Die Arche
lautem Zischen. In Clavains Ohren
knackte es. Der Druck auf dem schwarzen Schiff entsprach nicht ganz
dem demarchistischen Standard. Die Luft war so kalt, dass er zu
keuchen begann.
»Wer… wer sind Sie?«, stieß er hervor, als er
die Energie zum Sprechen aufbrachte.
Der Mann mit der gepiercten Augenbraue hängte die Axt wieder
an die Wand und zog sich den Finger über die Kehle.
Dann sagte eine unbekannte Stimme: »Hallo.«
Clavain sah sich um. Auch die dritte Person trug einen Raumanzug,
aber er war lange nicht so plump wie die Anzüge der beiden
Männer. Irgendwie gelang es ihr, in dem sperrigen Ding schmal
und drahtig zu wirken. Sie schwebte ganz ruhig, den Kopf ein wenig
schräg haltend, im Rahmen eines Schotts. Vielleicht spielten nur
die Schatten über ihr Gesicht, aber Clavain glaubte, auf dem
makellos weißen Teint geisterhaft blasse schwarze Streifen zu
erkennen.
»Ich hoffe, die Geschwätzigen Zwillinge haben Sie gut
behandelt, Mr. Clavain.«
»Wer sind Sie?«, wiederholte Clavain.
»Ich bin Zebra. Das ist natürlich nicht mein richtiger
Name. Aber den brauchen Sie auch nicht zu erfahren.«
»Wer sind Sie, Zebra? Und warum haben Sie das
getan?«
»Weil man es mir befohlen hat. Was hatten Sie denn
gedacht?«
»Gar nichts. Ich wollte…« Er hielt inne, bis er
wieder zu Atem gekommen war. »Ich wollte die Seiten
wechseln.«
»Das ist uns bekannt.«
»Uns?«
»Sie werden noch früh genug herausfinden, wer wir sind.
Kommen Sie mit mir, Mr. Clavain. Zwillinge, alles sichern und auf
vollen Schub vorbereiten. Bis wir Yellowstone erreichen, werden die
Polizisten des Konvents herumschwirren wie ein Schwarm
aufgescheuchter Glühwürmchen. Das wird ein interessanter
Flug.«
»Ich bin es nicht wert, dass man meinetwegen unschuldige
Menschen tötet.«
»Bisher ist niemand gestorben, Mr. Clavain. Die beiden
Geleitschiffe, die wir zerstört haben, wurden vom dritten aus
ferngesteuert. Das dritte haben wir zwar angeschossen, aber dem
Piloten ist nichts geschehen. Und wir haben es bewusst vermieden, das
Shuttle der Zombies zu beschädigen. Haben die Sie zum Aussteigen
gezwungen?«
Clavain folgte ihr durch das Schott auf ein Flugdeck. Soweit er
sehen konnte, war nur noch eine weitere Person an Bord: ein
verschrumpeltes Männchen, das im Pilotensessel festgeschnallt
war. Es trug keinen Anzug. Die runzligen Hände mit den
Altersflecken krallten sich wie dürre Äste um die
Steuerknüppel.
»Was meinen Sie?«, fragte Clavain.
»Ich halte es durchaus für möglich, wobei es
wahrscheinlicher ist, dass Sie selbst gehen wollten.«
»Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?
Schließlich haben Sie mich.«
Der Greis warf nur einen flüchtigen Blick auf Clavain.
»Normaler Einschuss, Zebra, oder nehmen wir den langen Weg nach
Hause?«
»Nimm den normalen Korridor, Manoukhian, aber halte dich
bereit, davon abzuweichen. Ich möchte mich nicht noch einmal mit
dem Konvent anlegen.«
Manoukhian, falls er wirklich so hieß, nickte und
drückte auf die Elfenbeingriffe der Steuerung. »Schnalle
unseren Gast an, Zebra. Und dich auch.«
Die Frau mit den Streifen nickte. »Zwillinge? Helft mir, Mr.
Clavain zu sichern.«
Die beiden Männer packten Clavain in seinem Anzug auf eine
Beschleunigungsliege. Er ließ sie gewähren. Er war zu
schwach, um mehr als symbolischen Widerstand zu leisten. Im Geiste
suchte er die unmittelbare cybernetische Umgebung des Raumschiffs ab.
Seine Implantate konnten den Datenverkehr, der durch die
Kontrollnetze strömte, zwar spüren, aber beeinflussen
konnte er ihn nicht. Auch die Menschen waren unerreichbar.
Wahrscheinlich hatten sie gar keine Implantate.
»Sind Sie die Phantome?«, fragte Clavain.
»In gewissem Sinne, aber nicht ganz. Die Phantome sind ein
Haufen krimineller Piraten. Wir arbeiten mit mehr Raffinesse. Aber
sie geben uns die Deckung, die wir für unsere Aktivitäten
brauchen. Und Sie?« Die Streifen auf ihrem Gesicht zogen sich
zusammen, als sie lächelte. »Sind Sie wirklich Nevil
Clavain, der Schlächter von Tharsis?«
»Von mir haben Sie das nicht.«
»Sie haben es den Demarchisten erzählt. Und den beiden
Kindern in Copenhagen. Unsere Spione sind überall. Uns
entgeht nicht viel.«
»Ich kann nicht beweisen, dass ich Clavain bin. Aber warum
sollte ich mich auch darum bemühen?«
»Ich denke, Sie sind es«, sagte Zebra. »Jedenfalls hoffe ich es. Wir wären sehr enttäuscht, wenn Sie
sich als Hochstapler herausstellten. Mein Chef wäre ganz und gar
nicht
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