Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
belästigen.«
    »Schön«, sagte die Frau. »Das hört man
wirklich gerne. Das Problem ist nur, dass Sie von mir gar nicht so
viel zu befürchten haben.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Die Frau lächelte mitfühlend.
»Eher von dem Schiff hinter Ihnen. Ich glaube, Sie haben es noch
gar nicht bemerkt.«
    »Hinter mir?«
    Die Frau nickte. »Die Spinnen sitzen Ihnen im
Nacken.«
    Damit war Antoinette endgültig klar, dass sie tief in
Schwierigkeiten steckte.

 
Kapitel 2

     
     
    Skade steckte zwischen zwei ausladenden schwarzen Maschinenteilen,
als der Alarm kam. Einer ihrer Fühler hatte eine
Veränderung im Angriffsmodus des Schiffes festgestellt, eine
Erhöhung der Kampfbereitschaft. Noch handelte es sich nicht
unbedingt um eine Krise, aber sie musste sich auf jeden Fall sofort
darum kümmern.
    Skade zog die faseroptische Nabelschnur ihres Notepads aus der
Anlage und ließ sie ins Gehäuse zurückschnellen. Dann
drückte sie sich die leere Tafel gegen den Bauch. Das Notepad
schmiegte sich an die wattierte schwarze Weste. Sobald die Verbindung
hergestellt war, begann es damit, die gesammelten Daten in einen
gesicherten Teil von Skades Langzeitgedächtnis zu kopieren.
    Skade zwängte sich zwischen den Teilen der Anlage hindurch.
An den schmalsten Stellen musste sie sich drehen und wenden wie ein
Korkenzieher. Nach zwanzig Metern erreichte sie den Ausgang und schob
sich bis zur Taille durch eine schmale, kreisrunde Öffnung, die
sich vor ihr in der Wand aufgetan hatte. So verharrte sie schweigend
und reglos; selbst die bunten Wellen, die ihren Mähnenkamm
durchliefen, kamen zum Stillstand. Die Implantate in ihrem Kopf
meldeten, dass sich auf fünfzig Meter im Umkreis keine weiteren
Synthetiker aufhielten, und bestätigten, dass alle
Überwachungssysteme in diesem Korridor sich blind stellten.
Dennoch blieb sie misstrauisch. Endlich bewegte sie sich, so leise
und behutsam wie eine Katze auf fremdem Territorium, und spähte
nach beiden Seiten den Korridor entlang.
    Niemand zu sehen.
    Sie zog sich vollends nach draußen und sendete einen
mentalen Befehl. Die Öffnung zog sich zusammen wie ein
Schließmuskel, bis sie nicht mehr von der übrigen Wand zu
unterscheiden war. Nur Skade wusste, wo sich diese Eingänge
befanden, und sie zeigten sich auch nur ihr. Selbst wenn Clavain vom
Vorhandensein der Anlage erführe, er könnte nur mit
brutaler Gewalt bis zu ihr vordringen, und damit würde er den
Selbstzerstörungsmechanismus auslösen.
    Das Schiff befand sich immer noch im freien Fall. Skade ging davon
aus, dass es sich weiter an das feindliche Raumschiff heranschob, das
sie verfolgt hatten. Sie fühlte sich in der Schwerelosigkeit
ganz in ihrem Element. Auf allen vieren von einem Haltepunkt zum
anderen springend, durchquerte sie den Korridor. Ihre Bewegungen
waren so präzise und ökonomisch, als wäre sie von
einer eigenen kleinen Schwerkraftblase umgeben.
    [Bericht, Skade?]
    Sie wusste nie genau, wann die Stimme des Nachtkonzils in ihrem
Kopf ertönen würde, aber die plötzlichen
Überfälle konnten sie schon lange nicht mehr
erschrecken.
    Nichts Ungewöhnliches. Wir haben die Möglichkeiten
der Anlage noch längst nicht ausgelotet, aber bisher läuft
alles genau so, wie wir dachten.
    [Gut. Natürlich wäre ein umfassenderer Test
wünschenswert…]
    Skade wurde ärgerlich. Ich hatte doch bereits
erklärt, dass der Einfluss der Anlage zurzeit nur mit besonders
feinen Messungen festgestellt werden kann. Das heißt, wir
können im Schutz von routinemäßigen
Militäreinsätzen Tests durchführen, ohne dass jemand
etwas davon merkt.
    Skade hatte eine Kreuzung erreicht und sprang in den Korridor, der
zur Brücke führte. Bevor sie fortfuhr, regulierte sie ihre
Blutchemie, um die Gereiztheit zu dämpfen. Ich gebe zu, es
bleibt noch viel zu tun, bevor wir die ganze Flotte ausrüsten
können, aber sobald wir die Tests ausweiten, laufen wir Gefahr,
dass alle Welt von unserer Entdeckung erfährt. Und mit aller
Welt meine ich nicht nur das Mutternest.
    [Darauf hast du bereits zur Genüge hingewiesen, Skade.
Kein Anlass, es noch einmal zu tun. Wir stellen nur Tatsachen fest.
Ob ratsam oder nicht, wir brauchen ausgedehntere Tests, und zwar
bald.]
    Skade begegnete einem Synthetiker, der zu einem anderen Teil des
Schiffes unterwegs war, und warf einen Blick in sein Bewusstsein. In
der obersten Schicht hatten sich die jüngsten Erlebnisse und
Empfindungen abgelagert. Nichts von Interesse oder von taktischer
Bedeutung. Darunter befanden

Weitere Kostenlose Bücher