicht hier, weil ich es so geplant
hätte.«
    »Wenn ich Ihnen nur glauben könnte.«
    »Ich habe Sandra Voi sehr bewundert. Ich hatte gehofft, meine
Bekanntschaft mit ihr würde mir helfen, mit Ihnen zu einer
Verständigung zu kommen. In diesem Punkt war ich vollkommen
aufrichtig.«
    »Wenn es Synthetiker sein sollten… wird man Sie dann
töten?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich denke, wenn sie das
wollten, hätten sie es schon getan. Ich glaube nicht, dass Skade
auf Sie Rücksicht genommen hätte, aber vielleicht tue ich
ihr Unrecht. Falls es wirklich Skade ist…« Clavain
schlurfte in die Luftschleuse. »Ich gehe jetzt besser.
Hoffentlich lässt man Sie abziehen, sobald man mich
draußen sieht.«
    »Sie haben Angst, nicht wahr?«
    Clavain lächelte. »Sieht

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